Sonnenfinsternis

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Diese Geschichte soll Hoffnung machen und vielleicht sogar ein bisschen Trost spenden :)


 Sie fühlte...gar nichts. Sie saß unter dem Baum, beobachtete den Ozean und weinte. Eigentlich müsste man sagen, dass sie traurig war, weil sie weinte, aber die Gefühle in ihr hatten sich in ein einziges Chaos verwandelt. So, wie wenn man viele bunte Farben zusammenmischt und irgendwann nur noch braune Farbe da ist.

Sie war so verletzt, tief drinnen. Und trotzdem schaffte sie es nicht loszulassen.

Sie starrte auf das Meer, stellte sich vor, dass die Wellen all ihre Sorgen, all ihre Erinnerungen von ihr wegtrugen, aber als sie in sich hineinhörte, war alles immer noch hier.

Tropfen für Tropfen färbten sich Punkte auf ihrem T-Shirt dunkler, dort, wo die Tränen hinfielen. Es war poetisch, aber sie wollte so gern aufhören zu weinen. Nur, sie konnte es nicht. Sie ertrank in Schmerz. Aber das war nicht einmal das Schlimmste. Das Schlimmste waren die Erinnerungen, die sie beinah von innen verbrannten.

Sie sah, wie der Himmel immer dunkler wurde, die Sonne verschwand langsam als roter Feuerball unter dem Meer, hinter dem Horizont. So sah es zumindest aus. Und so hatte sich das alles angefühlt. Wie ein ganzer Tag.

Anfangs hatte sie nicht so recht gewusst was passieren würde, doch es war immer heller geworden, das Licht immer goldener. Die Sonne war aufgegangen. Die Erinnerungen drückten sie wieder einmal zu Boden. Wie sehr sie sich in diesen Blicken verloren hatte. Diese Stimme hatten eine Saite in ihr zum Schwingen gebracht, von der sie nicht einmal etwas gewusst hatte.

Die Sonne war immer höher gestiegen, es war wärmer geworden, heller. Bis die Sonne schließlich am höchsten Punkt gestanden hatte. Diese Mittagssonne hatte ihr so viel geschenkt. Dinge, die sie sich im Traum nicht hätte vorstellen können. Zu dieser Zeit war die Welt in goldenes Licht getaucht gewesen. Der Ozean hatte in schillernden Farben geleuchtet.

Und dann waren Wolken gekommen. Das war in Ordnung gewesen, denn sie hatte gewusst, dass hinter den Wolken immer noch die Sonne war. Und irgendwann würden sich die Wolken schon verziehen. Irgendwann würde die Sonne wieder kommen und die Welt wieder heller machen. Sie hatte die Sonne vermisst. Sehr sogar. Und sie hatte über die Schatten nachgedacht.

Aber dann, und bei diesem Gedanken musste sie die Augen schließen, um sich nicht zu verlieren, war die Sonne untergegangen. Und es war Nacht geworden. Die Nacht war von ungewisser Dauer und sternenlos. Und sie wurde immer dunkler.

Für einen kurzen Moment dachte sie darüber nach, wie es wäre, sich dem Meer zu geben. Aufzugeben. Aber der Moment, so kurz er war, entzündete einen Funken in ihr. Und der Funken wurde langsam zu einer Flamme. Sie stand auf, schüttelte die Blüten ab, die der Baum auf sie fallen hatte lassen, und sah in den Himmel. Und da begriff sie. Sie spürte nach wie vor Tränen auf ihren Wangen und sie ballte ihre Hände, diese Hände, die berührt hatten, die die Wärme der Sonne gespürt hatten, zu Fäusten. Und sie verstand endlich.

Auf dem Himmel erschien der Mond und sie merkte, dass sie die Sonne war.

Und die Sonne würde wieder aufgehen.

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