Kapitel 27 Der Streit

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Am nächsten Tag sehe ich Ethan gar nicht. Das ist auch in Ordnung. Es regnet und so gibt es sowieso nicht viel was wir hätten machen können.
Am nächsten Tag hat Ethan sich immer noch nicht bei mir gemeldet. Das nervt ungeheuerlich! Ich rufe gefühlte hundert Mal bei ihm an, doch keiner geht ran. So lange bis ich von Floh erfahre das Ethan sich die letzten zwei Tage wieder mal in seinem Zimmer eingeschlossen hat und nicht raus kommen will.
Ich komme bei Floh an und sie öffnet die Tür bevor ich auch nur die Hand nach der Klingel ausstrecken kann.
"Komm rein und sei leise. Ich hab Ethan nicht gesagt das du kommst. Dann kannst du ihn überraschen. Ich hab jetzt ein Date mit Brian und habe auch vor bei ihm zu übernachten. Also lasst auch ruhig Zeit mit... was auch immer ihr tun wollt. Interessiert mich ja nicht. Und wenn er auch mit dir nicht reden will dann Ruf erst mich und dann nen Psychiater an, okay? Also, viel Glück." Damit schiebt sie mich durch den Flur bis zur Treppe und verschwindet dann aus dem Haus.
Ich atme ein paar Mal tief durch und schleiche dann die Treppe hinauf.
Ich habe einen Plan und wenn Ethan mit mir spricht und mich in sein Zimmer lässt, dann werde ich nicht zögern und meinen Plan in die Tat umsetzen. Ja genau. Ich werde nicht länger rum sitzen und warten bis Ethan zu mir kommt. Nein, heute bin ich mal dran. Ich habe mich die letzten zwei Tage gut vorbereitet und dass Floh mich angerufen hat ist die richtige Gelegenheit um genau das zu tun. Außerdem hab ich alles dabei was ich brauche damit mein Plan gelingt. Also muss ich es jetzt machen oder nie Mals. Ich entscheide mich für jetzt.
So leise wie möglich schleiche ich mich zu seinem Zimmer und Drücke dann die Klinke herunter. Verdammt, abgeschlossen!
Wie soll ich denn jetzt rein kommen und ihn überraschen?
"Ich hab keinen Hunger, Floh. Das hab ich dir doch gerade schon gesagt." Dringt Ethans genervte Stimme durch die Tür.
"Hier ist nicht Floh." Sage ich hoffentlich so laut dass er es hören kann.
Ich höre lautes Gerumpel, dann das Kratzen wie sich der Schlüssel dreht und schließlich öffnet sich die Tür.
Vor mir steht ein verschwitzter Ethan in T- Shirt und Boxershirts, der sich nervös durchs Haar fährt.
"F- Fredy... Was machst du denn hier?" Er scheint einigermaßen überrascht, was mich zum lächeln bringt. "Ja. Ich hab gehört du verschanzt dich hier. Also dachte ich ich komm mal vorbei und hole dich aus deiner Höhle.“
Er versucht es mit einem Lächeln und tritt dann zur Seite als ich mich an ihm vorbei in sein Zimmer drücke.
Er schließt die Tür und sieht dann zu mir hinüber. Ich habe mich auf sein Bett gesetzt und sehe ihn an.
Es dauert einige Sekunden bis er an mir vorbei geht und sich zwar mir gegenüber, jedoch ans andere Ende des Zimmers in den Schreibtischstuhl setzt.
Mehrmals versuche ich ihn anzusehen, doch immer wieder weicht er meinem Blick aus. So lange bis ich es nicht mehr aushalte.
"Ethan... Was ist los?"
Fragend sieht er mich an. "Was soll den los sein? Alles gut." Er versucht es mit einem Lächeln und scheitert kläglich.
Ich seufze tief. "Du... in letzter Zeit verhältst du dich irgendwie... komisch."
Ethan zieht die Stirn Kraus, winkt an und lacht. "Wieso denn komisch? Ist doch alles gut bei mir." Ernst sehe ich ihn an, woraufhin er abwehrend die Hände hebt. "Wirklich. Es geht mir gut."
Ich nicke. "Okay. Dann hast du doch sicher nichts dagegen wenn ich heute hier übernachte?"
Er zuckt gleichgültig mit den Schultern. "Nein. Warum sollte ich?"
"In deinem Bett." Beende ich den Satz vollständig. Nach mindestens zwei Sekunden Reaktionszeit schüttelt Ethan schließlich heftig den Kopf. "Nein. Das geht nicht!"
Ich seufze genervt. "Und warum nicht?" "Weil... Na weil... Ach, das weist du ganz genau!"
"Nein. Weis ich nicht Ethan. Also bitte klär mich endlich darüber auf warum du mich seit zwei Wochen ignorierst!" Fahre ich ihn an.
"Ich ignoriere dich doch gar nicht..." Erwidert er und ich schnaube. "Natürlich tust du das. Du gehst nicht an dein Handy, du schließt dich in deinem Zimmer ein, du redest nicht mit mir. Und was noch viel schlimmer ist, wir hatten seit zwei Wochen keinen Sex mehr!" Schreie ich fast und sinke dann zusammen. "Du magst mich doch nicht. Oder? Das ganze war eine Lüge nicht wahr? Du hast mich nur benutzt! Du ...!"
Jetzt springt Ethan auf. "Nein das ist nicht wahr!" Er stürzt sich auf mich und drückt mich mit dem Rücken auf das Bett. "Das ist nicht wahr Fredy. Ich hab dich nicht benutzt. Ich mag dich... ich... mag dich wirklich sehr! Hörst du?
Und der eigentliche Grund warum ich dich nicht anfasse und hier und jetzt nicht über dich her Falle... ist weil ich mir Sorgen mache. Ich mach mir Sorgen, um dich! Verdammt noch mal!"
Er sackt auf mir zusammen und drückt seinen Kopf an meine Brust.
"Du warst es doch der gesagt hat das du etwas Ruhe brauchst, dass wir es übertrieben haben und dass dir alles weh tut." Im ersten Moment weis ich nicht was er meint, doch dann erinnere ich mich an unser Gespräch auf der Couch. Aber, so war das doch überhaupt nicht gemeint. "So war das nicht gemeint. Ich meinte nur dass du mich für den Moment in Ruhe lassen sollst. Nicht für den Rest deines Lebens."
Er hebt den Kopf und sieht mich düster an. "Meinst du wirklich ich könnte mich so lange zurück halten?" Augenblicklich laufe ich Knall rot an, da mir gerade das Bild von Ethan durch den Kopf schießt wie er sich auf der Toilette selbst befriedigt hat.
Schnell sehe ich weg und nuschle ein leises: "Nein." In mich hinein.
Da steht Ethan abrupt wieder von mir auf. "Siehst du! Du bist immer noch nicht so weit. Also werde ich mich zusammen reisen und mindestens noch eine Woche aushalten. So lang bis du wieder vollkommen gesund bist."
Wütend springe ich auf. "Ich bin wieder gesund! Es geht mir gut Ethan! Wirklich! Also hör auf so einen Mist zu reden!"
Ich bin auf hundertachtzig und kann und will mich auch nicht mehr stoppen. "Ich liebe dich Ethan! Aber wenn du nicht mit mir schlafen willst ist mir das auch egal! Ich hab's die letzten fünf Jahre ohne dich ausgehalten, da kann ich auch gerade so weiter machen!" Schreie ich, mache dann auf dem Absatz kehrt und Stürme aus Ethans Zimmer.
So laut wie möglich poltere ich die Treppen hinunter und höre unten erst Ethans verzweifelte Rufe. "Fredy! Nein, Fredy, warte!"
Er rennt hinter mir her, doch ich bin schon zur Haustür raus.
"Jetzt warte doch mal! Fredy! Du hast das vollkommen falsch verstanden!" Seine Stimme wird immer lauter, doch ich traue mich nicht mich umzudrehen und laufe einfach weiter. "Fredy, bitte bleib doch stehen." Da schlingt er plötzlich von hinten die Arme um mich und ich bleibe abrupt stehen.
"L- las mich los Ethan." Stottere ich. Doch er lässt nicht los. Stattdessen bringt er seinen Mund ganz nah an mein Ohr.
"Bitte, bleib bei mir." Raunt er und ich erschaudere.
"So wie ich das gerade gesagt habe war das nicht gemeint. Ehrlich nicht. Ich will schon mit dir schlafen. Oh man und wie ich das will. Ich will dir nur nicht weh tun."
Ich nicke und Ethan seufzt erleichtert auf. "Aber sag mal... Hattest du's wirklich so eilig von mir weg zu kommen dass du sogar vergessen hast dir Schule an zu ziehen?" Verdutzt sehe ich an mir hinunter. Ich hab ja wirklich keine Schule an. Ich höre wie Ethan Lächeln und muss ebenfalls leise lachen. Diese Sache überspielt ein wenig die trübsinnige Stimmung von vorhin.
Dann drückt Ethan mir einen sanften Kuss auf die Wange.
"Wie wär‘s wenn du heute bei mir übernachtest? Wir schauen einen Film und machen uns nen schönen Abend. Und wir schlafen... auch im selben Bett."
"Werden wir... du weist schon. Mit einander..." Will ich wissen. Ethan antwortet prompt. "Nein, werden wir nicht." "Und warum sollte ich dann bei dir übernachten?" Ich bin etwas verwirrt und skeptisch zugleich.
Er dreht mich zu sich um, so dass ich ihn ansehen muss. "Weil ich Zeit mit dir verbringen will. Und zwar nicht als mein Kumpel, sondern als mein fester Freund. Verstehst du?"
Ich senke den Blick, halte Ethans Himmel blauen Augen nicht stand.
"Von mir aus." Murmle ich. Ethan lächelt und nimmt mich in den Arm.
"Gut. Das wird Spaß machen. Wirst schon sehen. Ich kann nämlich auch ein bisschen romantisch sein." Er lacht. "Ach ja wirklich?" Flüstere ich und Drücke ihn noch enger an mich. „Na ja, ich werde zumindest mein Bestes geben.“ Versichert mir Ethan und streicht mir durchs Haar. Ein zufriedenes Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht. Auch wenn Ethan nur einen Filmeabend machen will, ich bin auf alles vorbereitet. Auf wirklich ALLES! Ich habe auch alles dabei was ich brauche um meinen Plan durch zu ziehen. Und bei Ethan zu übernachten war nur Schritt eins.

Hope still survives (BOYxBOY)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt