Armor, ein mieser Verräter

Kapitel 14

"Du hast morgen Schule." Kam es nun nachdrücklicher, als ich den Teller in die Spühle legte. "Ich habe genug für heute geschlafen, jetzt bin ich wieder halbwegs fit. Jetzt habe ich doch wieder Energie für meinen Kreislauf." Das darauffolgende Augenverdrehen brachte mich zum Lachen. "... Du hast doch auch viel geschlafen, sogar länger als ich, müsste es... dir da nicht ähnlich gehen?" Dass ich völlig über das 'du' stolperte, wurde zu meiner großen Freude geflissentlich ignoriert. Seufzend fuhr sich mein Gegenüber durchs Haar und sah mich danach eine Weile lang stumm an. Ich Intelligenzbestie hatte sein Nickerchen auf der Couch und dadurch auch auf mir angesprochen. Sofort wurde mein Kopf wieder heiß und ich hielt diesem Blick nicht stand, sodass ich auf meine im Schoß gefalteten Händen sah. "Ach nicht so wichtig." Nun war es an ihm, zu lachen, was mich nur mehr rot anlaufen ließ. Sollte es ihm nicht auch irgendwie unangenehm sein? Hm, vermutlich war ich da nicht die erste... Ah, ganz falsche Richtung! Wie eine überreife Tomate saß ich nun auf der Arbeitsfläche und ließ mich auslachen. So viel zu meinen Racheplänen und dass ich auch mal zurückschlagen würde.
So, jetzt brauchte ich einen Themenwechsel! "Hast du die Ergebnisse deiner Prüfung schon erhalten?" Etwas überrascht von meiner plötzlichen, aus dem Nichts gegriffenen Frage verstummte das melodische Lachen. "Ja, vorhin." Angespannt sah ich ihn an, doch Law sprach nicht weiter. Ließ er sich denn alles aus der Nase ziehen?! "Ja und?!" Ich konnte diese Anspannung nicht mehr lange ertragen, und mein Gegenüber sah mich so nichtssagend an, dass mir keine Spekulation möglich war. Fast glaubte ich schon, er hätte er vermasselt, weil er es mir nicht sagen wollte, doch dann zuckten seine Mundwinkel nach oben. "Ich habe natürlich bestanden." Oh, das klang jetzt eingebildet! Doch ich ließ es ihm durchgehen, schließlich war es einfach nur spitze, dass Law es geschafft hatte. "Ja freust du dich denn nicht darüber? Das muss doch gefeiert werden!" Das war doch super und er stand nur da und tat auf cool. Ich konnte ihm doch an der Nasenspitze ansehen, dass er sich ebenfalls riesig freute und es einfach nur nicht zeigen wollte. "Was würdest du denn vorschlagen?" Ho? Meine Meinung war gefragt? Überlegen tippte ich mir aufs Kinn und legte den Kopf schief. Also in eine Disco gehen fiel flach, ganz klar. Überhaupt weggehen ging nicht, da Bepo hier in seinem Zimmer schlief und ihn allein lassen ging gar nicht." Du könntest einen Freund anrufen und ihn hier her einladen. Wie wärs mit Marco?" Doch ich bekam nur ein belustigtes Kopfschütteln. "Der hat selber ein kleines Kind zuhause und es ist ohnehin zu spät, um jetzt noch etwas auf die Beine zu stellen." Toll und wieso hatte er mich dann überlegen lassen? Beleidigt bließ ich meine Wangen auf und verschränkte die Arme vor der Brust. "Du hast ja langweilige Freunde, es ist doch noch gar nicht soo spät." Und wieder fand seine Augenbraue ihren Weg nach oben. "Du bist es doch normal, die hier schon um zehn auf der Couch einschläft oder spätestens im Auto auf der Fahrt."
"Weil du immer so spät nach Hause kommst und jetzt bin ich doch wach!" Da kam mir eine Idee und ich stand vorsichtig auf der Arbeitsplätze auf, um im Schrank neben mir zu sehen. Den zweifelnden Blick des Schwarzhaarigen im Nacken spürend fischte ich die Flasche Wein heraus und stellte sie neben mich. Lächelnd hüpfte ich von der Steinplatte, holte zwei Weingläser aus dem Glasschrank und stellte sie auf den Küchentisch. Auffordend sah ich Law an, der daraufhin einen Korkenzieher holte und die Flasche damit öffnete, jedem ein wenig einschenkte. Lächelnd hob ich mein Glas, um mit ihm anzustoßen. "Auf dich und deine bestandene Prüfung!" Immernoch war der Blick meines Gegenübers recht skeptisch, dennoch umgriff er der dünnen Hals des Glases und stieß mit mir an. "Jetzt guck doch nicht so, ich bin alt genug um zu trinken und wenn du nichts härteres hast, dann müssen wir uns damit begnügen." Ja, jetzt zuckten seine Mundwinkel nach oben, also ging es doch. Früher hatte ich mich soetwas nie im Leben getraut, doch das Haus hier fühlte sich inzwischen fast mehr wie mein Zuhause an, als meine Wohnung im Plattenbau. Hier war es auch um einiges hübscher, doch davon wollte ich jetzt nicht anfangen und konzentrierte mich lieber auf mein nun leeres Weinglas. Zufrieden lächelnd stellte ich es zurück auf den Tisch und füllte mir noch ein wenig ein, denn das rote Zeug schmeckte ziemlich lecker. Musste teuer gewesen sein, doch ich kannte mich da zu wenig aus, um eine Schätzung abzugeben. "Hast du von dem Virus gehört, welches in China aufgetaucht sein soll? Vielleicht wird deswegen hier bald alles dicht gemacht." Überrascht schüttelte ich den Kopf, doch die Vorstellung, nicht mehr in die Schule gehen zu müssen, brachte mich zum Lächeln. "Liest du keine Zeitung?" Wieder kam von mir nur ein Kopfschütteln, denn dafür bräuchte man ein Abo und das kostete wiederum Geld. Abgesehen davon, wer las bitte Zeitung?
"Guckst du Nachrichten?" Wieso kam es mir so vor, als wäre Law überrascht darüber, dass ich keine Nachrichten verfolgte? Mich interessierte das einfach nicht, meistens waren es doch sowieso nur Katastrophen über die berichtet wurde. "Wie kann man so blind durch die Welt gehen?" Also jetzt übertrieb er!
"Frag morgen die Klasse, wer alles Zeitung liest. Keiner wird die Hand heben! Das machen doch nur alte Rentner bei ihrer ersten Tasse Tee um sechs Uhr Morgens." Ja, dieses Bild meines Großvaters, wie er in den frühen Morgenstunden in seinem Schaukelstuhl saß und Zeitung las, hatte sich irgendwie bei mir eingebrannt. Ein belustigtes Schnauben riss mich aus meinen Erinnerungen." Zuerst vergleichst du mich mit einem kleinen Mädchen und jetzt bin ich ein alter Opa. Willst du dich nicht langsam mal entscheiden?"
"Wieso sollte ich? So ist es doch viel lustiger." Herausfordernd sah ich Law an, wie er sein Glas daraufhin austrank, doch anders als ich schenkte er sich nicht nach und stellte sogar die Flasche in den Kühlschrank. Damit wollte er mir also sagen, dass ich genau gehabt hätte. Leicht eingeschnappt, weil ich von ihm bevormundet wurde, kippte ich den restlichen Wein in einem Zug herunter und wieder Blitze ich ihn herausfordernd an. "Worauf ich eigentlich hinaus wollte..." Wir waren wohl ein wenig abgeschwiffen, doch das war auf seinem Mist gewachsen, immerhin hatte er wissen wollen, ob ich Zeitung las. "Falls es wirklich dazu kommen sollte, dass alles geschlossen wird, werde ich den ganzen Tag zuhause sein." Also wäre ich überflüssig, ich verstand. Nun stellte sich mir allerdings die Frage, wie ich das Geld für die Miete anderweitig verdienen können würde. In Cafés und Bars arbeiten ging dann ja nicht und unsere Wasser- und Stromkosten würden in die Höhe schießen. Mir wurde schlecht bei dem Gedanken daran, dass wir das niemals bezahlen können würden. Würde man uns dann aus der Wohnung werfen? Doch wo sollten wir denn dann hin? Wie lange würde das ganze denn überhaupt andauern? "... Weil Bepo dich so mag." Fragend sah ich meinen Gegenüber an. Seit wann hatte er denn schon geredet? Seufzend fuhr Er sich durchs Haar und lehnte sich mir gegenüber gegen die Arbeitsplatte. "Du hast mir nicht zugehört, hab ich recht?" Zögerlich nickte ich und murmelte eine Entschuldigung. Ich hatte gerade deutlich wichtigeres zu tun gehabt, als aufzupassen, hier ging es nämlich offenbar um mein Zuhause. "Wie bereits gesagt, wäre es trotzdem gut, wenn du hier her kommen würdest, da Bepo sich so an dich gewöhnt hat. Du kannst ihn besser den ganzen Tag beschäftigen, als ich." Er gab freiwillig zu, dass ich etwas besser konnte? Da konnte ich doch nie im Leben nein sagen, wenn er schon so über sich hinaus gewachsen war. Abgesehen davon würde es bedeuten, ich würde weiterhin mein Gehalt bekommen und wir würden die Wohnung behalten können. "Ja klar, mach ich." Ja, ich konnte sogar noch etwas besser als der ach so perfekte Trafalgar Law! Zufrieden lächelnd freute ich mich über diese Erkenntnis, doch als der Schwarzhaarige nicht eingeschnappt oder anderweitig ablehnend reagierte, verpuffte meine Freude. Hatte er mir gerade geschmeichelt, damit ich zusagte? Nun wurde das Grinsen meines Gegenübers deutlich sichtbar. "Man kann genau beobachten, was gerade in deinem kleinen Kopf vorgeht. Zuerst bist du stolz darauf, dass ich dir gesagt habe, dass Bepo dich mag, dann wirst du misstrauisch, weil ich damit zugegeben habe, dass du das besser kannst als ich. Zum Schluss bist du sauer, weil du darauf reingefallen bist und jetzt wirst du rot, weil es dir peinlich ist, dass du wie ein offenes Buch bist. " Mit allem hatte er recht, sogar damit, dass ich rot wurde und es durch seine Worte nur noch verstärkt wurde. Eingeschnappt drehte ich meinen Kopf zur Seite. Er musste mir auch wirklich immer seine Überlegenheit unter die Nase reiben. Idiot!" Ich hätte so oder so zugesagt."

Und tatsächlich, keine Woche später wurde die Schule geschlossen und meine Mutter verkündete mir daraufhin, dass sie ab jetzt im Pflegeheim leben würde. "Es ist sicherer für die alten Leute, wenn ich nur noch dort bin und keinen anderweitigen Kontakt mehr habe. Dann kann ich mich nirgends anstecken und mehr Geld gibt es auch." Es tat ihr natürlich Leid, dass sie mich damit alleine lassen würde, doch ich winkte nur ab und versicherte ihr, dass ich das schon schaffen würde. Gedankenverloren sah ich am nächsten Morgen dabei zu, wie sie alle ihre Sachen packte und mir einen letzten Kuss auf die Wange gab, bevor sie auch schon weg war. Seufzend stand ich auf und schnappte mir meine Tasche und meine Maske, bevor ich ebenfalls die Wohnung verließ. Ich lief diesmal den gesamten Weg zu Laws Haus, da Busse zur Zeit nicht fuhren und obwohl ich es ziemlich nervig fand, jetzt schon um 8 Uhr dort zu erscheinen, freute ich mich auf Bepo.
Gähnend öffnete ich mit meinem Schlüssel die Haustür und trat ein und hörte sofort vergnügtes Kinderlachen. Verwirrt zog ich mir meine Schuhe aus und trat ins Wohnzimmer, aus dem das Lachen kam. Dort saß Bepo auf Laws Rücken, welcher indes Liegestütze machte, was den Kleinen offenbar sehr freute, weil es immer wieder hoch und runter ging. "Andi, mach auch mit!" Ja, klar..."Nein Bepo, ich glaube ich bin da schon ein bisschen zu groß dafür." Das leichte Lachen das von dem Schwarzhaarigen daraufhin ausging, ließ ich mal unkommentiert. "OK Bepo, du kannst wieder runter." Kichernd kletterte er von dem breiten Rücken seines Onkels, der sich daraufhin aufsetzte und mit dem Weißhaarigen abklatschte. Das sah wirklich unglaublich süß aus und nur noch auf den letzten Drücker hielt ich mich davon ab, entzückt aufzuseufzen. Als nächstes richtete sich Law zu seiner vollen Größe auf und kam auf mich zu, sodass ich meinen Kopf leicht in den Nacken legen musste, um ihn weiterhin anzusehen. "Ich gehe jetzt joggen und komme in einer dreiviertel Stunde wieder." Das hatte ich mir bei den Sportsachen die er trug schon fast gedacht, dennoch nickte ich einfach und schon war er an mir vorbei. Lächelnd gesellte ich mich zu Bepo und machte ihm etwas zum Frühstück und mir gleich mit. Es war schwierig ihm zu erklären, dass wir ab jetzt nicht mehr auf den Spielplatz gehen können würden und der Schwimmbadbesuch, den ich ihm versprochen hatte, auch auf unbestimmte Zeit verschoben war. Wie erklärte man einem kleinen Kind, dass es ein Virus gab, das sich verbreitete und deshalb alles geschlossen war? Nicht einmal einkaufen durfte man zu zweit! Seufzend setzte ich mich nach dem Essen in sein Zimmer und spielte ein wenig mit ihm, hörte dabei wie die Haustür aufging und Schritte ins Bad führten. Offenbar war der Herr des Hauses von seiner Joggingrunde zurück. Frisch geduscht und in neuen Sachen kam er daraufhin ins Zimmer und setzte sich zu uns auf den Boden. Etwas verwirrt, da er normalerweise nie dabei zusah, wie ich mit dem Bepo spielte, sah ich ihn eine Weile lang an, ob er vielleicht etwas sagen wollen würde, doch er machte keine Anstalten dazu. Auch wenn es mir etwas seltsam vorkam, machte ich einfach in meinem Tun weiter und veranstaltete ein Autowettrennen durchs Zimmer.

Wollte mal 'aktuelle Geschehnisse' aufgreifen, um das ganze mal ein wenig voran zu treiben.
Was meint ihr, was Law will, wenn er sich zu den zwei setzt?
Also ich persönlich kann sagen, dass ich weder Zeitung lese, noch regelmäßig Nachrichten gucke, jedoch fand ich den Dialog einfach witzig und hab gedacht, dass Law das wohl anders sieht.
Meint ihr, Law wird das mit Andi auf der Couch nochmal ansprechen oder wird das einfach totgeschwiegen?
Bis bald❤️