CHAPTER 26

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"Miss Lowe!", riss mich eine strenge Stimme aus meinem wohlverdienten Schlaf. "Sind Sie sicher, dass der Englischunterricht die richtige Zeit ist, ein Nickerchen abzuhalten?"

Schlagartig schreckte ich auf, wobei ich meine Ellbogen an der Tischplatte anschlug.

Vereinzelte Lacher waberten durch den Raum.

"Verzeihung. Ich dachte nur, von allen Fächern, die ich auf meinen Stundenplan habe, kann ich auf Englisch am meisten verzichten."

Ups, hatte ich das gerade wirklich gesagt?

Ich sollte mich echt etwas zurücknehmen.

Mr Williams, mein Englischlehrer, gab ein entsetztes Keuchen von sich.

"Wie können Sie es wagen?", schnaubte er. "Englisch ist eines der wichtigeren Fächer an dieser Schule."

Ich erhob mich ein wenig in meinem Stuhl. "Sehen Sie, genau das scheiden sich die Geister. Was soll uns der große Gatsby und Romeo und Julia nach Beendigung der Schule bringen?"

"Was bringt Ihnen die Mathematik?" Mr Williams schien offenbar Gefallen an einer guten Diskussion gefunden zu haben.

"Logisches Denken, räumliche Wahrnehmungsfähigkeiten, einen trainierten Geist."

Ein paar Reihen vor mir beugte sich Nicole vor, um Ashley etwas ins Ohr zu flüstern.

Ich würde mein Handy verwetten, dass es keine Nettigkeit an meiner Person gewesen war.

"Ohne Kreativität wäre der Mensch nichts. Und bringt die Mathematik einem die Kreativität?", fragte Mr Williams.

Ich dachte einen Augenblick nach. "Teilweise. Ich muss immer sehr kreativ sein, um auf den richtigen Lösungsweg zu kommen."

Mr Williams' Mundwinkel zuckten. "Sie wissen genau, was ich meine."

Ich verdrehte die Augen. "Ja, Mr Williams. Einigen wir uns einfach darauf, dass jedes Schulfach gleich unwichtig ist."

Er neigte den Kopf. "Von mir aus."

Daraufhin legte ich mein Antlitz wieder auf den Tisch und versuchte, weiterzuschlafen.

***

In der Mittagspause entschied ich, dass Schule im Augenblick wirklich nicht meine größte Sorge sein sollte.

Vielleicht hatte mich die Idee auch einfach abgeschreckt, meine Pause heute ohne Paul verbringen zu müssen.

Er war immer noch im Krankenhaus, und ich entschloss mich dazu, ihm einen kleinen Besuch abzustatten.

Mit einer ausgefeilten Technik schlich ich mich an unserem Pförtner vorbei, der mein Verschwinden nicht einmal ansatzweise bemerkt hatte.

Bald war ich an der Subway Station angekommen, an der ich erst einmal gefühlte drei Stunden brauchte, vom Plan abzulesen, mit welcher Subwaylinie ich überhaupt zum Krankenhaus gelangen würde.

Ich war positiv überrascht, als ich schließlich aus der Subwaystation trat, und sich tatsächlich das Krankenhaus vor mir erstreckte.

Wow, Aoife. Du kannst Subway fahren. Applaus.

Am Empfangsschalter fragte ich die Rezeptionistin nach einem gewissen Paul Daron.

"Bekannte oder Verwandte?"

"Bekannte."

"Warten Sie. Ich werde Mr Daron anrufen, und ihn fragen, ob Ihr Besuch für ihn in Ordnung ist."

"Tun Sie sich keinen Zwang an", murmelte ich, und sah mich unauffällig in der Lobby um.

Oh, Gott, ich hasste Krankenhäuser. Hoffentlich wurde Paul bald woandershin verlegt werden.

Sangster's GangstersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt