CHAPTER 13

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Ich war schon wieder zwei Stunden zu Hause gewesen, als Dad endlich von der Arbeit zurückkam.

Wenn er vor drei Tagen beim Frühstück schon schlecht ausgesehen hatte, dann konnte ich jetzt definitiv kein Adjektiv mehr finden, welches seinen Zustand auch nur annäherungsweise beschrieb.

Seine Augenringe waren inzwischen nachtschwarz, seine Haut gräulich weiß. Mit anderen Worten; er sah aus wie ein komplett übermüdeter Zombie.

Kaum, dass er die Wohnung betreten hatte, ließ er sich stöhnend auf das Sofa im Wohnzimmer fallen.

"Alles in Ordnung, Dad?", erkundigte ich mich besorgt, aber mir war klar, dass dies nicht der Fall war.

Ich hatte in der Küche gesessen und versucht meine Italienischhausaufgaben zu erledigen, und nebenbei die Nachrichten geschaut.

Ausnahmsweise wurde nicht über das gesamte kriminelle Übel von New York City berichtet, sondern über irgendeine Promigala, auf der für einen guten Zweck Spenden gesammelt wurde.

Was für eine willkommene Ablenkung.

Dad hingegen schien die Gala gar nicht zu begrüßen, denn er seufzte, ich solle doch bitte den Fernseher ausschalten.

Etwas verärgert tat ich wie geheißen, und setzte mich dann wieder schmollend an meine Hausaufgaben.

"Was ist mit deinem Kopf passiert?", fragte Dad nach einer langen Weile der Stille schließlich verwirrt.

Ich hatte meine Wunde mit Wasser ausgewaschen und versucht, meine Haare so ordentlich wie möglich darüber zu drapieren.

"Bin gestolpert", log ich.

Wow, Aoife. So viel zu deinem Einfallsreichtum.

"Normalerweise fällt man beim Stolpern nach vorne."

"Ich bin so begabt, ich schaff das auch in die andere Richtung."

Dad lachte leise und ich drehte mich zu ihm um. "Wie war die Arbeit?"

"Anstrengend", murmelte er. "Ein Überfall auf einen Waffenshop, diesmal sogar mit Toten. Die Sangster's Gangsters scheinen einen Gang zuzulegen."

"Ich glaube nicht, dass das die Sangster's Gangsters sind", rutschte es mir heraus, und ich hätte mich am liebsten selbst geohrfeigt.

Dad richtete sich auf dem Sofa auf. "Wie meinst du das?"

"Naja", antwortete ich verlegen. "Das ist einfach nicht ihr Stil. Die Sangster's Gangsters würden niemals jemanden umbringen."

"Und wer soll diese Überfälle dann bitte durchführen?"

Ich erhob mich von dem Küchenstuhl und ließ mich auf einen der Armstühle sinken, die das Gegenstück zum Sofa bildeteten.

"Hast du schon mal von den Children of Nemesis gehört?"

Okay, das war jetzt wirklich eine seltsame Situation. Ich erzählte meinem Vater, dem Polizeichef des NYPD, von den verschiedenen Straßengangs der Stadt, die er eigentlich selbst unter Kontrolle haben sollte.

"Nur Gerüchte." Dad blinzelte mich verwirrt an. "Woher weißt du von ihnen?"

"Internet." Das war sogar teilweise richtig. "Angeblich sind sie das wahre Problem. Die Sangster's Gangsters meinen es eigentlich ganz gut mit uns."

Dad hob eine Augenbraue. "Was ist bitte mit dir passiert? Seit wann heißt du die Sangster's Gangsters gut?"

"Ich heiße sie nicht unbedingt gut!", entgegnete ich hitzig. "Ich glaube nur, dass bei ihnen der Zweck eben manchmal die Mittel heiligt."

Sangster's GangstersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt