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- Noah -

Ich war wieder am Leben. Blue und James hatte ich nichts erzählt. Es war das einzige, was sie nicht wussten. Es tat so weh. Warum hatten meine Brüder keine eigenen Körper? In den letzten vier Tagen hatte ich nichts gegessen, fast nichts getrunken. Seit ich plötzlich 'weg' war, war weder James noch Blue an der Reihe mit leben. James war seit über einer Woche nicht mehr dran, was höchst ungewöhnlich ist. Doch es schien ihn nicht zu stören. Mit ihnen hatte ich seit zwei Tagen kein einziges Wort gewechselt, was ebenfalls ungewöhnlich ist. Sie hielten sich still im Hintergrund und sahen zu, wie ich wegen einer Sache litt, von der sie nichts wussten. Jesse und Samuel sassen nur neben mir und sagten nichts, wofür ich ihnen unglaublich dankbar war. Nun stand ich in der Dusche meines Zimmers und liess kaltes Wasser auf den Körper prasseln, welcher meinen Brüdern und mir gehörte. Weinend lehnte ich meine Stirn gegen die kalte Wand und schlug mit meiner Faust auf die Fliesen ein. Warum? Das war das Wort, welches meine Gefühle am besten beschrieb. Kennt ihr das, wenn ihr etwas so schreckliches erlebt habt, dass ihr euch die ganze Zeit ,, Warum?", fragt? Warum habe ich es nicht früher erfahren? Warum haben meine Brüder keine eigene Gestalt bekommen? Warum können wir nicht selbst entscheiden, war mit uns passiert? ,, Geht aus mir raus.", flüsterte ich. Ich wollte meine Brüder einfach nur vor mir sehen, mit ihnen lachen. Ihr Leben war bis jetzt einfach nur Scheisse. Sie waren immer nur Nebenpersonen in mir. Doch sie verdienten mehr. Sie waren gleichgestellt wie ich. ,, GEHT AUS MIR RAUS!", schrie ich und schlug mit voller Kraft auf die Wand. Ein heulkrampf überkam mich. Die Tür ging auf und Samuel stürzte hinein. Sanft strich er mir über den Rücken. Es war mir egal, dass er mich nackt sah. Sammy stellte das Wasser aus und zog mich aus der Dusche. Ich heulte immer noch. Mein Zimmergenosse hielt mir eine Boxershorts hin, in die ich schnell schlüpfte. Langsam Liess ich mich auf den Klodeckel. Sammy umarmte mich und flüsterte mir immer wieder beruhigende Dinge wie ,, Du schaffst das, du bist stark" zu. Und ich glaubte ihm. Schliesslich löste er sich von mir und band mir wortlos einen Verband um meine aufgeschlagene Hand. Nach geraumer Zeit stützte ich mich auf seiner Schulter ab und verliess das Bad. Den Blick in den Spiegel mied ich absichtlich. Im Zimmer legte ich mich in mein Bett und klammerte mich an meine Decke. Die Tatsache, dass mir unglaublich schlecht und schwindelig war, ignorierte ich gekonnt. Wie schon so oft hatte ich ein schlechtes gewissen. Eigentlich hatten James und Blue das recht es zu erfahren. Schliesslich betraf es sie genauso wie mich. Doch wie würden sie reagieren? Würden sie sich genauso fertig machen wie ich mich? Würden sie mich hassen, weil ich einen 'eigenen' Körper hatte und sie nicht? Mit den Worten Es tut mir leid., schlief ich ein.

Traum:
Vor mir standen zwei Ebenbilder meiner selbst. Sie sahen mich an, als ob ich ihren liebsten Menschen ermordet hätte. ,, Blue? James?", fragte ich unsicher. ,, Wie haben einen weg gefunden, um einen eigenen Körper zu bekommen.", zischte der eine. Meine Miene hellte sich auf. Ehe ich fragen konnte, öffneten sie ihre Münder und sprachen den Satz synchron aus: ,, Wenn man den Käfig zerstört, ist man frei." Ein kalter schauer jagte mir über den Rücken. Im nächsten augenblick waren ihre Augen blutunterlaufen, ihre Münder weit aufgerissen. Meine Brüder kamen immer näher zu mir. Wollten sie mich etwa...? Diese Frage beantwortete sich von selbst, als sie sich mit mordlustigem Blick auf mich stürzten.

- James -

Ich wusste nicht, was Noah geträumt hatte. Doch ein Gefühl sagte mir, dass es etwas schreckliches gewesen sein musste. Als ich meine Augen öffnete, sah ich direkt in die grünen Augen eines Jungens. Erschrocken sprang ich auf. ,, Wer bist du?", fragte ich schnell. ,, Wer bist du?", stellte er die Gegenfrage. ,, James." Seine Miene hellte sich auf. ,, Hi James! Ich bin Samuel/ Sammy/ Sam: dein Mitbewohner.", meinte er. Ich nickte erleichtert und setzte mich niedergeschlagen auf Noahs Bett. ,, Weisst du, was mit No los ist?", fragte ich Sam. Dieser schüttelte frustriert den Kopf. Da erst bemerkte ich den weissen Verband um meine Hand. Fragend nahm ich ihn ab. Meine Knöchel waren blutig geschlagen. Erschrocken sah ich Sam an. ,, Was hat er getan?!" Ihm wurde unwohl. ,, Noah hat in den letzten Tagen nichts anderes getan als geweint. Heute morgen war er Duschen und hat gegen die Wand geschlagen. Dabei hat er 'Geht aus mir raus' geschrien." Nachdenklich betrachtete ich meine Hand. Warum sollte No wollen, dass wir aus ihm raus gehen? Liebte er uns nicht? Waren wir nicht auf eine verdrehte Art und Weise Brüder? Waren wir nicht ein Teil von ihm? In den letzten Tagen,waren wir so von ihm abgeschottet, wie noch nie zuvor. Seit dieser Angst - gegen - Angst - Therapie ging es Blue sowieso grauenhaft, Noah war plötzlich weg und weinte nur noch. Und ich? Ich hatte keine Ahnung von alle dem. Noah? Denkst du nicht, dass es langsam Zeit wird?, fragte ich. Ich war erleichtert, als er antwortete. Zeit für was? Zeit um uns zu sagen, was geschehen,ist. Zeit für die Wahrheit. Einfach nur Zeit um zu erfahren, warum es dir so schrecklich geht., beantwortet Blue seine Frage für mich. Eine lange Zeit hören wir gar nichts von ihm. Anscheinend dachte er nach. Darüber, wie er seine Erlebnisse in Worte zusammen fassen konnte. Okay. Also, das war so...

Ich habe keine Ahnung, ob das mit der Drillings - Sache wirklich möglich ist. Wahrscheinlich nicht. Danke an alle, die meime Geschichte lesen :D FEEDBACKS ;)

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