Heulend kauerte ich mich auf der Couch zusammen und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Es stimmte, ich war einfach nur eine Last. Hätte mich meine Mutter nicht bekommen, hätte sie nicht so viele Geldsorgen, kein schlechtes Gewissen, weil sie mir das alles zumutete und vielleicht wäre sogar mein Vater bei ihr geblieben. Law hatte genug mit allem hier zu kämpfen und nun war auch noch ich da, die ihn zusätzlich stresste und nervte. Ich spürte, wie er näher zu mir heran rutschte und mir eine Hand auf die Schulter legte. "Rede dir soetwas nicht ein, Andrea. Du bist wirklich eine große Hilfe." Das sagte er nur, um mich aufzumuntern! Doch dieser Versuch scheiterte kläglich und ich heulte einfach weiter, schaffte es allerdings zwischendurch etwas zu sagen. "Das sagst du... Nur, damit ich... Aufhöre zu heulen... Weil ich dich... Damit nerve... Du hast doch... Selber mal gesagt, ... Dass ich dumm... Bin und den... Klassenschnitt... Nach unten ziehe." wieder ertönte ein Seufzen neben mir und ich spürte daraufhin zwei lange, starke Arme, die mich zu sich zogen. Halb wurde ich hierbei auf Laws Schoß gezogen, sodass ich meinen Kopf auf seine Brust ablegen konnte und dort einfach weiter weinte. Dennoch tat mir diese Umarmung gut, denn gerade fühlte ich mich schrecklich verloren. "Das habe ich doch nur immer wieder gesagt, weil ich wusste, dass du es besser kannst. Ich wollte dich damit motivieren, mir zu zeigen, dass ich falsch liege." Aus großen, verheulten Augen sah ich ihm ins Gesicht. Er meinte es ernst, doch das brachte mich nur noch weiter zum weinen, nun allerdings aus einem anderen Grund." Warum tust du... dir das alles... Mit mir an?... Du könntest doch... Fast jeden hier... Her bringen um... Auf Bepo aufzupassen... Ich nerve doch... Gerade einfach nur." Oh, mein Selbstvertrauen war gerade in den Minusbereich abgesunken und das würde ich wohl so schnell nicht mehr wieder sehen. Immernoch mit Tränen in den Augen vergrub ich nun mein Gesicht in seinem Oberteil und krallte mich mit meinen Hände in den dünnen Stoff. Bepo würde sich mit der Zeit sicherlich an jemand anderen gewöhnen, schon jetzt wurde er immer offener und traute sich, mir Fremden zu sprechen. Noch dazu könnte sich Law hundert mal hübscher Frauen holen, um auf Bepo aufzupassen, die besser hier herein passten als ich. Es war alles so perfekt, teuer und schön, sowohl das Haus als auch Law irgendwie und dann gab es hier mich. "Ich passe hier ...nicht rein." Der Griff um meinen Oberkörper würde stärker und er drückte mich ein Stück weiter an sich. Mein ganzer Frust trat gefühlt gerade geballt zum Vorschein. Immer hatte ich mir eingebildet, dass ich das hier bereits halb als mein Zushause ansah, doch eigentlich hatte ich nur die Augen vor der Wahrheit verschlossen. Ich war ihr fehl am Platz. "Andrea, beruhigen dich doch. Du nervst mich nicht und ich will dich hier haben, weil Bepo und ich dich mögen. Du bist doch inzwischen meine Freundin." Ganz leicht musste ich daraufhin lachen. "Es gibt niemanden, der hier besser herein passen würde, als du, verstanden?" beruhigend fuhr er mir durchs Haar und über den Rücken, während ich leicht nickte. "Es tut mir leid... Jetzt ist dein Shirt ganz nass." Endlich hatte ich aufgehört zu weinen und sah zu Law auf, der nur mit den Schultern zuckte. Verlegen rutschte ich von seinem Schoß herunter, wobei er seine Arme von meinem Rücken nahm, doch ganz weg wollte ich auch nicht. Ich lehnte meinen Kopf an seiner Schulter an und dachte noch eine Weile über Laws Worte nach. Er hatte gesagt, er würde mich mögen. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf mein verheultes Gesicht, konnte langsam mein Selbstvertrauen in weiter frene wieder erkennen. Noch nie hatte ich von ihm gehört, er würde jemanden mögen, sodass es ein ziemliches Kompliment für mich war und dazu hatte er mir noch gesagt, dass ich gar nicht so dumm wäre, wie er immer sagte. Laws Meinung war mir gerade ungemein wichtig, denn außer meiner Mutter gab es niemanden, der mir soetwas jemals gesagt hatte und die war nun wirklich nicht objektiv. "Ich mag dich auch." brummte ich leise, woraufhin der Körper an dem ich lehnte, ganz leicht vibrierte. Ja, das stimmte. Ich mochte Law und das ungemein, denn er war eigentlich toll, abgesehen von ein paar kleinen Makeln, wie seinem enormen Ego. Doch damit kam ich klar. Eventuell könnte es sein, dass ich ihn sogar ein wenig zu sehr mochte, doch das lag nur an meiner momentanen Überemotionalität, da kam ich öfter mal ins Schwärmen. Wer tat das denn auch nicht und besonders bei Law... Das war ja ganz normal. "Hab ich was im Gesicht?" erschrocken drehte ich meinen Kopf wieder zurück, da ich ihn unbewusst bei meinen Grübeleien abgesehen hatte. Meine Wangen begannen zu brennen und mein Herz begann in einem hören Takt zu schlagen. "Außer vermutlich dein überhebliches Grinsen jetzt nicht, nein." In mir keimte die Angst auf, dass Law irgendwie erraten oder vermuten könnte, über was ich da gerade nachgedacht hatte und ich löste mich von ihm. "Was war es denn dann, das mit deine Aufmerksamkeit beschert hat? Ist es weil ich so gut aussehe?" Trotz des scherzhaften Untertons in seiner Stimme spürte ich meine Wangen nur hoch rot anlaufen. Verlegen sah ich auf meine Füße, mir den Blick des Schwarzhaarigen auf mir, durchaus bewusst und mir war auch klar, dass ihn meine Reaktion wieder erfreute. Das verhaltene Lachen drang an meine Ohren und ich funkelte ihn gereizt an, doch lange konnte ich nicht auf ihn sauer sein, obwohl ich es versuchte. Er war eben so, doch das bedeutete nicht, dass ich das jetzt so stehen lassen würde. Ich hatte immerhin meine Ehre zu verteidigen! "Bilde dir bloß nicht zu viel ein. Ich hab einfach nur nachgedacht und mein Blick ist irgendwie an dir hängen geblieben."
"Und worüber hast du nachgedacht?" Schon wieder hatte ich mich mir meinen eigenen Strick gedreht. Hart schluckte ich und traute mich nicht, Law jetzt in die Augen zu sehen. Ich konnte ihm wohl kaum sagen, dass ich gerade daran gedachte, dass ich mich vielleicht in ihn verschossen hatte. Nur über meine Leiche! "Nichts bestimmtes." Er glaubte mir kein Wort, dafür musste ich ihn nicht ins Gesicht sehen. "Aha." Jap, ich hatte recht. An seiner Stelle hätte ich es mir aber auch nicht geglaubt, meine Lüge klang wirklich ungeaubwürdig, dafür hatte ich viel zu lange zum Antworten gebraucht und anschließend auch noch viel zu schnell geredet. Wie peinlich! "Ich... Ähm... Ich bin müde. Ich geh jetzt ins Bett." beinahe schon fluchtartig verließ ich auch schon das Zimmer in Richtung Keller. In meinem neuen Zimmer angekommen schloss ich die Tür hinter mir und legte mich auf mein Bett. Mein Kopf drohte zu explodieren, so peinlich war mir diese Situation gerade. Jetzt wusste Law hundertprozentig, dass da etwas war, das ich ihm nicht gesagt hatte. Noch auffälliger hätte ich das nun wirklich nicht machen können, ohne es direkt anzusprechen. Verzweifelt seufzte ich und setzte mich ein wenig auf. Hoffentlich würde meine Schwärmerei schnell wieder vorbei gehen, bevor ich noch öfter beim unbewussten Starren erwischt werden würde, denn das würde meinem immernoch rasenden Herzen vermutlich nicht gut bekommen. Was sah Law denn auch noch wirklich so gut aus? Wäre er hässlich, wäre ich vielleicht gar nicht auf die Idee gekommen, ihn anziehend zu finden... Nein, so oberflächlich war ich nun auch wieder nicht. Er war einfach so ungelaublich stark, charakterlich gesehen. Ich wusste nicht, wie oft ich das nun gedanklich schon gesagt hatte, aber es war eindrucksvoll, wie gut er alles händelte... Es blieb wirklich nur zu hoffen, dass ich meine Gedanken führ mich behalten können würde. Lange lag ich daraufhin im Bett und versuchte zu schlafen, jedoch schweiften meine Gedanken immer wieder zu Law und hielten mich noch eine Weile lang wach."Andi, aufstehen." Bepos Kinderstimme drang durch meine Bettdecke an mein Ohr, was mich aufstöhnen ließ. "Müde schob ich die Decke etwas nach unten, um ihn aus verschlafenen Augen ansehen zu können. Seine Haare waren gekämmt und er trug bereits frische Sachen für den Tag, somit war Law bereits wach und es gab keinen Grund für mich, ebenfalls aufzustehen." Ich schlafe noch. Geh lieber zu Law und spiel mit ihm noch ein wenig, bis ich wach bin. So drei Stunden dürften genügen." murrend schlug ich wieder meine Augen zu und vergrub mich in meinem Bett, doch damit gab sich der Kleine nicht zufrieden. "Law geht jetzt einkaufen und ich mag nicht mit. Guck doch, draußen regnet es! " Seufzend zwang ich mich dazu aufzustehen und mir etwas ordentliches anzuziehen. Bepo hatte untertrieben, denn es regnete nicht nur, denn das Wasser prasselte in Strömen auf den Boden und auch stark gegen mein hoch gelegenes Fenster. Erst in der Küche wurde mir deshalb das Ausmaß bewusst. Es stürmte richtig, wobei der Wind den Regen laut gegen die Scheiben klatschte. Ein kontrollierender Blick ging zu den kleinen Jungen neben mir, doch er schien sich nicht daran zu stören, obwohl ich eigentlich gedacht hätte, dass er schreckliche Angst haben würde. Offenbar galt das also nur Blitz und Donner, denn Bepo kletterte in völliger Seelenruhe auf seinen Stuhl und setzte sich. Gut, da ich mir darum wohl erstmal keine Sorgen machen brauchte, konnte ich mich nun dem Frühstück zuwenden. Summend schnappte ich mir noch kurz mein Handy und schaltete Musik ein, bevor ich mich an ein paar Pfannkuchen machte. Bepo war ganz angetan von meinen Liedern und versuchte den Text nachzusprechen, scheiterte dabei jedoch kläglich an den englischen Wörter. Das hielt ihn jedoch nicht auf und irgendwann stimmte ich einfach mit ein. Mir egal ob es gerade einmal sieben Uhr Morgens war und ich nicht singen konnte, ich musste mich irgendwie wach bekommen und das war ein sehr guter Weg! Mit der Pfanne in der Hand tanzte ich durch die Küche, warf den Pfannkuchen in die Luft und fing ihn wieder auf, drehte mich im Kreis, bevor ich ihn schlussendlich auf Bepos Teller schob und mich an den nächsten machte. Alles unter dem erfreuten Gekicher und Jubel des Kleinen, der hellauf begeistert von meiner Tanzeinlage war. Ja, wenn ich etwas konnte, dann war es mich von Dingen ablenken und das hier war perfekt geeignet um meine kleine Schwärmerei für einen Moment zu vergessen, doch kaum hatte ich daran gedacht, erschien auch schon Law vor meinem inneren Auge. Ob er wohl singen oder tanzen konnte? Eigentlich konnte ich ihn bei keinem der beiden Dinge wirklich vorstellen, doch ausschließen wollte ich es auch nicht. Auch nach dem Essen hörten wir weiterhin Musik und Bepo zusammen mit Bepo durchhüpften wir die ganze Küche und das Wohnzimmer. Ich drehte meine Piruetten und sang laut stark mit, während der kleine hin und her hüpfte und einfach klatschte. Wir hörten meine gesamte gute Laune Playlist zweimal durch, waren beinahe schon wieder am Ende angelangt, genauer gesagt, lief gerade der Song "Waterloo". Singend schnappte ich mir Bepos Hand und wirbelte ihn ein wenig umher. "Waterloo, finally facing my Waterloo... Waterloo, knowing my fate is to be with you."
"Weißt du überhaupt, was die Schlacht bei Waterloo war?" erschrocken quitschte ich auf und drehte mich zur Eingangstür, in der Law lehnte und mich breit grinsend musterte. "Wie lange stehst du da schon?" Mir schoss die Röte in die Wangen und ich ließ Bepos Hand los, während im Hintergrund das nächste Lied anfing. Wie peinlich war das denn bitte? "Lange genug und zu hören, dass du keine Ton triffst und es dir völlig egal war, bis du mich bemerkt hast. Bitte, lass dich nicht von mir stören." Das schlimmste hierbei war, dass mich sein gehässiger Kommentar, der leider völlig stimmte, gar nicht wütend machte. Viel eher lehnte mich Laws Erschienung ab, da ihm sein Shirt durch den Regen am Oberkörper klebte und dabei halb durchsichtig geworden war. Sein kurzes schwarzes Haar klebte leicht an seiner Stirn und seine Arme schimmerten im Licht der Deckenlampe. "Willst du mir wieder sagen, dass du nur wieder über etwas nachdenkst?" Oh Backe, ich hatte es schon wieder getan! Jetzt musste ich mir aber schleunigst etwas einfallen lassen.
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Armor, ein mieser Verräter
Hayran KurguAndi weiß nicht mehr wo ihr der Kopf steht. Zwischen Schule und Babysitten findet sie keine Zeit für lernen oder Freunde. Ausgerechnet ihr verhasster Mathelehrer Mr. Trafalgar bietet ihr einen kleinen Ausweg, den sie unter Vorbehalt annimmt, aber au...