15. Für immer

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Blue zitterte. Ihre Hand lag auf Noahs eiskalter Wange und es war fast als könnte man die Wärme aus ihm herausströmen sehen. Sie wusste, dass es für Noah und sie keine Zukunft gab und sie wusste, dass sie es nicht herauszögern durfte. Aber das hieß nicht, dass es nicht verdammt weh tat. Noah war ihre erste wahre Liebe gewesen und sie waren auseinander gerissen worden, bevor sie es sich selbst wirklich eingestanden hatte. Machte es das leichter? Oder nur noch schwerer? Blue wusste außerdem, dass sie sich vielleicht wieder verlieben würde, sehr wahrscheinlich sogar. Aber das war in diesem Moment so surreal, sie konnte es sich nicht vorstellen und wollte es auch nicht. Alles was sie gerade konnte war in Noahs blaue Augen zu sehen, die mit Tränen gefüllt waren, genau wie ihre eigenen.
„Blue?" Noah klang wie ein Windhauch, zu leise, um lebendig, aber zu wirklich, um eingebildet zu sein. Trauer klang aus seiner Stimme.
„Ich bin bereit. Du hast gesagt, du bist es schon, gestern in deinem Garten. Du hast gesagt du wartest bis ich es auch bin. Wenn das stimmt... Ich bin bereit." Bereit. Bereit für was? Bereit zum Abschied nehmen? Bereit zum Sterben? Wie konnte ein junger Erwachsener, gefangen im Körper eines Jugendlichen, bereit sein zu sterben? Manche Menschen verbrachten ein Jahrhundert damit sich auf den Tod vorzubereiten, aber letztendlich traf der Tod sie alle gleich stark. Vielleicht war es etwas anderes, wenn man ein Geist war. Vielleicht war es leichter, wenn man sieben Jahre lang zwischen Leben und Tod gefangen war.
„Okay." Blue trat einen Schritt näher an ihn heran. Noah war noch menschlich, Blue konnte ihn berühren, die Luft zwischen ihnen mit ihrem Körper füllen. Sie legte ihre Arme um seinen Hals. „Noah Czerny", flüsterte Blue in sein Ohr, „Noah Czerny, ich liebe dich."

Blue war ihm näher als sie es je gewesen war. Er konnte ihren Herzschlag spüren, sie atmen hören, ihre warmen Hände an seinem Hals. Er versuchte sich zu erinnern, wie es war einen Herzschlag zu haben. Er glaubte nicht, dass sein Herz noch schlug. Wieso auch? Er schloss die Augen. „Ich liebe dich auch." Es stimmte. Er liebte sie und es brach ihm das nicht mehr schlagende Herz sie verlassen zu müssen. Er sah ihr ein letztes Mal in die Augen. Er wusste nicht, was nach dem Tod kam, aber er wollte sich an diese Augen für immer erinnern. „Leb wohl, Blue Sargent." Dann küsste sie ihn.

fading - the raven cycleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt