fading - the raven cycle

6. Dosen-Makkaroni mit Toast

Nachdem Blue so stürmisch aus dem Zimmer geflüchtet war, hatten Adam, Ronan und Gansey beschlossen, dass es wohl das Beste war ihr ein bisschen Zeit und Ruhe zu lassen. Als sie nun alle zusammen im Monmouth waren, herrschte eine ziemlich bedrückte Stimmung. Noah war immer noch nicht aufgetaucht.
Gansey hatte Adam angeboten im Monmouth zu übernachten, für den Fall, dass er irgendwann heute Abend wieder erschien, aber Adam hatte abgelehnt. Allerdings wollte er auch nicht sofort wieder alleine in seiner beengten Wohnung sitzen, also verbrachte er den Rest des Tages mit den anderen in Ganseys eigenem Fabrikgebäude. Sie spielten Billiard, um sich abzulenken, aber richtig konzentrieren, konnte sich niemand von ihnen. Immer wieder drifteten ihre Gedanken zu Noah und Blue. Adam hatte schon länger die Vertrautheit zwischen den beiden bemerkt, die Blicke, mit denen sie sich ansahen. Adam hatte gedacht sein Liebesleben war verkorkst, aber verliebt in einen Geist? Das war ein ganz anderes Level von unglücklicher Liebe.

„Glaubt ihr er wusste es?", fragte Gansey in die Stille hinein. „Ob er wusste, dass Blue seine wahre Liebe ist? Oder dass er sterben wird, wenn er sie küsst? Oder dass er sonst langsam in dieser Welt verrottet bis nur noch seine einsame Seele übrig ist?" Ronan hatte es wie einen Witz klingen lassen, aber sein gequältes Gesicht verriet, wie sehr im dieser Gedanke zusetzte. Adam zuckte mit den Schultern. Er hatte noch nie verstanden, was in Noahs Kopf vor sich ging. Es war nur schwer zu durchschauen an was er dachte, geschweige denn, ob er von seinem schrecklichen Schicksal gewusst hatte.
Nach einer Weile meldete sich Ronan wieder zu Wort: „Also ich weiß nicht wie es bei euch aussieht, aber ich sterbe gleich vor Hunger." Kaum hatte Ronan das angemerkt, bemerkte auch Adam, dass er seit den Pancakes heute morgen nichts mehr gegessen hatte. Also machte sich Gansey daran zwei Dosen Makkaroni aufzuwärmen, sowie mehrere Scheiben Toast zu bräunen. Gansey fluchte laut, als er sich verbrannte. Er war ein grauenhafter Koch. Adam kam ihm zu Hilfe und wandte geschickt die Toastscheiben in der Pfanne um. Gansey besaß keinen Toaster, denn er war eben Gansey und alles was altmodisch und handfest war gefiel ihm. Im Gegensatz zu ihm war Adam ein recht guter Koch. Aber das war wohl der Unterschied zwischen zwei Jungen, von denen der eine in einem Anwesen mit eigenem Küchenpersonal gelebt hatte, während der andere in einem Wohnwagenpark aufgewachsen war.
Kurze Zeit später saßen sie alle auf dem Boden des Apartments (denn es gab keinen Esstisch, nur einen kleinen Schreibtisch, der gegen eine Wand geschoben worden war und der war so beladen, dass Adam befürchtete er würde irgendwann unter der Last der Bücher einfach nachgeben) und aßen ihre Dosen-Makkaroni mit Toast. Ronan hatte ein wenig beleidigt angemerkt, dass man das wohl kaum eine richtige Mahlzeit nennen konnte, aber der Kühlschrank war ansonsten leer und sie hatten sich nicht getraut zum Einkaufen wegzugehen, falls Noah doch noch kommen würde. Sie alle waren besorgt und angespannt, wollten sichergehen, dass es ihm den Umständen entsprechend gut ging. Außerdem nörgelte Ronan oft, also war das nichts besonders.

Nach dem Essen spülten sie Geschirr ab und räumten ein wenig auf. Gansey saugte sogar Staub und Ronan mistete ein wenig sein Zimmer aus. Und das sprach wohl Bände über seine Rastlosigkeit. Als sie letztendlich wirklich nichts mehr produktives mit sich anzufangen wussten, verschwand Ronan in sein Zimmer, wahrscheinlich, um Musik zu hören. Nicht aber ohne davor die anderen zwei zu beten ihn zu hohlen, falls Noah ein Lebenszeichen (wie ironisch) von sich gäbe. Gansey und Adam entschieden sich dafür, abermals ihre Notizen über Glendower durchzugehen. Adam brütete über Karten und Büchern, während Gansey sein Notizbuch überarbeitete, an manchen Stellen Kommentare oder Skizzen einfügte und an anderen Sätze durchstrich oder Seiten ganz herausriss. So verbrachten sie mehrere Stunden, wartend, die Zeit totschlagend. Aber Noah tauchte nicht auf.