Chapter Sixteen

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J O H A N N A

Arbeit, noch mehr Arbeit, auf die Kinder aufpassen und mit Flynn telefonieren. Das ist mein momentaner Alltag. Und es ist unendlich stressig. Es fühlte sich an als würden die Tage dahin fliegen aber sich auch gleichzeitig wie Jahre strecken.
Es klopft an meiner Tür und ich raffe mich von meinem Schreibtisch auf um sie aufzumachen. Als ich in ein, mir nur zu bekanntes, grünes Augenpaar schaute, bekomme ich gar keine Möglichkeit etwas zu sagen und werde direkt in einen Kuss gezogen. Meine Hände lege ich an seine muskulöse Brust und erwidere freudig den Kuss.
Wie sehr ich ihn vermisst habe wurde mir erst dann bewusst, als ich seine Lippen auf meine spürte. Mir war die ganze Zeit über klar, dass ich ihn vermisse, aber so erleichtert zu sein weil ich ihn sehe, habe ich seit Jahren nicht mehr gedacht.
„ Hey." seine raue Stimme ist nur ein Flüstern während seine Stirn an meiner liegt und er beginnt zu Lächeln.
„ Hey." lächle ich ebenfalls. „ Ich dachte du kommst erst nächste Woche."
„ Planänderung. Ich wollte dich sehen und eine Woche hin oder her, ich dachte das stört nicht."
Ich schüttle den Kopf. „ Komm rein." ich greife Flynns Hand und führe ihn in meine kleine Wohnung. Wir stehen direkt im Wohnzimmer, links von uns befindet sich das Schlaf- und Badezimmer und rechts durch einen Türrahmen die Küche. Ich habe dort keine Tür eingehangen, weil der Durchgang irgendwie schön aussah und es die beiden Zimmer verbindet.
Kaum hat Flynn seinen Koffer abgestellt und ich die Tür geschlossen, zieht er mich wieder in seine Arme und atmet den Duft meiner Haare ein, den er so liebt.
Vielleicht habe ich deswegen seit Jahren mein Shampoo nicht gewechselt.
Sofort sind wir uns näher als das Wochenende was ich bei ihm verbracht hatte und ich noch etwas skeptisch war, aber nach unseren Abschiedskuss hatte ich nichts anderes erwartet.
Ich atme einmal tief durch bevor ich mich seufzend an seine Brust schmiege. Man kann sich gar nicht vorstellen wie schön das nach diesen anstrengenden fünf Wochen sein kann.
„ Ich hab dich so vermisst." nuschle ich.
„ Ich dich auch." seine Umarmungen wird fester und ich könnte schwören, dass er mich nicht so schnell loslassen wird.
Aber das will ich gar nicht. Für diesen Moment könnte es nichts besseres geben.
Nach einigen Minuten löse ich mich grade soweit, dass ich in sein Gesicht schauen kann. „ Ich muss noch weiter zeichnen. Wenn du Hunger hast können wir etwas bestellen, oder essen gehen, ich hab nichts da womit machen kochen könnte." ich lächle schief.
Er nickt nur bevor er mir einen Kuss aufdrückt. „ Wir gehen essen, wenn du fertig bist."
Einen kurzen Moment fühle ich mich wie damals, als noch alles gut zwischen uns lief, die ersten Wochen, Monate, in denen wir kaum Probleme hatten.
Da mich die Erinnerungen drohen einzuholen, löse ich mich nur nickend von ihm und setze mich wieder an meinen Grafiktablet um die Zeichnung fertig zu stellen.

Knappe zwei Stunden später befinden wir uns in dem chinesischen Restaurant in dem ich mein zweites Date mit Adrian hatte.
Wir sitzen an einen der hinteren Tische und mein Handy vibriert als unser Essen grade mal auf dem Tisch steht. Da es Kaya ist muss ich rangehen.
„ Was gibts?"
„ Ich weiß momentan ist es schwierig, aber kannst du auf die Kleinen aufpassen?" ihre Stimme klingt panisch und verzweifelt zugleich.
„ Ist etwas passiert?"
Kurz hört man ein Rascheln. „ Nein, nichts schlimmes. Kannst du?" irgendwie kaufe ich es ihr nicht ab.
„ Ja, wann soll ich da sein?"
„ Spätestens in einer Stunde. Du bist Essen oder?"
Natürlich entgehen ihr die Hintergrundgeräusche auf meiner Seite nicht.
„ Ja. Ich bin in fünfundvierzig Minuten da." sage ich.
„ Danke dir." damit legt sie auf und ich stecke mein Handy weg um mich den Nudeln zu widmen. Ich bin am verhungern und wenn Kaya mir keinen genauen Grund sagt warum es so wichtig ist, werde ich nicht schon wieder aufs Essen verzichten.
„ Kaya?" fragt Flynn und ich nicke nur.
„ Ich soll auf die Kinder aufpassen."
Nachdem wir aufgegessen und bezahlt haben, fährt Flynn uns zu Kaya. Kaum sind wir aus dem Aufzug gestiegen hört man schon schreiende Stimmen aus der Wohnung dringen.
Wow. Ich wusste es ist etwas passiert.
Um es zu unterbrechen drücke ich auf die Klingel anstatt zu klopfen und sofort verstummt es in der Wohnung.
Kaya öffnet die Tür und bleibt kurz irritiert stehen als sie Flynn entdeckt, dann schüttelt sie den Kopf.
„ Danke." sie umarmt mich kurz und darauf Flynn.
Ich frage nicht nach was passiert ist, in der Wohnung herrscht das reinste Chaos und ich weiß, dass Kaya für eine Woche ihre Mutter besuchen war.
Aber deshalb mich zu rufen ist auch für Kaya etwas zu übertrieben.
„ Wir sind in spätestens um zwölf wieder da." sagt sie schnell. Und wendet sich zu ihrem Ehemann. „ Und du bewegst dein Arsch zu deinem Auto."
„ Kaya, es war nicht-."
Sie schiebt ihn aus der Wohnung und schon ist die Tür zu.
Direkt herrscht Stille, nicht mal die Kinder sind zu hören.
„ Ich schau nach Alyssa." sage ich schnell, denn ich weiß, dass sie es hasst wenn sich ihre Eltern streiten, auch wenn es nicht zu oft vorkommt.
Ich erkämpfe mir einen Weg zur Treppe und gehe hoch in ihr Zimmer. Doch da ist sie nicht. Also schaue ich nach Melly und Léon die ich in Mellys Zimmer finde. Beide sitzen auf dem cremefarbenen Teppich und schauen sich an.
„ Hey." sage ich leise und sofort springen beide auf um mich zu umarmen. Ich gehe in die Hocke und schließe sie in meine Arme. „ Wo ist eure kleine Schwester?" frage ich und beide versteifen sich kurz.
„ Oma ist vorhin mit ihr weggefahren." sagt Melly.
„ Alyssa ist die Treppe runtergefallen." Léon schaut mich an und langsam fügt sich alles zusammen.
„ Flynn ist unten und versucht bestimmt etwas aufzuräumen, helft ihr ihm?" sage ich alleine damit sie sich etwas ablenken, denn ich merke, wie es sie beschäftigt.
Léon nickt und verlässt sofort das Zimmer um runterzugehen, aber Melly schüttelt den Kopf.
„ Was ist los?" ich greife ihre kleine Hand und sie blickt kurz weg.
„ Es war meine Schuld und jetzt ist Dad sauer auf mich." sagt sie leise.
„ Warum meinst du es ist deine Schuld?"
„ Weil ich auf sie aufpassen sollte, während Dad einkaufen ist und dann ist sie auf eins von Léons Autos ausgerutscht." sie zieht die Nase hoch und reibt sich kurz über die Augen. „ Sie hat am Kopf geblutet und als ich Dad anrufen wollte, ist Mom reingekommen. Ich hab die habe Zeit geweint, weil ich nicht wusste was ich tun sollte. Mom hat dann im Krankenhaus angerufen, Oma ist mit Alyssa weggefahren und dann hat sie Dad und dich angerufen. Bis Dad hier war hat sie sich mich getröstet und dann bin ich mit Léon in mein Zimmer gegangen bevor Dad und Mom sich gestritten haben."
Ich schließe sie wieder in meine Arme und sie beginnt noch heftiger zu weinen. „ Alyssa wird es gut gehen und es ist überhaupt nicht deine Schuld. Dass du deinen Vater direkt anrufen wolltest, war die richtige Entscheidung."
Dass er sie überhaupt alleine gelassen hat ist unmöglich. Warum hat er mich nicht einfach angerufen? Ich hätte doch aufgepasst.
„ Okey, weißt du was?" ich strecke sie auf eine halbe Armlänge weg und wische über ihre nassen Wangen. „Wir gehen jetzt runter, räumen gemeinsam auf, damit Mommy das nicht machen muss und dann machen wir etwas zu essen für euch."
„ Machst du Musik an?" fragt sie.
„ Ganz laut."
„ Hmm okey."

Weil es weh tut wenn du gehst [ abgebrochen ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt