CHAPTER 18

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Das Tanztraining war heute wahrhaft eine Qual.

Madame Olivière, eine stramme und strenge Wahlfranzösin, die eindeutig viel zu frankophil war, jagte uns mehrere Meilen durch den Raum, bevor wir mit sehr unangenehmen Dehnungsübungen fortfuhren.

Für Ash war es die erste Stunde nach ihrer Verletzung und sie bekam schon nach ein paar Minuten kaum mehr Luft.

"Kann nicht mehr!", keuchte sie, während sie mühsam neben mir her rannte.

Ich grinste sie an. "Ich wäre auch nicht so Form, wenn ich nicht-"

Schnell unterbrach ich mich. Ich hatte eigentlich sagen wollen: Wenn ich nicht fast jede freie Minute mit den Sangster's Gangsters verbringen würde.

Ash sah mich misstrauisch an. "Wenn du nicht was?"

Madame Olivière beordnete uns gerade, mit den Sit-Ups zu beginnen und ich ließ mich erleichtert zu Boden fallen.

"Aoife?" Ash klang langsam wirklich wütend. "Was verschweigst du mir?"

"Warum denken immer alle, dass ich etwas zu verheimlichen habe?", fauchte ich und tat so als würde ich meine Beinmuskeln dehnen. "Ich meinte bloß unsere gemeinsamen Rennen zur Subway, das ist alles."

Sie blitzte mich zornig an. "Weißt du was, Aoife? Ich glaub' dir nicht!"

"Schön!"

"Du hast dich verändert", knurrte sie durch ihre Zähne, da Madame Olivière schon einen warnenden Blick auf uns abgeschossen hatte. "Die alte Aoife hatte keine Geheimnisse vor mir."

Die alte Aoife war auch kein offizielles Mitglied der SGs gewesen.

Die alte Aoife hatte auch nicht mit New Yorks Superhirn Pläne geschmiedet, und mit einem gefallenen Prinzen Waffentraining vollzogen.

Die alte Aoife war langweilig gewesen.

"Ist es wegen diesem Sangster?" Ashley sah mich besorgt an. "Bedrängt er dich? Du kannst mir alles erzählen, das weißt du."

Das war das Problem. Das konnte ich eben nicht.

Würde ich Ashley wirklich wahrheitsgemäß berichten, was ich in meiner Freizeit unternahm, dann würde sie keine Sekunde zögern, mich meinem Dad auszuliefern.

Natürlich würde sie es nur für mich tun. Sie wollte auch nur mein Bestes.

Aber genau wie ich früher, hatte sie keine Ahnung, wie anders die SGs in Wahrheit waren.

Als ich nicht antwortete, erhob sie sich mit einem verletzten Gesichtsausdruck, durchquerte den Raum und ließ sich tatsächlich neben Indiana nieder, der unangefochtenen Zicke dieses Universums.

Ich konnte die beiden eigentlich nur fassungslos anschauen.

Als ob das nicht schlimm genug war, hatte mein Dad auch noch entschieden, mich vom Tanztraining abzuholen.

Er musste wohl irgendetwas im Schilde führen, denn das tat er sonst auch nur sehr unfreiwillig.

Innerlich für eine Strafpredigt gewappnet, stieg ich zögernd auf dem Beifahrerseite seines Dienstwagens ein.

"Hey, Aoife." Er lächelte und ich grinste erleichtert zurück.

Entweder er ließ sich Zeit bevor er mit seiner Schimpftirade begann, oder er hatte tatsächlich entschieden, seine schlechte Laune nicht an mir auszulassen.

"Wie war das Tanztraining?"

Aha, Smalltalk also.

"Gut. Anstrengend, aber gut.", gab ich müde zurück, und lehnte meinen Kopf gegen die Fensterscheibe. "Warum holst du mich ab?"

Sangster's GangstersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt