Einzelne Strähnen meiner Haare fielen mir ins Gesicht, aber da die Sicht ja ohnehin nicht noch viel schlechter werden konnte, ließ ich sie genau dort. „Du hast daheim keine Freunde?“ Sein verblüffter Unterton machte die Frage auch nicht mehr besser.
„Nein, ich tu nur so“, antwortete ich ironisch und verschränkte die Arme vor der Brust. „Warum nicht?“ Ich hatte keine Antwort auf diese Frage, obwohl sie mich schon lange beschäftigte.
Oft hatte ich gedacht, dass es vielleicht einfach an meiner Persönlichkeit lag, aber irgendwann hatte ich mich damit abgefunden und es in die unterste Schublade meines Gehirns gepackt.
„Ist ja auch egal, ich mag dich und Zoey und Kyle auch. Wer braucht schon andere, wenn man uns hat?“ Er rutschte von seinem Kissen und kniete sich vor mich hin, zumindest war das alles, was ich wahrnehmen konnte.
Kurz drauf stieg mir auch sein Geruch in die Nase, den ich inzwischen nur zu gut kannte. Obwohl er so weit weg war, war er dennoch präsent und verschlug mir den Atem. „Stimmt auch wieder“, hauchte ich atemlos, da ich so benebelt von seiner Nähe war.
Ich sollte mich echt einmal am Riemen reißen, sonst würde er sicher merken, was mit mir los war. Stocksteif saß ich da, versuchte aber dennoch gelassen zu wirken. Zum Glück konnte er mich wenigstens nicht sehen, somit war es eher unwahrscheinlich, dass er merken würde, wie rot meine Wangen waren.
Allein dadurch, dass er sich freiwillig direkt vor mich gesetzt hatte. War das überhaupt noch normal, oder hatte ich womöglich doch Fieber? Ich wusste genau, wie dämlich diese These war, aber ich klammerte mich daran fest, wie an einem Rettungsring.
Er legte mir sanft eine Hand auf die Schulter, was mich nicht wirklich beruhigte, sondern eher das Gegenteil bewirkte. Und von da an ging alles so schnell, dass ich es kaum erfassen konnte. Er näherte sie meinem Gesicht und ich spürte seinen warmen Atem auf meinen ohnehin schon glühend heißen Wangen.
Seine Hand rutschte langsam meine Schulter hinauf, bis sie in meinem Nacken lag, was in mir wieder dieses ungewohnte Kribbeln auslöste. Ich saß immer noch regungslos da, während mein Herz schier aus meiner Brust zu springen schien.
Der Schatten vor mir hatte glänzende braune Augen, in die ich unentwegt blickte. Sie raubten mir schlichtweg den Atem und lösten ein warmes Prickeln in mir aus. Was sollte das hier werden?
Er wollte mich doch nicht etwa küssen, oder vielleicht doch? Hoffnungsvoll blickte ich in seine Augen und verlagerte mein Gewicht ein wenig, sodass wir uns jetzt noch näher waren.
Wenn er mich wirklich küssen wollen würde -was ich, um ehrlich zu sein, für eher unwahrscheinlich hielt- dann hatte er jetzt die Gelegenheit dazu. Noch immer konnte ich mich kaum bewegen, so hypnotisiert war ich von seinen braunen Augen, die mich direkt anblickten. Ein bisschen fühlte es sich an, wie ein Traum, der wahr wurde.
Eigentlich ein schöner Traum, zumindest, wenn ich endlich verstehen würde, was in Jasons Kopf vorging! Aber das hier war kein Traum. Jason Smith war gerade dabei, mich zu küssen. Eine Welle des Glücks spülte mich wieder in die Realität zurück, wo ich langsam die Augen schloss und mich auf den Kontakt mit seinen Lippen einstellte.
Irgendwo in meinem Magen randalierte eine Schar Schmetterlinge und in meinem Gehirn wurden so viele Endorphine ausgeschüttet, dass ich dafür sicher einen Jahresvorrat an Schokolade benötigt hätte. Und dann endlich spürte ich diese warmen Lippen auf meinen, nach denen ich mich so gesehnt hatte.
-------------------------------------------------------------------------------------------- Ich hoffe ihr freut euch darauf genauso sehr, wie ich :D Und für Diejenigen, die dieser Prolog verwirrt hat: es ist ein Auszug aus der späteren Handlung des Buches :)
DU LIEST GERADE
Far away
RomanceEin Auslandsjahr ist ja an sich schon total spannend. Neue Leute, neue Schule und neue Cora. Jedenfalls war das Ganze in Coras Vorstellung irgendwie anders. Es war einfacher. Das ist es in der Vorstellung wahrscheinlich immer. Es war leichter, vor a...