Chapter Twenty

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J O H A N N A

Kaya umarmt uns zur Begrüßung.
„ Ich will mein Date abholen." sagt Flynn etwas lauter und Melly kommt in einem hellblauen Prinzessinnenkleid nach unten.
Flynn hält ihr die Hand für die letzten Stufen hin und dreht sie einmal. Irgendwie erinnert mich das sehr an Steph und Jesse. Das macht er doch mit Absicht.
Ich beglückwünsche sie und stelle mich dann wieder zu Kaya. Nathan lehnt an der Couch mit Alyssa an der Hand, fehlt nur noch Léon.
„ Darf ich bei Flynn und Jo mitfahren?" fragt Melly und schaut zu ihrer Mutter.
„ Wenn dein Bruder gleich unten ist."
Melly zuckt die Schultern. „ Léon komm runter, Mom wird sonst sauer."
Schon ertönen Schritte und ein Seufzen.
„ Ich will auch bei Jo mitfahren!" Alyssa reißt sich von Nathan los und umarmt mein Bein.
Ich hebe die Vierjährige hoch. „ Du weißt ich nehme dich gerne mit, aber ich hab keinen zweiten Kindersitz in meinem Auto." Alyssa beginnt zu schmollen. „ Sorry, Schatz, aber nächstes Mal nehme ich dich mit."
„Muss ich mitkommen?"
„ Es ist der Geburtstag deiner Schwester, natürlich musst du." sagt Nathan zu seinem Sohn.
„ Aber-." fängt er seufzend an.
„ Von mir aus kann er hierbleiben." unterbricht Melly ihren Bruder.
Kaya schüttelt den Kopf. „ Hier bleibt niemand zu hause, also raus mit euch."

Am Park hält Flynn Melly die Tür auf, damit sie aus dem Auto hüpfen kann.
Kindergeburtstag. Ehrlich gesagt könnte ich mir meine Zeit anders vorstellen. Aber solange ich nicht arbeiten muss ist alles okey.
Melly begrüßt ihre Freundinnen die schon da sind, mich wundert es überhaupt nicht, dass kein einziger Junge hier ist.. Also bis auf ihrem Bruder. Die Mütter und Väter der Kinder holten sie, großteils, spätestens gegen vier Uhr nachmittags ab, ein paar blieben hier.
Seufzend lege ich meinen Kopf gegen Flynns Schulter. Sein Arm schlingt sich um meine Taille.
In zwei Tagen fliegt er wieder nach Florida und ich will mir gar nicht vorstellen wie es danach wird. Kaltes Essen, was ich mir wenige Tage vorher bestellt habe, Arbeit, Facetime Anrufe, Arbeit, alleine auf die Kinder aufpassen und noch mehr Arbeit.
Ich will nicht, dass er geht. Verdammt. Ich sollte ihn eigentlich hassen, aber wenn ich ihn jetzt anschaue, sehe ich nicht mehr den Flynn von vor sechs Jahren. Nicht der Flynn, der angefangen hatte mich zu ignorieren und sich jeden Abend mit Drogen in neues High verschafft hatte und auch nicht der Flynn, der mir fremdgegangen ist... Komisch oder?
Als ich das nächste Mal aufblicke löse ich mich zusammenzuckend von Flynn.
Warum zur Hölle ist Adrian hier? Im nächsten Moment sehe ich das Mädchen an seinen Arm.
„ Alles gut?" fragt Flynn und schaut mich besorgt an.
Ich nicke nur.
Das kann so nach hinten losgehen, Flynn kann mindestens so besitzergreifend wie Nathan werden, vor allem wenn seine Eifersucht durchdreht. Adrian und ich hatten nur nochmal geschrieben und er war einmal im Café, aber ich hatte grade neuen Käsekuchen holen müssen. Also hatte ich nicht mit ihm gesprochen.
Ich habe immer noch ein schlechtes Gewissen, darüber wie es gelaufen ist, aber es war immer noch besser zu tun als wäre alles in Ordnung.
„ Hey." schon befinde ich mich in einer Umarmung.
„ Hey." erwidere ich leise.
„ Wie geht es dir?" seine blauen Augen schauen mich an.
„ Gut, dir?" ich presse kurz meine Lippen aufeinander.
„ Auch."
„ Das Mädchen ist?" frage ich und deute auf die Gruppe spielender Mädchen im Sand.
„ Meine Nichte."
Ich nicke nur.
„ Hey." Flynn schlingt seinen Arm wieder um meine Taille und reicht Adrian über meine Schulter hinweg die Hand. „ Ich bin Flynn."
Oh Gott.
Adrians Blick fällt kurz auf mein erhitztes Gesicht bevor er Flynns Hand schüttelt. „ Adrian."
Mein Blick fällt kurz auf Nathan hinter Adrian, der sich amüsiert von uns abwendet und seiner Frau nun hinterherläuft.
„ Holst du deine Nicht ab oder bleibst du?" versuche ich Adrian von seinem Blickduell mit Flynn abzulenken.
„ Ich.." er schaut mich kurz. „ Ich sollte bleiben, meine Schwester würde sonst durchdrehen." sagt er schnell.
Verdammt.
„ Achso." erwidere ich leise und schaue zu Flynn hoch der Adrian noch immer ansieht als würde er ihm gleich den Hals umdrehen. „ Flynn."
Sein Blick trifft augenblicklich auf mich. „ Hmm?"
„ Verhalt dich nicht wie ein Vollidiot." erinnere ich ihn.
„ Was hab ich denn gemacht?" fragt er empört.
Ja, da haben wir es ja schon.
„ Du sollst es einfach lassen. Ich geh nach Alyssa schauen."
Das letzte was ich brauch ist ein Duell zwischen den beiden auf den Geburtstag von meiner „Nichte".
Wie erwartet finde ich Alyssa in der Hüpfburg.
„ Jo." sie springt in meine Arme.
„ Wie gehts deinem Kopf?" frage ich und streiche über ihre Haare. Ich bin mir nämlich nicht sicher inwiefern hüpfen gut ist für sie, aber sie liebt Hüpfburgen.
„ Gut. Der Arzt hat gesagt ich muss nur eine Woche auf Fernsehen verzichten, weil lesen kann ich nicht."
„ Okey." ich ziehe eine Flasche aus meiner Tasche und reiche ihr sie geöffnet. „ Trink mal was."
Sie nimmt ein paar Schlücke und drückt mir die Wasserflasche wieder in die Hand. Mit ihrer kleinen Hand wischt sie über ihren Mund.
„ Jetzt hüpf weiter." lächle ich und schon hüpft sie wieder in die Mitte.
„ Mathe- und Geschichtslehrer. Ich dachte du stehst nicht auf langweilige Typen."
„ Ich will ein Baby." wechsle ich abrupt das Thema.
Erstens weil Flynn jetzt verwirrt ist und sich nicht mehr auf seine Eifersucht konzentriert und zweitens weil ich extrem verzweifelt bin und wirklich ein Baby möchte.
Ich bin fast dreißig und habe kein Kind, abgesehen dass ich auch die Zeit nicht hätte, ich will ein Kind. Verdammt. Kaya hat schon drei und egal wie sehr ich diese drei kleinen frechen Kinder liebe, ich will selbst eins.
„ Du.. was?"
Ich schaue zu ihn hoch. „ Ein Baby. Ich will ein Baby." ich gehe einen halben Schritt auf ihn zu und lege meine Arme um ihn.
„ Ähm.. äh.." stammelt Flynn, dann räuspert er sich. „ Und was meinst du soll ich jetzt tun?"
„ Ich weiß nicht." kurz seufze ich und schmiege mich fester an ihn. Seine Finger streichen über meine Schultern und ich blicke wieder zu ihm auf. „ Du tust mir nicht noch einmal weh....oder?"
Heftig schüttelt er den Kopf. „ Nein. Nie wieder."
Meine Hände greifen sein Hemd. „ Versprochen?"
Ich muss es wissen. Im Moment ist es mir egal ob er in zwei Tagen wieder fliegen muss oder nicht. Ich muss einfach nur wissen, dass er mir nie wieder weh tut. Auch wenn es nicht sicher ist, er hat es mir schonmal versprochen und hat mir noch schlimmer weh getan.
Aber ich kann ihn nicht aufgeben - uns nicht aufgeben.
Es geht nicht, sonst würde ich jetzt nicht hier stehen und in seine grünen Augen blicken.
„ Versprochen. Ich weiß ich hab echt viel falsch gemacht, aber wir haben andere jetzt Vorraussetzungen. Wir bekommen das hin, wenn du uns noch eine Chance gibst."
„ Wir sind Meilen, Staaten, voneinander entfernt - das ist unser Standpunkt." erinnere ich ihn, dann schüttle ich kurz den Kopf. „ Falscher Ort drüber zu sprechen."
Aber es hat gereicht, dass er nicht über Adrian sprach.

Weil es weh tut wenn du gehst [ abgebrochen ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt