Als Blue aus ihren versponnen Träumen wieder erwachte, war es Nacht. Mondlicht schien durch ihr Fenster und erhellte den Raum in silbrigem Glanz. Sie hätte versucht weiterzuschlafen, aber sie war zu durcheinander. Wieder und wieder spielten sich Mauras Worte in ihrem Kopf ab. Schließlich hielt Blue es nicht mehr aus noch weiter dazuliegen und stand auf. Sie wanderte durch das stille Haus. Eigentlich konnte sie sich nicht erinnern dort hingelaufen zu sein, doch sie fand sich im Garten wieder. Natürlich.
Mit den Fingerspitzen fuhr sie über die Rinde des mächtigen Baumes, der hier stand. Ihr Baum. Es klang vielleicht etwas komisch, aber sie hatte immer schon eine besondere Beziehung zu ihm gehabt. Während sie noch das gewundene Muster der Rinde nachfuhr, hörte sie plötzlich eine Stimme hinter sich. „Blue" Nur ein Wort. Sie drehte sich um, sie wusste wer da stand. „Noah." Sie musste sich zusammenreißen, um nicht laut los zu schluchzen. Mit zwei Schritten war sie bei ihm und schloss seine dünne, blasse Gestallt in die Arme. „Wie geht es dir?", flüsterte sie an seinem Ohr. Er lächelte sanft. „Jetzt besser. Bei dir ist es immer besser." Sie verbarg ihr Gesicht an seinem Hals, damit er ihre Tränen nicht sah.
Eine Weile standen sie einfach da, unter Blues Baum, ihre Körper verschlungen. Dann löste sich Blue von Noah und setzte sich ins Gras. Sie bedeutete ihm sich neben ihr niederzulassen und legte ihren Kopf auf seine Schulter. Sie wandte ihren Blick zu den Sternen, dachte an eine Zukunft, eine Zukunft mit Noah. Eine Zukunft, die sie nie haben würde. Es war eine schöne, aber unmögliche Vorstellung. Nichts als ein wunderschöner Traum, der aber nur umso mehr schmerzte, sobald man aufwachte. „Woran denkst du?", fragte Noah sie. Blue sah in seine blau-grauen Augen. „Wie es wäre, wenn wir beide ein ganz normales Leben vor uns hätten. Keine Flüche, keine Geister. Ganz normale Teenager, die sich verlieben." Dann schwiegen sie beide.
Im Dunkel verborgen zirpten Grillen, die Luft war immer noch aufgeheizt von der Sonne, die den ganzen Tag über ohne Erbarmen auf das Gras niedergebrannt hatte. Irgendwo bellte ein Hund. Noah und Blue lagen nebeneinander auf dem viel zu hohen Rasen. Sie hielt seine Hand. Es könnte eine ganz normale Sommernacht in Virginia sein. Sie könnten zwei ganz normale, verliebte Teenager sein, die sich heimlich im Garten trafen. Alles könnte so anders sein. Aber sie waren nicht normal. Noah war ein Geist, Blue ein Spiegel. Sie waren verflucht.
„Noah?" Blues Stimme war leise und sanft, sie klang traurig. „Ja?", antwortete Noah. Sie beide sahen immer noch in den klaren Sternenhimmel. Eine Sternschnuppe kreuzte ihren Blickfeld. Konnte man sich etwas wünschen, von dem man wusste, dass es unmöglich war? „Ich mache es. Ich mache es
sobald du bereit bist."Noah hatte einen Arm um sie gelegt, Blue war eingeschlafen. Er betrachtete sie lange. Sie war so unglaublich tapfer. Er wusste, sie tat das nur für ihn. Er liebte sie und sie liebte ihn. Und trotzdem durfte es nicht sein, ihr Schicksal hatte es anders bestimmt.
Dieses verdammte, grausame Schicksal.
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fading - the raven cycle
FanfictionEine 'the raven cycle' fanfiction "Wenn Blue ihre wahre Liebe küsste, dann würde dieser Junge sterben." Aber was wenn Blues wahre Liebe nicht Gansey gewesen wäre? Noah Czerny war seit sieben Jahren tot. Zumindest fast. Er konnte gehen und sprechen...