Der Ketchup-Unfall

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Die Decke war herrlich weich und so groß, dass ich mich vollends darin einwickeln konnte. Leicht seufzte ich, als ich in die weichen Polster sank und sah aus dem großen Fenster in den Hintergarten. Ich hatte keine Uhr bei mir, doch es musste schon recht spät sein, vermutlich so gegen halb zehn und da ich heute morgen um Halb sieben aufgestanden war, war ich dementsprechend müde. Hier war es dazu noch so schön ruhig, ganz anders als bei mir im Wohnblock, dort gab es immer ein Baby das schrie oder ein Pärchen, dass sich stritt. Das Licht hatte ich ausgeschaltet, als ich hier herein gekommen war, sodass mir nun langsam die Augen zu vielen. Eine Weile hielt mich noch der Gedanke wach, dass ich hier in einem fremden Haus war und mein Lehrer jeder Zeit durch die Tür kommen könnte, doch irgendwann dämmerte ich schlussendlich doch weg.
"Andrea." Leise drang eine tiefe Stimme zu mir hindurch, doch ich war viel zu müde, um mich davon richtig aufwecken zu lassen. "Noch 5 Minuten." brummte ich deshalb leise und kuschelte mich etwas tiefer in die fantastisch weiche Decke, die mich so herrlich wärmte. "Andrea." kam es nun noch einmal mit Nachdruck und in diesem Moment viel mir ein, wer mich da rief und war sofort hell wach. Mit aufgerissenen Augen starrte ich die Siluette vor mir an, die sich sogleich von ihr entfernte, in dem sich die Person aufrichtete. Augenblicklich schlug ich die Decke bei Seite und stand auf, mein Kopf begann leicht zu glühen, als ich ihn in den Nacken legte, um Trafalgar ins Gesicht sehen so können. Jedoch erkannte ich nur seine groben Umrisse, sodass ich seine Laune nicht einschätzen konnte und nervös einen Schritt nach hinten machte. "Bepo schläft, ich... geh dann mal." Nuschelte ich immer noch leicht verschlafen und umrundete die Couch von der anderen Seite, um nicht an ihm vorbei laufen zu müssen. Leise hörte ich ihn seufzen, woraufhin ich noch einen Zahn zu legte. Anscheinend war er wie so oft genervt, ob von mir oder jemand anderem konnte ich nicht sagen, doch wollte ich keines Falls, dass er diese Laune an mir ausließ. Schnell schlüpfte ich ihn meine Schuhe und war schon auf dem Sprung nach draußen, als ich hinter mir den Schwarzhaarigen hörte. "Ich fahre dich." Meine Muskeln verkampften sich und ein Schauer fuhr mir über den Rücken. Es war kein Angebot, sondern eine Feststellung gewesen, die keine Wiederworte duldete, doch mein lahmes Hirn war nicht bereit, das ein zu sehen. "Nein danke, ich laufe, ist ja nicht so weit." Das spöttisch Schnauben hinter mir ließ mich über die Schulter sehen und gleich noch einige Zentimeter nach oben. Langsam aber sicher wurde es nervig, immer nach oben sehen zu müssen. "Natürlich nicht, nur eine Stunde Fußmarsch. Mach dich nicht lächerlich und komm mit." bedröbbelt sah ich dabei zu, wie der Schwarzhaarige an mir vorbei schritt und stolperte ihm unbeholfen nach. Die Luft war recht kühl und ein kleiner Wind reichte aus, um mich frösteln zu lassen. Unsicher blieb ich vor dem schwarzen Wagen stehen, in den Trafalgar ohne zu zögern einstieg und den Motor startete. Mir bleib keine Wahl und ich nahm auf dem Beifahrersitz platz, da ich definitiv nicht laufen wollte. Der Ledersitz war ähnlich weich wie die Couch und auch hier roch es so angenehm wie im Haus, sodass ich sofort wieder wegzudämmern drohte. "Solltest du nicht eigentlich bis in die Morgenstunden feiern anstatt bereits um halb elf zu schlafen?" leicht verzog ich das Gesicht bei seinem Tonfall doch zwang ich mich dazu, meine Augen zu öffnen, um meinen Fahrer an zu sehen. "Ich muss früh aufstehen und bräuchte mindestens zehn Stunden Schlaf pro Nacht. Die Frage ist nicht, wieso ich müde bin, sondern wieso Sie es nicht sind." Dass ich eigentlich nur eingeschlafen war, weil es auf dieser Couch so unglaublich gemütlich war, ließ ich mal weg, das hatte ihn nicht zu interessieren. Da erblickte ich wieder dieses typische Grinsen, dass er so oft aufsetzte und konnte mir nicht verkneifen die Augen zu verdrehen. Jetzt würde bestimmt wieder irgend ein idiotischer Spruch von ihm folgen. " Weil man seine Zeit deutlich sinnvoller nutzen kann, als immer zu schlafen." Da war er auch schon, der belehrende Spruch des Besserwissers. Ich ersparte mir eine Antwort und sah aus dem Fenster, beobachtete wie die Häuser an uns vorbei zogen und genoss es, in einem solchen Auto zu sitzen. Ich kannte mich zwar nicht wirklich aus, doch sogar ich erkannte, dass dieser Wagen alles andere als billig gewesen sein musste. Eigentlich hätte ich Mr. Trafalgar nur all zu gerne gefragt, was er denn so wichtiges den ganzen Tag lang machte, doch war ich dafür zu feige. Es ging mich schließlich nichts an, womit er seine Freizeit verbrachte. "Bepo wurde heute von Jakob gehauen, aber es ist nichts passiert." Die grauen Augen meines Fahrers huschte kurz zu mir herüber, bevor sie wieder die Straße fixierten. "Ich habe bei der Mutter gekündigt.", fügte ich noch leise hinzu, woraufhin sein Grinsen noch eine Spur breiter wurde. "Also hatte ich damit recht, dass der Junge ein Quälgeist ist und die Eltern sind da kein Stück besser." Oh, wie ich seine Arroganz doch hasste. Er hatte natürlich recht, doch was war das denn bitte für eine Leistung? Jedes zweite Kind war heutzutage unerzogen, das war somit eine fifty-fifty Chance gewesen. Unbeeindruckt brummte ich leise und sah erneut hinaus ins Dunkle. Langsam drosselte sich unser Tempo, bis wir schlussendlich stehen blieben. "Danke fürs fahren."
"Morgen holst du Bepo wieder ab und gehst diesmal direkt zu mir nach Hause. Nimm deine Schulsachen mit, dann kannst du bei mir lernen und musst nicht wieder Nachts auf deinem Küchentisch einschlafen." Ich warf ihm einen überraschten Blick zu und spürte diese verräterische Hitze in meinen Wagen. Er hatte mich also gestern durch das Küchenfenster gesehen, na spitze. Ohne ein weiteres Wort stieg ich aus und Schlug die Beifahrertür zu. Was für ein arroganter Idiot! "Was interessiert es ihn überhaupt, wo ich schlafe? Der will mich doch nur lächerlich machen." missmutig schimpfte ich vor mich her, während ich zum Eingang des großen Gebäudes lief. Erst als ich diesen Afschloss, hörte ich, wie der Wagen meines Lehrers losfuhr und er dabei nocheinmal demonstrativ den Motor aufheulen ließ. Idiot, sagte ich es doch. Erleichtert schleppte ich mich bis zu meiner Wohnung und schloss auch diese auf, um beinahe schon in den Flur zu stolpern. "Andi bist du das?"
"Ja Mama" mit einem leichten Lächeln lief ich zu ihr ins Wohnzimmer und setzte mich zu ihr auf die Couch. Sofort musste ich an die weiche und größere Couch in Trafalgars Haus denken, doch wischte diesen Gedanken auch gleich bei Seite. "Wo kommst du denn her?", fragte sie lächelnd, während sich leichte Falten um ihre Augen und die Mundpartie bildeten. "Vom Babysitten. Ich werde bei den anderen kündigen und mich nur noch um diesen Jungen kümmern. Keine Sorge, das Geld wird reichen." Unglücklich seufzte meine Mutter. "Ich belaste dich damit wirklich nur ungern mein Schatz. Viel leiber hätte ich dir eine sorglosere Kindheit geschenkt." Warm lächelte ich sie an und drückte ihre Hand. "Ich habe alles was ich brauche und das hab ich nur dir zu verdanken, ich weiß doch, wie sehr du dich bemühst." Wieder musste ich gähnen, was meinem Gegenüber erneut aufseufzen ließ. "Geh ruhig ins Bett mein Schatz, ich werde auch gleich gehen. Morgen wird wieder ein anstrengender Tag für uns beide." Mit einem Kuss auf die Wange verabschiedete ich mich von ihr und trottete in mein Zimmer. Es belastete mich, mich durchgängig über Geld sorgen machen zu müssen, doch würde ich es ihr niemals sagen. Sie gab ihr bestes, damit ich ein Dach über dem Kopf und essen auf dem Tisch hatte und konnte nichts dafür, dass mein Vater ein dummer Versager gewesen war, der uns zurück gelassen hatte. Meine Erinnerungen an ihn waren beinahe schon völlig verblasst, da ich noch sehr klein gewesen war, als er aus meinem Leben verschwunden war. Traurig lächelte ich und warf einen Blick auf das Bild auf meinem Nachttisch. Es zeigte uns drei als Familie, wie meine Mutter und mein Vater glücklich in die Kamera strahlten, während ich als Baby von ihnen beiden gehalten wurde und allem Anschein nach schlief. Es war das einzige, das ich von ihm besaß. Leicht schüttelte ich meinen Kopf und packte meine Sachen für morgen, sowohl für die Schule als auch für danach. Anschließend leiß ich mich erschöpft ins Bett fallen und schlief auch gleich ein.
Mein Wecker, wie ich ihn doch hasste und dennoch tat ich mit diese Folter jedes Mal aufs Neue wieder an.
Ungeduldig starrte ich die Uhr über dem Eingang an, die sich unverfrohren lang Zeit ließ, bis der Zeiger endlich die 12 erreichte und ich beinahe schon fluchtartig den Raum verließ. Diesmal würde ich nicht zu spät kommen, um Bepo abzuholen, das hatte ich mir versprochen. Schnellen Schrittes lief ich zu mir nach Hause, wechselte meine Tasche und vergaß dieses mal nicht, mein Handy und auch eine Jacke mitzunehmen.
Freudig wurde ich von dem kleinen Weißhaarigen begrüßt, den ich sogleich hoch hob und ihn wie gewohnt seitlich auf meine Hüfte absetzte. Aufgeregt erzählte er mir von seinem Tag und was er alles für tolle Dinge gesehen hatte, während wir zusammen zu seinem Zuhause liefen. Dort angekommen machte ich uns beide ein paar Pommes und etwas Fleisch, stellte dabei zufrieden fest, dass mein Curry von gestern inzwischen weg war. Lächelnd reichte ich dem kleinen das Ketchup und schnappte mir die Mayonnaise, das folgende konnte man sich praktisch schon denken. Würde mich einer Fragen, wie genau er das hinbekommen hatte, ich könnte es ihm nicht beantworten, doch das Ergebnis stand fest. Mein schönes, rosa Shirt war voll mit Ketchup und auch meine Hose und meine Haare waren nicht verschohnt geblieben. "Tschuldigung.", meinte Bepo sogleich schuldbewusst und sah traurig auf seinen Teller, der kaum etwas von der roten Soße erwischt hatte. Tröstend tätschelte ich seinen Kopf, woraufhin er mich überrascht ansah. "Ist doch nicht so schlimm, das bekomm ich alles wieder raus." Lächelnd schnappte ich mir eine Pommes und tunkte sie in einen großen Fleck mitten auf meinem Oberteil. Leicht brachte das den Kleinen zum Lachen und die Welt war weider in Ordnung. Nach dem Essen schickte ich ihn in sein Zimmer, während ich zuerst meinen Paltz von dem roten Zeug säuberte, bevor ich mir den Rest besah. Seufzend stellte ich fest, dass ich wohl duschen gehen müsste und frische Sachen brauchte ich eigentlich auch, doch so konnte ich unmöglich den ganzen Weg nach Hause gehen, sodass mir nichts anderes übrig bleiben würde, als die Sachen zu waschen und sie zu trockenen. Schnell räumte ich noch das Geschirr in die Spuhlmaschiene, bevor ich ins Badezimmer ging. Etwas unentschlossen sah ich zur Tür. Sollte ich abschließen? Nein, was wenn Bepo etwas passierte und er mich brauchte? Sonst war ja auch niemand hier. Schnell entledigte ich mich meiner Kleidung und leerte meine Taschen, bevor ich zusammen mit meinem Oberteil und der Hose unter die Dusche stieg. Das Wasser war direkt nach dem Einschalten angenehm warm, was mich innerlich freute. Als nächstes schnappte ich mir wahllos ein Shampoo und beträufelte damit meine Sachen und auch meine Haare. Selbstverständlich hatte ich das Shampoo des Schwarzhaarigen erwischt, wie sollte es anders sein? Jetzt rochen nicht nur meine Haare nach ihm, sondern auch noch meine Kleidung. Bleib nur zu hoffen, er würde es nicht bemerken. In der Dusche war genug Platz, damit ich mich hinknien konnte, um die Flecken heraus zu rubbeln und nach guten 15 Minuten war alles herausen, sodass ich das Wasser ausschaltete und heraus trat. Mit einem der großen Handtuch trocknete ich mich zuerst ab und zog mir auch gleich meine Unterwäsche an, bevor ich mich auf die Suche nach einem Föhn machte.
Der musste doch hier irgendwo sein! Doch meine Suche bleib erfolglos, ich konnte dieses blöde Ding nirgendwo finden. Wo um alles in der Welt war dieses Teil bitte? Jeder Mensch besaß doch einen Föhn! Schwer seufzte ich und wischte mir eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht. Was sollte ich denn jetzt machen?!

Also, was wird Andi tun?
Bis bald❤️

Armor, ein mieser VerräterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt