Chapter Twenty-Two

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J O H A N N A

Nachdem Flynn seinen letzten Tag lieber bei Kaya, ohne mich, verbracht hatte, war es wieder Zeit uns zu verabschieden. Auch wenn Flynn gestern noch öfters meinte er könnte ja langer bleiben, für ein paar Tage - aber das macht das Ganze auch nicht einfacher und er hat auch Sachen zu erledigen.
Dass er den halben Tag bei Kaya war, war irgendwie verletzend, weil ich nicht mitkommen sollte und die Zeit lang alleine in der Wohnung saß. Jedoch habe ich etwas an meinen Zeichnungen weitergearbeitet und die Wohnung aufgeräumt.
„ Pass auf dich auf." Flynn drückt mir einen Kuss auf die Stirn, löst sich aber nicht von mir.
Ich blicke zu ihm auf. Seine grünen Augen glänzen leicht und sein Daumen, der über meine Seite streicht, führt dazu dass ich ihn nicht loslassen will. „ Schreib mir wenn du gelandet bist."
„ Mach ich." ein letztes Mal küsst er mich und löst sich von mir. „ Ich ruf dich nachher an."
Ich nicke nur, weil ich kurz davor bin zu weinen. Es tut doller weg als die letzten Male. Ich will wirklich nicht, dass er  geht.
Kaum hat er einen weiteren Schritt Abstand genommen, werfe ich mich um seinen Hals. „ Ich will nicht, dass du gehst." nuschle ich an seiner Schulter.
Verdammt, das wollte ich eigentlich unterlassen. Aber ich konnte es nicht. Warum muss ich plötzlich so emotional werden? Wer kam auf die Idee Fernbeziehungen zu führen? Wie kommen diese Menschen damit klar sich immer wieder aufs Neue von der Person, die man liebt, zu verabschieden? Der Gedanke ihn erst wieder in einigen Monaten zu sehen bringt mich fast um - dabei war es mir sechs Jahre lang egal, ob er überhaupt noch existiert.
„ Ich bin bald wieder da. Versprochen." er streicht über meine Schulter und ich schaue wieder in seine grünen Augen. „ Glaub mir." er wischt über meine Wangen.
Wieder nicke ich nur. Dann ertönt die letzte Ansage seines Flugs.
Ich muss ihn loslassen. Verdammt, ich will nicht.
„ Ich muss jetzt aber wirklich los." Ich löse mich von ihm, er drückt mir noch einen Kuss auf den Ansatz. „ Ich liebe dich."
„ Ich liebe dich auch." erwidere ich und schon setzt er seinen Weg fort.
Ich gehe raus, setze mich in mein Auto. Keine Ahnung wie lange es gedauert hatte, fünf Minuten, zehn Minuten, vielleicht dreißig, bis ich losgefahren bin.
Als ich dann zurück in meiner Wohnung ankomme fühle ich mich mindestens so leer wie es mir meine Wohnung wieder spiegelt.
Ich setze mich an meinen Laptop und scrolle meine E-mails durch. Nur um dann wieder meinen Laptop zu zuklappen und mich seufzend nach hinten zu lehnen.
Ich brauche verdammt nochmal einen Job, wo ich mehr verdiene, damit ich nicht mehr zwei Jobs haben muss, aber ich bekomme nur Absagen oder überhaupt keine Antwort.
Ich liebe meine Arbeit im Café, obwohl sie anstrengend sein kann, ich liebe meine Mitarbeiter und ich kenne die Gäste, aber ich verdiene nicht gut. Meine kleinen Zeichenjobs sind auch nicht gut bezahlt - besser als nichts aber ich wäre froh, wenn ich mich darauf konzentrieren könnte und es bei einen Job bleiben wurde. Geregelte Zeiten, genügend Schlaf, genügend Geld - mehr brauch ich nicht. Naja.. vielleicht noch ein wenig Unterstützung.. und Flynn.. aber dass gehört nicht zum Thema.
Um vierzehn Uhr hat mich schon eine Nachricht von Flynn erreicht und ich bin auf dem Weg zur Arbeit. Unsere Aushilfe ist krankgeschrieben und ich darf jetzt die restlichen fünf Stunden übernehmen.
Ich kann mir deutlich etwas besseres vorstellen als Sonntags zu arbeiten.

„ Hey." ich klemme mir das Handy zwischen Ohr und Schulter, damit ich meine Tür aufschließen kann.
„ Alles gut?"
„ Ja, es war nicht viel los." ich schließe die Tür und streife meine Schuhe ab. „ Bei dir?"
„ Ja, schon." sagt Flynn, jedoch ist es nicht ganz überzeugend.
„ Sicher?"
Schweigen am anderen Ende, dann hört man das Lattenrost seines Betts, auf das er sich bestimmt geschmissen hat - wie er es immer tut bis es kaputt geht.
„ Ja, ich vermisse dich nur."
Ein leichtes Lächeln schleicht sich auf meine Lippen.
Ich habe immer noch Angst vor dem Ganzen und ich weiß nicht was passieren muss damit es aufhört.
„ Ich vermisse dich auch." erwidere ich, lasse aber gekonnt aus dass ich im Auto minutenlang geweint habe.
„ Ich muss dich etwas fragen."
Plötzlich steigt in mir Panik auf, auch als ich endlich auf meinem Bett sitze, spüre ich mein Herz deutlich gegen meinen Brustkorb hämmern. Kurz räuspere ich mich, denn mein Hals ist ganz trocken geworden. „ Was denn?"
„ Also.." nun räuspert er sich auch. „ ich weiß nicht, wie hoch die Chance ist aber.. um sicher zu gehen.. Du würdest mir doch sagen, dass du schwanger bist, wenn du schwanger sein solltest, oder?"
„ Ich geh nicht das Risiko ein, dass du so ein Theater machst wie Nathan damals. Und alleine könnte ich auch keine Entscheidung treffen. Also ja - du wärst der Erste, der davon erfährt."
„ Okey. Gut." antwortet er langsam. „ Wobei Nathan auch etwas übertrieben hat."
Mich wundert es, dass er sich, so high wie er damals schon war, überhaupt daran erinnern kann. Damals schien er völlig weggetreten.
„ Ja, Nathan ist Nathan, ich hab nichts anderes erwartet." winke ich ab, obwohl er meine Handbewegung nicht sehen kann. „ Jedenfalls sage ich dir falls es der Fall sein sollte."
Ich verstehe, dass Kaya damals Panik hatte, bei Melly hatte sie auch erst Angst es ihm zu sagen, aber sie wollte das Risiko nicht nochmal eingehen und hat es ihm nach einer Woche endlich gesagt. Nathan war ein wenig verzweifelt, aber hat sich auch irgendwie gefreut. Jedoch sind wir nicht mehr zwanzig, sondern fast dreißig, wenn ich Flynn davon nichts sagen würde und es einfach behalten und bekommen würde, würde ich einen riesigen Fehler begehen und wenn hätte das Kind es besser wenn Flynn und ich es zusammen aufziehen würden - egal wie wir das machen wollen. Alleine würde ich niemals um ein Kind sorgen können.
Den restlichen Abend telefonieren wir noch, bis ich dabei einschlafe.

Am nächsten Morgen klebt mir das Handy immer noch unter meinem Ohr und der Wecker schrillt hinein. Wow.
Ich blicke auf mein Handy, schalte den Wecker ab und sinke zurück auf mein Kissen. Ich will nicht arbeiten gehen. Ehrlich gesagt will ich gar nichts mehr so richtig. Einfach nur schlafen, weil ich so ausgelaugt bin und dann bin ich gerne wieder bereit acht oder neun Stunden zu arbeiten und Babysitter zu spielen.
Nach zehn Minuten habe ich mich aufgerafft, mein Handy angeschlossen, um mit mehr als zehn Prozent das Haus verlassen zu können und nun schleife ich in meine Küche um mir ein Kaffee zu machen bevor ich duschen gehe.

Weil es weh tut wenn du gehst [ abgebrochen ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt