CHAPTER 1

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Aufruhr im Big Apple: Erneuter Meistercoup von Sangster's Gangster hält die Metropole in Atem.

Diese Schlagzeile brachte mich dazu, meinen frischgepressten Orangensaft über die gesamte Titelseite zu spucken.

"Verdammt!", hustete ich, während ich versuchte, nicht vom Stuhl zu fallen, und zeitgleich die durchtränkte Zeitung so gut es ging mit einem Lappen abzutrocknen.

Zum Glück war der Bericht selbst relativ unbehelligt geblieben, denn in meiner Dummheit hatte ich nur den oberen Bereich der New York Times komplett zerstört.

"Der berühmt berüchtigten Straßengang ist letzte Nacht erneut ein Streich gelungen, der die Polizei vor ein Rätsel stellt. Das angeblich stärkst gerüstete Penthaus in der Upper East Side wurde von den "Sangster's Gangsters" komplett ausgeräumt - und das alles in wenigen Minuten. Laut dem Besitzer dieser Immobilie befanden sich darin wertvolle Kunstartefakte und zahlreiche Familienerbstücke. Es wird stark davon ausgegangen, dass diese sich inzwischen am Schwarzmarkt befinden."

Ich las mir den Bericht halblaut durch, in der Hoffnung, dass ich dort irgendwelche Ermittlungsfortschritte auffinden würde.

Vergebens.

"Die NYPD ist mit ihrem Latein am Ende, berichtet ein Informant. Captain Lowe weist alle Schuld von seiner Institution, da einem solchen perfiden, kriminalen Superhirn wie dem von Thomas Sangster nichts Materielles entgegengesetzt werden könne."

Ich schaubte. Thomas Sangster war in meinen Augen auf gar keinen Fall ein Superhirn. Er war lediglich ein Kleinkrimineller, der nach Aufmerksamkeit lechzte.

"Dad?", rief ich über meine Schulter hinweg. "Du bist schon wieder in der Zeitung!"

"Ja, ich weiß." Mein Dad betrat den Raum, in seiner üblichen Polizeiuniform, eine Tasse Kaffee in der Hand. "Sangster's Gangsters haben mich die ganze Nacht wachgehalten. Der Überfall wurde gegen Mitternacht entdeckt und ich bin erst vor zwei Stunden nach Hause zurückgekommen."

Tatsächlich, jetzt wo er es ansprach, bemerkte ich die dunklen Ringe unter seinen sonst so warmen Augen. Er war unrasiert, und seine Haut hatte eine leicht fahle Färbung.

"Seltsam", murmelte ich, während ich den Brotkorb an mich heranzog. "Ich habe gar nichts mitbekommen."

Dad ließ sich neben mich auf einen der Barhocker fallen, die die Sitzgelegenheit zu unserer Küchenbank bildeten. Sie waren nachtschwarz lackiert, und die Sitzfläche war aus Knautschleder. Ich hatte sie eigens ausgesucht, und ich liebte sie über alles.

"Ich war gegen fünf schon wieder zuhause." Dad lockerte den Krawattenknoten, der natürlich auch fester Bestandteil seiner Uniform war. "Du hast tief und fest geschlafen."

"Hmm", machte ich, während ich mir eine dicke Schicht Frischkäse auf das Brot schmierte. "Gibt es irgendwelche neuen Erkenntnisse?"

Dad schüttelte langsam den Kopf. "Nicht zwingend. Diese kriminelle Bande macht keine Fehler, zumindest nicht solange dieser Sangster Drahtzieher hinter dem Ganzen ist." Er schlug mit der Faust auf den Tisch, was meinen Teller dazu veranlasste, einen fröhlichen Hüpfer zu vollführen.

"Dad!" Ich konnte nicht umhin, als dass meine Stimme vorwurfsvoll klang. "Denk' an deine Übungen."

Er atmete tief ein und aus. "Du hast Recht, entschuldige, Aoife. Ich bin unterzuckert, leide unter akutem Schlafmangel und das Pentagon will sich vermutlich auch bald einschalten. Kein Grund, die Kontrolle zu verlieren."

Mein Brot war vergessen, ich starrte meinen Vater mit aufgerissenen Augen an. "Das Pentagon?!"

Er stützte den Kopf in die Hände. "Ja, verdammt." Wieder atmete er ein und aus. "In der Hauptstadt denken vermutlich, dass wir irgendwelche Provinzler sind, die nichts alleine gebacken kriegen."

Sangster's GangstersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt