CHAPTER 28

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Ich fand es unmöglich, dass ich trotz allem noch die Schule besuchen musste.

Ashton hatte mir erzählt, dass mindestens die Hälfte der SGs keinen Schulabschluss hatte, Thomas inklusive.

Trotzdem hatte dieser mir unmissverständlich klargemacht, dass es für mich nicht in Frage käme, vierundzwanzig Stunden am Tag im Hauptquartier abzuhängen.

"Ich will dir nicht deine Chance auf Bildung zerstören", hatte er mir kühl erklärt.

Er hatte sich ziemlich abweisend verhalten, seit der Sache mit Aaron im Nebengang.

Wenn er doch nur wüsste, dass ich für Aaron nichts empfand.

Aber er hörte mir ja nicht mehr zu.

Idiot.

Außerdem hatte ich im Moment überhaupt keine Lust auf Schule.

Die Lehrer drillten uns bis zum Gehtnichtmehr, Ashley und Nicole waren nach wie vor unausstehliche Zicken, und Paul immer noch im Krankenstand.

Zu allem Überfluss mussten wir in Kunst auch noch ein Projekt abliefern, und unsere Lehrerin hatte mich aus alter Gewohnheit mit Nicole und Ashley in eine Gruppe gesteckt.

So kam es nun, dass wir drei wütend auf dem Schulhof standen, und auf unsere Pappmachémasse einschlugen, wobei wir uns ignorierten.

Da ich heute wirklich polemisch gestimmt war, entschied ich, Nicole ein wenig zu ärgern.

"Wie war dein Date mit Aaron?", fragte ich also bissig, während ich maßlos viel Farbe in die Pappmachépampe goss.

Nicole lief knallrot an, und sah verlegen zu Ashley, die ein verwirrtes Gesicht machte.

"Date?", fragte sie irritiert. "Und wer ist Aaron?"

"Sie hat es dir nicht erzählt?!" Ich war überrascht. "Unsere liebe Nicole tut nämlich genau das, was du mir immer unterstellst. Sie unterhält Verbindungen zur Unterwelt."

Ashley strich sich ihr blondes Haar zurück, ein Zeichen dafür, dass sie gleich einen größeren Nervenzusammenbruch erleiden würde.

"Du tust was?!"

Nicole sagte gar nichts, warf mir aber einen Blick zu, wer mich wohl bei lebendigem Leib häuten sollte.

Ich lachte böse. "Oh, komm, Nicole! Warum hast du es ihr nicht erzählt? Ihr seid doch sowieso so gut befreundet in letzter Zeit."

Oh Gott, Aoife, schalt einen Gang zurück!

Doch ich dachte gar nicht dran. Die aufgestaute Wut der letzten Tage machte sich nun endlich bemerkbar.

"Woran das wohl liegen mag?" Ich machte ein betont nachdenkliches Gesicht. "Vielleicht daran, dass ihr die dritte in eurem Freundeskreis ausgeschlossen, und hinter ihr Lügen über sie verbreitet habt?"

Über Ashleys Gesicht huschte der Anflug eines schlechten Gewissens.

"Ach, ja. Nichts einigt so gut wie ein gemeinsamer Feind." Ich zuckte mit den Schultern. "Ich bin froh, dass meine Freundinnen sich verhältnismäßig früh als falsche, hinterlistige Zicken herausgestellt haben." Ich lachte falsch. "Stellt euch vor, ich wäre noch länger mit ihren befreundet gewesen."

"Aoife, ich-", begann Ashley, doch ich schnitt ihr das Wort ab.

"Wo war ich? Ach ja, unsere Nicole ist komplett verschossen. In den zweiten Anführer der Sangster's Gangsters."

Betont unschuldig versenkte ich meinen Pinsel wieder im Farbtopf.

"An sich überrascht das niemanden. Sie hatte ja schon immer ein Faible für die Bösen. Vor drei Wochen war es halt noch Thomas selbst, aber nun hat sie ihr Beutelschema von blond auf schwarzhaarig verlegt."

Sangster's GangstersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt