Kapitel 11

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Am Morgen war ich bereits vor meinem Wecker aufgewacht und nahm mir endlich einmal ein wenig Zeit, um richtig zu frühstücken. Gemütlich saß ich auf meinem Stuhl und löffelte mein Müsli, während meine Mutter um mich herum wuselte und mir einen Kuss auf die Wange drückte. "Hab einen schönen Tag mein Schatz!" rief sie, als sie durch die Tür stürmte und sie gleich darauf ins Schloss fiel. Entspannt und vielleicht, ganz möglicherweise ein klitze kleines bisschen aufgeregt zog ich mir meine Schwimmsachen an und darüber ein rotes Top und eine weiße kurze Hose. In meinen Rucksack steckte ich meine Unterwäsche und ein großes Handtuch, dazu noch eine Wasserflasche und schnappte mir noch meine Sonnenbrille. Lächelnd hüpfte ich die Treppe nach unten und wartete noch gute fünf Minuten vor dem Haus, bevor ich den schwarzen Wagen von Mr. Trafalgar erblickte. Gut gelaunt ließ ich mich auf den Beifahrersitz nieder und begrüßte die beiden. "Und, freust du dich schon auf das Schwimmbad?", fragte ich den Weißhaarigen, der daraufhin lautstark bejahte. Leicht lachte ich und sah zu dem Schwarzhaarigen neben mir. Er trug ein schwarzes Shirt und eine... gelbe Badehose. Etwas fassungslos sah ich sie an. Dann ging mir ein Licht auf und ich musste schmunzeln, denn das war offenbar der Grund, wieso er gestern in meine Tasche geguckt hatte. Auch wenn ich die Idee eines Patrenlooks immer noch ein wenig absurd fand, war es für Bepo wohl einfacher, wenn er, sofern er uns suchen würde, einfach nur nach der Farbe gehen müsste. Das hätte er mir auch einfach sagen können, doch wo wäre da der Spaß für ihn geblieben? Mr. Trafalgar fand es nämlich wirklich lustig, mich immer wieder zu überraschen, wobei ich dabei zumeist rot wurde. Ob das auch von ihm beabsichtigt war, wusste ich nicht, doch schien es ihn offenbar nicht zu stören, denn er machte immer weiter. Stumm lächelte ich vor mich hin und beobachtete, wie wir durch die Straßen fuhren und anschließend auf dem großen Parkplatz hielten, auf dem sich bereits eine kleine Gruppe Eltern mit ihren Kindern versammelt hatte. Freundlich winkte ich ihnen beim Aussteigen und holte Bepo vom Rücksitz, während der Schwarzhaarige sowohl meine Tasche, auch als die von ihm mitgenommenen trug. "Schön euch zu sehen, besonders dich, Law. Dich habe ich schon eine ganze Weile lang nicht mehr getroffen." Verwirrt sah ich zu dem Blonden Mann auf, der uns lächelnd begrüßte. Er kam mir bekannt vor, ohne Zweifel, doch konnte ich mich nicht an seinen Namen erinnern. Ein kleiner Schwarzhaariger Junge mit Sommersprossen hielt sich an seiner Hose fest und sah skeptisch zu mir und Bepo. Ihn kannte ich! Er hieß Ace, da war ich mir sicher und freute mich sogleich über diese Erkenntnis. Heute hatte ich irgendwie gute Laune, warum auch immer.
"Du weißt doch wie es ist Marco, ich habe immer ziemlich viel zu tun."  Schief lächelnd sah Mr. Trafalgar zu dem blonden Mann, der sich daraufhin mir zuwandte. "Kennst du mich noch? Ich habe letzten Wandertag die Ziege eingefangen." Mein Mund formte ein stummes 'Oh' und ich spürte, wie mir die Hitze in die Wangen stieg. "Stimmt ja, nochmals danke dafür." Meinte ich verlegen, doch Marco winkte nur locker ab. "Deine kleine Freundin hier wurde beinahe von einer Ziege gefressen, als wir auf einem Bauernhof waren. Tiere scheinen dich nicht sonderlich zu mögen." Nun wusste ich nicht, was mir mehr peinlich sein sollte.
Entweder, dass er meinem Lehrer gerade erzählt hätte, dass ich vor kleinen Ziegen Angst hatte
Oder, dass er mich als seine Freundin bezeichnete.
" Ähm... Marco weißt du-" Doch bevor ich mein peinliches herumgestottere weiterführen konnte, Schritt meine Begleitung ein. "Sie ist nur das Kindermädchen und ich bin dabei, weil man mir keine Wahl gelassen hat, also lass uns das ganze schnell hinter uns bringen."  Sein kurzer Seitenblick zu mir war mir nicht entgangen, sodass ich mir sicher sein konnte, dass er sich noch bei mir rechen würde. Er nahm es mir nämlich übel. Skeptisch sah ich zu ihm auf, doch da war er schon in ein Gespräch mit Marco vertieft, während sich die Gruppe Richtung Eingang bewegte. Stumm folgte ich den beiden Männern, die sich einen Platz in der Nähe des Kinderbeckens suchten und dort unsere Handtücher ausbreiteten. Dass dabei ohne zu fragen in meine Tasche gegriffen wurde, ließ ich mal unkommentiert. Bepo in meinem Arm begann anschließend zu quengeln, dass er endlich ins Wasser wollte, sodass ich ihn herunter ließ und ihm sein Shirt auszog. Seine orangene Badehose hatte er bereits an, also musste ich mich nicht auch noch darum kümmern. Kurz sah ich zu dem Schwarzhaarigen, der es sich mit seinem Freund auf den Handtüchern gemütlich gemacht hatte und entschied, dass ich wohl ersteinmal dran war, auf den Kleinen aufzupassen. Seufzend zog ich mir mein Oberteil und meine Hose aus und hechtete dem Jungen hinterher, der bereits losgerannt war. Das Wasser war kühl und da es immernoch relativ früh war, wurde mir ein wenig kalt, als ich durch das Becken watete. Zusammen mit Bepo lief ich durch die verschiedenen Sprinteranlagen zu den Wasserspielzeugen. Lächelnd setzte ich mich an den Beckenrand, den Weißhaarigen dabei gut im Blick, welcher sich auch ohne mich bestens amüsierte und sogar ein wenig mit den anderen Kindern spielte. Die anderen Mütter hier klebten beinahe an ihren Kindern und somit gab es niemanden mit dem ich mich hätte unterhalten können.
Stumm saß ich also da und behielt ihn im Auge, erst nach einer guten halben Stunde, kam er wieder zu mir. "Ich hab durst." Froh, mich wieder etwas bewegen zu können, stand ich auf und lief mit ihm zurück zu unserem Platz, wo die beiden Männer immer noch saßen, während Ace daneben schlief. Ich bemerkte den musternden Blick der beiden auf mir und versuchte mir die aufkommende Unsicherheit nicht anmerken zu lassen. Was sahen die mich bitte so an?! Leicht schüttelte ich den Kopf und kniete mich zu meiner Tasche, um dem Kleinen die Wasserflaschen zu geben. "Haben Sie Bepo heute morgen schon eingecremt?" Mit meinem Erscheinen waren Sie verstummt, sodass ich sie nicht erst unterbrechen musste, um den Schwarzhaarigen das zu fragen. "Nein, habe ich vergessen", gab dieser sogleich zu, woraufhin ich es diesmal war, die in seiner Tasche kramte. Gleiches Recht für alle und es kam auch kein Wiederspruch, weshalb ich die Sonnencreme herauszog und mir etwas auf die Hand spritzte. Sorgfältig schmierte ich den Weißhaarigen daraufhin ein, wobei ich seine leichte Gegenwehr schlichtweg  ignorierte, denn er hatte sowieso schon einen hellen Hautton, da würde ein Sonnenbrand sicherlich nicht lange auf sich warten lassen. Es würde einen Moment dauern, bis alles eingezogen war, also nutzte ich die Zeit und cremte auch mich ein. Das Gesicht, der Oberkörper vorne und meine Beine waren auch kein Problem, doch beim Rücken war Schluss. Dafür war ich nicht biegsam genug. "Brauchst du Hilfe?" Ich sah den Schwarzhaarigen ziemlich überrascht an und wusste im ersten Oment nicht, was ich sagen sollte, jedoch blieb mir keine große Wahl, wenn ich mich nicht verbrennen wollte. Zögerlich nickte ich, drückte dem Schwarzhaarigen die Tube in die ausgestreckte Hand und setzten mich langsam vor ihn. Leicht zuckte ich zusammen, als die kalte Creme meine Haut berührte, doch versuchte ich mich zusammen zu reißen. "Ich glaube die Sonnecreme kommt schon ein wenig zu spät. Du bist schon ganz rot im Gesicht." Oh ja, jetzt musste mir Marco auch noch in den Rücken fallen. Echt spitze und dabei hatte ich ihn eigentlich gemocht. Ich begrenzte mich auf einen einzigen tödlichen Blick, da ich viel zu abgelenkt von den Finger war, die über meinen Rücken strichen. Ganz leicht fuhren diese unter meine Träger, um jede Stelle zu erwischen, doch bei meiner Badehose, wurde die Bewegung etwas schneller. Na immerhin etwas! Innerlich grinste ich darüber, dass er wohl endlich einmal an eine Grenze gestoßen war, die er sich nicht zu überschreiten traute. Völlig verkrampft wartete ich, bis die Hand von meinem Rücken verschwand und stand schnell auf, um etwas Abstand zu gewinnen. Irgendwie war mir das ziemlich peinlich gewesen, doch mein Mund war offenbar anderer Meinung als mein Kopf. "Brauchen Sie auch Hilfe?" Und da war es wieder, dieses amüsierte Grinsen, dass mir die Röte in die Wangen trieb. Marcos Blick machte das ganze nur noch schlimmer und ich wünschte bereits jetzt schon, dass ich das nie gesagt hätte, doch als Trafalgar tatsächlich mein Angebot annahm, verfluchte ich meine Freundlichkeit. Ich bemühte mich wirklich, ihn nicht all zu offensichtlich anzustarren, als er sich sein Shirt auszog und ich nun zum ersten Mal alle seine Tattoos sehen konnte, doch irgendwie konnte ich meinen Blick nicht davon nehmen. Sowohl auf seinen Oberarmen als auch auf der Brust waren Herzen mit verschiedenen Designs und Verschnörkelungen und hatten jede menge kleiner Details. Erst als mir die Tube unmittelbar vors Gesicht gehalten wurde, kam ich wieder zur Besinnung und kniete mich hinter ihn, wollte derweil am liebsten im Boden versinken. Warum hatte er den bitte auch noch ein Sixpack?! Wieder hörte ich Marco neben mir glucksen und warf ihm einen giftigen Blick zu. Wehe er würde das jetzt kommentieren. Ich war ein friedlicher Mensch doch ich würde ihn umbringen, wenn er jetzt den Mund aufmachte. Zu seinem Glück lächelte er einfach nur ein bisschen dämlich und hielt seine Klappe. Tief durchatmend drückte ich etwas von der Creme auf meine Hand und legte unsicher meine Finger auf den Rücken vor mir. Seine Haut war aufgeheizt von der Sonne und die gut ausgeprägten Muskeln waren mehr als nur deutlich spürbar. Meine Hand strich in schnellen, fähigen Bewegungen über die weiche Haut und ich biss mir auf die Unterlippe. Meinem Kopf verbot ich, über das ganze nachzudenken und auch alles, was auch nur im entferntesten mit dem duchtrainierten und tätowieren Mann vor mir zu tun hatte, war tabu. Da Mr. Trafalgar allerdings ziemlich groß war, dauerte es seine Zeit, bis ich es geschafft hatte, die gesamte Fläche einzucremen und erleichtert wieder Aufstand, als ich es geschafft hatte. Das war doch Folter! Mein Kopf drohte zu explodieren und ich suchte lieber schnell das Weite, bevor es ihm noch auffiel. Hastig schnappte ich mir Bepos Hand und zog ihn mit mir zu den Rutschen, woraufhin er jubelnd zu der kleinen Kinderrutsche lief. Solange er sich diese aussuchte, würde ich einfach daneben stehen bleiben können und zusehen. Der Kleine freute sich riesig und winkte mir immer wieder zu, wenn er 'ganz oben' stand, wobei das gerade einmal meine Kopfhöhe war, doch ich winkte jedes mal zurück und lehnte mich an das Geländer vor mir. Langsam normalisierte sich meine Gesichtsfarbe wieder und ich entspannte mich ein wenig. Man konnte sagen, dass Mr. Trafalgar und ich bereits über diese Schüler-Lehrer Beziehung hinaus waren, denn dafür wusste ich viel zu viel über ihn und sein Leben. Dazu verbrachte ich dank Bepo ziemlich viel Zeit bei ihm und er hatte aufgehört, mich arg offensichtlich zu beleidigen oder zu kritisieren. Wenn ich es benennen sollte, war es wohl irgendwas wie... Freundschaft? Hmm, nicht ganz, aber in diese Richtung.
Als ich Ace neben Bepo erblickte und sich gleich darauf jemand neben mich stellte, brauchte ich mich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass es Marco war. Meine Mundwinkel zogen sich ein klein wenig nach unten, denn ich hatte bereits eine kleine Vorahnung, dass er nicht ohne Hintergedanken zu mir gekommen war. Entspannt lehnte er neben mir am Geländer, inzwischen hatte auch er sich seines Oberteil entledigt und er sah genau so gut aus, wie Mr. Trafalgar... So ganz objektiv betrachtet selbstverständlich. Sofort stieg mir erneut die Röte ins Gesicht, die ich gerade eben erst losgeworden war. Als ich seinen Blick auf mir bemerkte, hob ich fragend die Augenbraue und sah zu ihm auf. Was war denn jeder Mann auch so riesig, sowohl er als auch Trafalgar reichten locker an die 1,90 heran. Bevor Marco jedoch etwas hätte sagen können, kam ich ihm zuvor, denn der beste Ausweg war die Flucht nach vorne. "Woher kennst du Mr. Trafalgar?" Etwas verdutzt würde ich daraufhin angesehen, doch schnell kehrte sein leichtes Grinsen zurück. "Wir waren zusammen in der Schule, die letzten paar Jahre sogar in der selben Klasse." Was meinte er denn damit? Nur die letzten paar Jahre und was war davor? Wieso hätte einer von beiden die Klasse wechseln sollen? "Er hat eine Klasse übersprungen." Ja, das klang nach Trafalgar. Seufzend winkte ich ein weiteres Mal Bepo, der oben auf der Rutsche stand und lächelnd nach unten rutschte. "Seit wann siezt du die Eltern deiner Kinder?" Wenn man das so hörte, klang das wohl echt seltsam, doch Marco meinte damit selbstverständlich die Kinder auf die ich aufpasste und ich fand es auch zeitsparender sie einfach meine Kinder zu nennen.
"Seitdem sie meine Lehrer sind."

Gute Erziehung ist manchmal wirklich hinderlich... Oder vielleicht auch nicht😏
Was glaubt ihr, wieso Law Andi immer wieder ärgert? Liegt es einfach in seiner Natur oder steckt mehr dahinter?
Wie meint ihr, geht es nun weiter?
Wird es ein ruhiger Tag oder passiert noch etwas?
Bis bald❤️

Armor, ein mieser VerräterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt