CHAPTER 3

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Ein paar wertvolle Augenblicke blieb ich wie erstarrt im Eingang unseres Hauses stehen, und starrte den verschwindenden Rücklichtern des SUVs hinterher, in den Thomas Sangster gerade eingestiegen war.

Dann, als ich mich endlich selbst wieder zur Besinnung gebracht war, raste ich in Rekordgeschwindigkeit die Treppe hinauf in den siebten Stock, in dem sich unsere Wohnung befand. Das Haus hatte zwar einen Aufzug, aber ich hatte gerade echt nicht die Zeit und den Nerv dazu, ihn zu rufen.

Jede Sekunde zählte.

Der jahrelange streng disziplinarische Tanzunterricht machte sich nun endlich einmal bezahlt, denn ich war mir sicher, dass ich gerade einen Weltrekord im Treppensteigen aufgestellt hatte.

Unsere Haustür war zum Glück noch offen, Dad hatte wohl vergessen, sie abzuschließen weshalb ich noch weniger Zeit verlor.

Dad war im Wohnzimmer, er hatte gerade den Fernseher eingeschaltet, als ich durch den Flur in den Raum geschlittert kam.

"Aoife, du bist spät!", versetzte er vorwurfsvoll. "Ich dachte-"

"Dad, sorry", keuchte ich, die Hände in die Hüften gepresst, um das Seitenstechen etwas zu bändigen. "Dafür ist keine Zeit. Thomas Sangster war eben direkt vor unserer Haustür und-"

"WIE BITTE?" Dad hatte die Fernbedienung fallen gelassen und starrte mich entsetzt an. "Sag, dass das ein Scherz ist."

"Nein, Dad, wirklich." Ich ließ mich vollkommen erschöpft auf den nächsten Stuhl sinken. "Er ist in einen schwarzen SUV Richtung Downtown eingestiegen. Du musst sofort eine Fahndungsmeldung herausgeben!"

Dad nickte hastig und begann seine Taschen auf der Suche nach seinem Handy zu durchwühlen. Kaum, dass er es gefunden hatte, drückte er auf eine Kurzwahltaste. "Sergeant, sind Sie das? Sie müssen sofort das gesamte Gebiet von der siebten Avenue bis Downtown absperren lassen. Thomas Sangster befindet sich laut vertrauenswürdiger Zeugenaussagen dort."

Es machte mich seltsam stolz, dass mein Dad mich sofort ernst genommen hatte. Jeder andere Vater hätte seiner Tochter wahrscheinlich den Vogel gezeigt, wenn sie plötzlich wie von der Tarantel gestochen in den Raum gerannt gekommen wäre, und obendrein noch von der Sichtung eines gefürchteten Verbrechers gelabert hätte.

"Ja, ich komme sofort nach. Bis gleich, Sergant." Er legte auf und packte seine Jacke, die über der Sofalehne gehangen hatte. "Aoife, du begleitest mich. Ich brauche alle Einzelheiten. Was genau ist geschehen?"

Er hastete an mir vorbei zur Haustür hinaus und ich folgte ihm, wobei ich mir schnell einen Apfel aus der Küche schnappte. Von dieser Aufregung hatte ich Hunger bekommen.

Leider hatte ich mich noch nicht vollständig von dem Sprint in den siebten Stock erholt, und die Aussicht auf einen erneuten Wettlauf begeisterte mich nicht unbedingt.

"Ist er dir vor der Haustür begegnet? Wie lange hast du ihn gesehen?" Dad hatte sich letzten Endes doch entschieden den Fahrstuhl zu nehmen und er drückte den Knopf öfter als eigentlich nötig gewesen wäre.

"Ich hab ihn in der Bronx getroffen", japste ich. Meine Muskeln brannten wie Feuer und ich musste in die Hocke gehen, um nicht umzukippen.

"In der Bronx?" Dad sah mich verständnislos aus. "Und seitdem folgst du ihm, oder was?"

Der Aufzug kündigte mit einem fröhlichen Klingeln seine Ankunft an und ich spurtete sofort hinein, dicht gefolgt von Dad.

"Nicht unbedingt. Er ist eher so, dass er mich nach Hause begleitet hat."

Nun sah Dad mich endgültig so an, als hätte ich den Verstand verloren. "Aoife, bist du sicher, dass das alles so abgelaufen ist?"

"Ja, Dad!", knurrte ich. "Ich wurde in der Bronx von ein paar Yankees angepöbelt, und Thomas Sangster und drei seiner Mitstreiter haben mich "gerettet"." Ich machte beim letzten Wort absichtlich Anführungszeichen in die Luft, da ich Sangster's Gangsters mit nichts Gutem in Verbindung bringen wollte. "Sangster ist draufgekommen, dass ich die Tochter des Polizeichefs bin und dann hat er entschieden, mich nach Hause zu bringen."

Sangster's GangstersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt