Chapter 21 - Gegen den Rest der Welt

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Chapter 21 – Gegen den Rest der Welt

Ist es nicht so, dass es heißt, Liebe übersteht alles? Bedeutet das nicht auch, dass Liebe wirklich jede Hürde überwinden kann?
Wahrscheinlich heißt es das, ja. Aber bleibt die Bedeutung gleich, wenn sich zwei Liebende gegen den Rest der Welt stellen?

„Ich soll dich lieb von meinen Eltern grüßen, sie hoffen, sie sehen dich bald wieder.“
„Dankeschön, grüß lieb zurück! Das hoff’ ich auch.“ 
Hätte ich das Hoffen doch lieber mal gelassen.
Ich lächelte und ignorierte das Ziehen in meinem Magen. Irgendetwas in mir kam immer noch nicht darüber hinweg, dass wir nun auch noch angefangen hatten, Zayns eigene Familie zu belügen. Wo zur Hölle führte das mit uns eigentlich hin, wenn wir nun sogar schon bereit dazu waren, etwas solches zutun?
Seitdem Wochenausflug zu Zayns Verwandten war nun knapp ein Monat vergangen. In dieser Zeit hatte ich so oft es ging mit Niall telefoniert und mich von Liz auf dem Laufenden halten lassen, wie ihre Fotoshootings liefen. Gezwungenermaßen hatte ich mir von ihr auch ein Ohr darüber abkauen lassen, wie viel Perfektion in diesem Caleb Rivers steckte.

„Wie läuft’s denn zwischen Lizzie und Caleb?“, rief Zayn mir aus der Küche zu. Er wusch ab, während ich den Tisch aufräumte, um dort die zu korrigierenden Klausuren auszubreiten.
„Ach“, ich biss mir ungewollt auf die Unterlippe, „Ziemlich gut.“
Zayns raues Lachen hallte durch die Räume: „Mhm, und wieso klingst du dann gerade so wütend?“
Frustriert schnaufend schüttelte ich den Kopf. „Ganz einfach! Ich find ihn scheiße.“
„Liam, du kennst ihn doch noch gar nicht“, nun war es an Zayn, den Kopf zu schütteln. Er betrat das Wohnzimmer, lief direkt auf mich zu und kam vor mir zum Stehen: „Ach, Li, manchmal kann ich deine Schwester echt verstehen. Du bist so ein Sturkopf!“
„Ej!“, motzte ich reflexartig und hatte Mühe dabei, nicht zu lachen. „Du bist mein Freund, nicht ihrer. Steh hinter mir!“
„Jaja, du Zicke“, ohne auch nur ansatzweise zu Fackeln lehnte Zayn sich zu mir vor, nahm mein Kinn zwischen seine Finger und küsste für einen winzigen Moment meinen Mundwinkel.
„Hm“, grummelte ich, und trotzdem konnte ich kein Grinsen unterdrücken. „Ich hab einfach ein schlechtes Gefühl bei ihm.“
Dass dieses Gefühl bald bestätigt werden würde, ahnte zu diesem Zeitpunkt außer mir aber noch keiner.
„Ich hab viel eher ein schlechtes Gefühl dabei, dass du gleich meine Klausur korrigierst“, Zayns nervöses Lachen riss mich aus den Gedanken.
„Wir haben gelernt, sie kann doch gar nicht so schlecht ausgefallen sein“, ich zwinkerte ihm zu, küsste seine Wange und setzte mich an den Tisch. Ich wollte ihn gegenüber meinen anderen Schülern nicht bevorzugen, aber seine Klausur war trotzdem eine der ersten, die ich mir ansah – wie immer, eigentlich.

Zayn und ich verbrachten den Abend zusammen. Es war Sonntag und ich genoss es wahnsinnig, einfach nur neben ihm auf der Couch zu sitzen und ihn dabei zu beobachten, wie er sich einen Film ansah. Na gut, eigentlich sahen wir ihn uns beide an, aber meine Konzentration galt eher Zayn.
Gott, ich liebte ihn so.

Als ich am darauffolgenden Morgen das Schulgebäude betrat, meinen Rucksack geschultert und auf dem Weg zum Klassenraum, wurde ich von jemandem aufgehalten, an den ich gerade am allerwenigsten gedacht hatte: Mister Benett.
„Mister Payne!“, hörte ich den Direktor rufen, als ich gerade den Schlüssel fürs Klassenzimmer aus der Außentasche kramen wollte.
„Hm?“, irritiert hob ich den Kopf. 
Okay. Was will der jetzt von mir?
„Da Sie eh schon so früh dran sind, hätten Sie vielleicht noch ein paar Minuten Zeit, ehe sie den Raum aufschließen und alle Schüler kommen?“ Er lächelte freundlich. „Ich würde gerne mit Ihnen sprechen.“
„Natürlich“, ich ließ die Hände wieder sinken, schulterte den Rucksack wieder. Interessiert fragte ich nach: „Um was geht es denn?“
„Die bessere Frage ist, um wen …“, sein leises Lachen drang an meine Ohren.
Völlig verwirrt runzelte ich auf dem Weg zu seinem Büro die Stirn. Genau genommen waren es nur ein paar Meter, schließlich lag es seit dem neuen Klassenraum ja auf dem gleichen Flur.
Mister Benett schloss die Tür auf und deutete mit einer schlichten Geste, dass ich vor ihm eintreten und mich setzen sollte. Ich nickte höflich, murmelte ein „Danke“, und ließ mich in einem der Stühle nieder, die seinem Schreibtisch gegenüber standen.
„Und um wen geht es?“, wollte ich wissen, als auch er sich hingesetzt hatte. Um ehrlich zu sein hatte ich wirklich keine Ahnung, um wen es sich hierbei handeln könnte.
„Einen Ihrer Schüler“, er schwieg für einen sehr kurzen Augenblick, doch es kam mir vor, wie eine Ewigkeit. Und als sein Name fiel, ich schwöre, ich spürte mein Herz stehenbleiben. „Zayn Malik.“
Mein Magen krampfte urplötzlich, zog sich zusammen. In meinem Kopf dröhnte alles, mein Hals fühlte sich wahnsinnig trocken an, und die Wände schienen auf mich zuzukommen. Ich durfte mir nichts anmerken lassen.
Nein. Lass das einen üblen Traum sein. Bitte, lass das alles hier nicht die Realität sein!
„Was ist mit Zayn?“, ich konnte kaum noch schlucken, geschweige denn reden. Nur mit größter Mühe bekam ich die Worte in normaler Tonlage aus dem Mund.
„Mir kam zu Ohren, er wäre in den Pausen öfter bei Ihnen und dass Sie beide sich ziemlich gut verstehen würden“, Mister Benett wirkte keineswegs misstrauisch, entsetzt oder sonstiges. Er lächelte leicht, sprach ruhig und freundlich, als ginge es um nichts ernstes. Ich hingegen schiss mir innerlich in die Hose.
Oh Gott, ich bin tot. Das war’s. Ich kann einpacken.
„Mister Payne, verstehen Sie mich nicht falsch! Das sollte keineswegs ein Vorwurf sein, ich wollte Sie nur daran erinnern, dass Ihre Schüler nicht mit Ihnen befreundet sein dürfen“, entwarnend hob er beide Hände. „Sie sehen mich ja gerade nahezu entsetzt an!“
„Nein, nein“, hustete ich. Meine Nerven lagen blank und meine Schwester würde mich töten. „Nein, ich war nur … so überrascht, wissen Sie?“
„Aber natürlich, dafür habe ich vollstes Verständnis“, Mister Benett nickte lächelnd. „Sehen Sie, ich kenne die Situation doch …“
Oh nein, ich glaube nicht, dass Sie sie kennen.
„Ich meine, wenn man sich mit seinen Schülern einfach sehr gut versteht. Man könnte geradezu Freundschaften mit ihnen aufbauen, wenn man sie nicht unterrichten würde!“
„Ja“, ich räusperte mich, versuchte, meine Stimme wieder in den Griff zu bekommen. „Ja, Sie haben Recht. Aber Zayn und ich sind keine Freunde. Wir verstehen uns nur gut, er sieht mich als so etwas wie seinen … Vertrauenslehrer an. Wissen Sie? Außerdem spricht er fast immer nur mit mir über Unterrichtsstoff, weil er Fragen hat, oder irgendwas ihm unklar ist.“
Gut rausgeredet, Liam. Nicht schlecht, für ’ne Notlüge.
„Das verstehe ich“, erneut nickte Mister Benett. „Ach, Mister Payne, ich wollte Sie hier auch gar nicht in Angst und Schrecken versetzen. Ich wollte Sie lediglich daran erinnern, dass Sie nicht zu privat mit Ihren Schülern umgehen dürfen, das ist auch schon alles!“ Er lachte und es klang tatsächlich, als würde es ihn fast schon belustigen, wie verängstigt ich dasaß.
„Ich habe gehört, Sie duzen Ihre Schüler?“, fragend sah er mich an.
„Ja, aber nur meine eigene Klasse“, bestätigte ich. „Wie kommen Sie darauf, und was hat das damit zutun?“
„Schüler Ihrer Klasse haben sich neulich im Gang darüber unterhalten, ich habe es nur zufällig mitgekriegt.“ Er lachte wieder leise. „Sie scheinen Sie wirklich zu mögen, wissen Sie? Ich dachte nur, es wäre vielleicht besser, wenn Sie sie doch lieber … nun ja, siezen würden. Um eine gewisse Distanz zu behalten.“
„Ist das eine Anweisung oder ein Vorschlag?“, die Worte verließen meinen Mund, ohne dass ich darüber nachgedacht hatte.
„Vorerst ist es ein Vorschlag“, antwortete der Direktor, „Bemerke ich, dass das Verhältnis zwischen Ihnen und Ihren Schülern enger wird, muss ich es leider zu einer Anweisung machen.“
Ich nickte. Scheiße, der Morgen fing ja schon mal gut an.

Outlaw (Ziam-FanFiction AU)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt