Chapter 3 - Wiedersehen

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Chapter 3 - Wiedersehen

„Liam James Payne!", ihre Stimme klang ziemlich empört. „Ich bin ... außer mir! Du Idiot, wie konntest du mir das antun?"

Mein Mund klappte immer wieder auf und zu. Ich wollte so gerne etwas sagen, ihr um den Hals fallen und ihr sagen, wie sehr ich sie liebte — aber es ging nicht. Mein Körper verweigerte jede Art von Bewegung und ich hatte Mühe damit, überhaupt noch atmen zu können.

„Du hast mir vor exakt zwei Jahren versprochen, dass wir uns heute wiedersehen werden. Du hast nicht angerufen, nicht geschrieben, keine Eule mit meinem Brief losgeschickt, als wären wir in Hogwarts, wobei ich ja auch eine Taube respektiert hätte. Aber da kam nichts, gar nichts! Und ich meine, was wäre eigentlich passiert, wenn ich nicht von allein hergekommen wäre?", plapperte sie weiter. „Hättest du den Tag alleine verbracht? In irgendeiner Bar gesessen und getrunken? Oder wärst du zuhause geblieben und hättest gar nichts gemacht? Unvorstellbar ... Gott sei Dank hast du mich, ich halte Versprechen nämlich ein — auch ohne Eule", sie kicherte und machte einen Schritt in den Kassenraum. Hatte ich schon erwähnt, dass meine Schwester ein riesiger 'Harry Potter'-Fan war?

Ich schluckte. Da stand sie wirklich, meine Schwester. Wie lange hatte ich sie nicht gesehen? Zwei Jahre?

Meine Zähne fingen an zu klappern und ich zitterte. Ich zitterte und ich wusste nicht mal so genau, warum. War es wirklich nur, weil ich endlich einen der Menschen wiedersah, die ich am meisten liebte?

Mein Blick glitt über ihren makellosen Körper und scannte jedes Detail. Ich fand sie schon immer unbeschreiblich schön, es war kein Wunder, dass ihre Modelkarriere immer besser lief. Was mir am Meisten auffiel, waren ihre Augen und ihre Füße — die großen, wunderschönen und stechend grünen Augen, weil ihre langen Wimpern durch die Wimperntusche noch schöner aussahen, als sie es ohnehin schon waren. Ich hatte noch nie verstanden, wie sie es immer wieder schaffte, sich so zu schminken. Wie sollte man sich denn schminken, wenn man überhaupt nichts sah?

Ihre Füße stachen mir nur deshalb so ins Auge, weil ich es nicht gerne sah, wenn sie High Heels trug. Es war so gefährlich für sie, was würde denn passieren, wenn sie damit stolperte und hinfiel? Sie würde doch jegliche Orientierung verlieren ...

Es gab viele Leute, die meine Schwester wegen ihres Aussehens achteten und es hatte Jahre gedauert, bis es Lizzie gelungen war, dass man es ihr wenigstens nicht mehr auf den ersten Blick ansah. Man musste schon mehrmals hingucken, um zu realisieren, dass sie blind war.

Mein Blick glitt zu dem Labrador, der neben ihr stand und sie treuherzig ansah. Und erst da fand ich meine Sprache wieder. Was das Erste war, was ich zu meiner Schwester sagte? Oh, es war unheimlich geistreich: „Hunde sind auf diesem Schulgelände nicht erlaubt!" Ich hob drohend den Zeigefinger, um meine Aussage zu verdeutlichen. Ich hätte es mir schenken können, sie sah es sowieso nicht.

Liz brach in schallendes Gelächter aus. Sie hatte sicher mit vielem gerechnet, aber damit gewiss nicht.

Ich liebte meine Schwester. Sie war alles für mich, bedeutete mir unglaublich viel. Und gerade deswegen sammelte sich in mir auch immer wieder diese unglaublich große Wut, wenn ich sie sah; Wut, weil sie sich selbst so gefährdete. Weil sie allein durch die ganze Welt tourte, um als Model Karriere zu machen. Wut, weil ich hier bleiben musste und nicht bei ihr sein konnte. Wut, weil ich so nicht mehr die Möglichkeit hatte, sie zu beschützen.

„Oh doch, Liam", lachte Liz und schnappte nach Luft. „Diese Art von Hunden schon!"

Sie hatte Recht, bei Blindenhunden gab es allgemein eine große Ausnahme.

„Und deine Absätze sind viel zu hoch!", wütete ich weiter. Ich hatte sie so vermisst, so sehr ... „Du hättest dir sonst was damit brechen können, ist dir das überhaupt klar? Stell dir doch mal vor, du wärst mit den Dingern hingefallen, wer hätte dir dann aufgeholfen, hm? Du hättest jegliche Orientierung verloren und wenn dir jemand geholfen hätte, dann hätte der oder diejenige dich mühelos in sein Auto verfrachten und entführen können. Ist dir denn überhaupt nicht bewusst, welchen Gefahren du dich damit aussetzt, wenn du diese dämlichen hohen Schuhe trägst?"

Outlaw (Ziam-FanFiction AU)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt