Eine andere Form von Kontakt 2

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Hallo, hier bin ich wieder. Heute gibt es mal die Fortsetzung, von der zweiten Kontaktgeschichte. Viel Vergnügen!


<Wir haben in diesem Leben zwei Möglichkeiten, wie wir dem Tod entgegentreten.>

Das fängt ja gut an, denkt Katharina, als sie diese Nachricht von Philipp liest, aber er hat es leider geschafft. Er hat sie neugierig gemacht.

>Und welche wären das?<

<Wir können ihm als Freund entgegentreten oder als Fremdem.>

>Also ist der Tod in Ihren Augen eine Person?<

<Ja, ich denke, dass wir dem Tod ein Gesicht geben können.>

>Wieso? Macht es den Gedanken, dass man vergänglich ist, erträglicher?<

<Wenn man dem Tod als Freund entgegentritt, schon.>

>Ich finde das armselig. Haben Sie so eine Angst vor dem Tod, dass Sie ihn sich als Freund vorstellen? Oder sind Sie so einsam?<

<Weder, noch. Ich fühle mich dem Tod sehr verbunden.>

Katharina seufzt. Das Gespräch geht in eine Richtung, die ihr nicht gefällt. Sie wird es abbrechen, wenn er nicht bald das Thema wechselt.

>Wieso?<

<Es ist so. Wir können ihm sowieso nicht entkommen. Früher oder später findet alles und jeder sein Ende.>

>Das ist kein schöner Gedanke.<

<Die Wahrheit hat ein hässliches Gesicht.>

>Vielleicht.<

<Nein, mit Sicherheit.<

>Wenn Sie das sagen.<

<Darf ich Sie nach Ihrem Namen fragen?>

Der Gedanke widerstrebt ihr heftig. Kurz überlegt sie, sich einen Namen auszudenken, es kann ja genauso gut sein, dass „Philipp" das auch getan hat, aber dann entscheidet sie sich dagegen. Sie würde sich unwohl fühlen, wenn er sie mit einem ausgedachten Namen ansprechen würde. Außerdem kann nichts passieren, wenn sie ihm nur ihren Vornamen nennt.

>Ich heiße Katharina.<

<Ah, die Reine, richtig?>

>Was meinen Sie?<

<Die Bedeutung Ihres Namens ist die Reine oder die Aufrichtige.>

>Das wusste ich nicht.<

<Jetzt wissen Sie es.>

Obwohl sich alles in ihr dagegen wehrt, fängt Philipp sie langsam ein. Sie merkt es nicht, nach wie vor denkt Katharina, sie kann jederzeit alles abbrechen, aber spätestens als sie Philipp ihren Namen genannt hat, wird ein Rückzug unmöglich.

Im Laufe des Tages tut sie nichts anderes, als Nachrichten schreiben. An eine unbekannte Person, deren Kontakt wie auch immer plötzlich auf ihrem Handy gespeichert war. Aber sie fühlt sich ihm auf eine seltsame Art und Weise verbunden, was er schreibt, weckt in ihr ein trügerisches Gefühl der Vertrautheit.

Die Nachricht trifft sie wie ein Schlag, 36 Stunden sind vergangen, in denen Philipp versucht hat, ihr Vertrauen zu gewinnen.

Eleni ist tot. Sie erfährt es von ihrer Mutter, die weint, als sie Katharina anruft. Man hört es nicht, aber Katharina weiß es. Sie selbst ist zu schockiert, um zu weinen. Sie hat doch eben noch mit ihrer Schwester telefoniert, sie hat ihr Paul's Nummer weitergeschickt und sich gewundert, was sie von ihm möchte.

Ihre Mutter verrät ihr nicht, wie ihre Schwester ums Leben gekommen ist, aber Katharina möchte es auch nicht wissen. Die Trauer muss sich ihren Platz aber bald mit einer anderen Emotion teilen. Scham. Denn die erste Person, mit der sie über den Tod ihrer Schwester sprechen möchte, ist Philipp. Sprechen nicht, schreiben.

Sie realisiert es nicht. Sie hat keine Ahnung, was eine Welt ohne Eleni ist. Sie hat keine Ahnung. Die Verzweiflung und die Trauer werden noch zu ihr kommen, das ist gewiss. Die Trauer findet ihren Platz. Immer. Ausnahmslos immer.

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