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🎀🎀🎀🎀🎀🎀🎀🎀🎀🎀🎀🎀🎀🎀🎀Hey Babes,
Ein neuer Tag beginnt und ein paar hübsche Kleider finden heute eine neue Besitzerin. Wünscht mir Glück!
#grl_pwr🎀🎀🎀🎀🎀🎀🎀🎀🎀🎀🎀🎀🎀🎀🎀
„Einen Schritt weiter und ich sterbe", jammerte Amina und ich verstand sie nur zu gut. Bereits seit mehreren Stunden klapperten wir sämtliche Läden ab- mit gigantischem Erfolg. Jede von uns trug mindestens 7 Taschen aus verschiedenen Boutiquen. Natürlich hatte Amina ein passendes Outfit für den Familienbrunch gefunden, sowie Kleider für diverse weitere Anlässe. Selbstverständlich war auch ich fündig geworden. Um meine Ausbeute zu präsentieren, würde sich sicherlich eine Gelegenheit finden.
Erschöpft ließen wir uns auf die Stühle des nächst gelegenen Cafés fallen und ich befreite mich von meinen wunderschönen aber unvorteilhaften hohen Hacken. Während ich beide Beine von mir streckte, durchforstete meine Freundin bereits die Getränkekarte, um kurz darauf energisch mit den Fingern zu schnippen: „Garçon! Wir möchten bestellen", rief sie, woraufhin ein beleibter Kellner mit Vollbart hektisch zu uns stürmte.
Sie bestellte für uns Cappuccino und Champagner, nicht ohne lautstark anzumerken, dass sie solche billigen Marken auch in einem Discounter erwerben könnte.
„Wie kann es sein, dass alles auf dieser Karte unter 50$ angeboten wird? Ist das so in der Unterschicht?"
Ich lächelte und zuckte mit den Schultern. „Wir leben den Luxus", entgegnete ich ihr.Wie aufs Stichwort kam der Kellner zurück, mit seinem Tablett voll beladen mit unseren Capuccinos und dem Champagner. Argwöhnisch betrachtete ich die Gläser aus dem Dekoladen, mit dem von Amina prophezeiten billigen Champagner. „Sollten wir uns nicht vielleicht doch ein etwas... naja, wie soll ich sagen... anderweitiges Etablissement suchen, wo wir anstoßen können?", fragte ich eher bittend als alles andere, doch ich erntete eine entschiedene abwertende Handbewegung. „Hab ich genuschelt? Weder meinen Louboutin, noch meinen Füßen kann ich einen einzigen weiteren Schritt antun. Auch, wenn es bedeutet mit der Unterschicht Kaffee zu trinken", sagte sie bestimmt.
Amina konnte so herrlich theatralisch sein. Das lag wohl in ihren Genen. Die einzige Person, die einen dramatischeren Abgang hinlegen konnte, war ihre Mutter. Wie bewunderte ich die Savour Frauen für ihren Hüftschwung oder das dichte braune Haar. Nicht nur einmal hatte ich in den Badezimmern ihres New Yorker Appartments vergeblich nach einer Glanzspülung gesucht.
Feierlich hob ich mein Glas. „Auf uns und den Reichtum. Möge uns nie das Geld und der Champagner ausgehen!"
Unsere Gläser klirrten lautstark aneinander. Es klang wie ein Versprechen.Angewidert verzogen wir beide gleich nach dem ersten Schluck das Gesicht. „Nie wieder billige Getränke!", jammerte Amina. Wie recht sie hatte. Auch der Cappuccino schmeckte nicht so gut. „Das liegt definitiv am Preis. Erst wenn die Kreditkarte eingesetzt wird kommt der Geschmack", erklärte ich.
Gerade setzte ich zum nächsten Schluck an meinem Champagner an- immerhin würde er ab gewisser Promille langsam anfangen zu schmecken- als Aminas Arme plötzlich hektische Flecken zierten. Was hatte sie in Aufregung versetzt?„Dreh dich jetzt bloß nicht um. Nein, noch besser, halt den Kopf erwas gesenkt", raunte sie mir zu, wobei sie nicht vermeiden konnte, dass ihre Stimme einen quietschenden Unterton erhielt. „Was zum Geier siehst du bitte?"
„Psssst!"
„Amina, das ist doch lächerlich."
„Süße, die Situation ist brenzlich. Da hinten läuft Miss Welch und wenn du nicht endlich deinen Dickschädel unten lässt, bekommen wir beide Probleme!"
„Miss Welch? Oh verdammt, was macht die denn hier?"
„Ich sag ja, wir sollten uns nicht unter das Proletariat mischen. Man sieht ja, wem man hier alles über den Weg läuft."Miss Welch hier zu begegnen war nun wirklich das Furchtbarste was mir aktuell passieren konnte. Denn die unscheinbare Frau mittleren Alters mit dem schlecht sitzenden Blazer sah zwar allzu gewöhnlich aus, doch sie war mit Abstand die strengste Rektorin in ganz Amerika. Dummerweise war sie eben auch die Rektorin an meiner Highschool, die Anfang der Woche einen Anruf von meiner besorgten Mutter erhalten hatte. Ich war nämlich schwer krank und es war absolut indiskutabel mich in die Schule zu schicken- laut Amina, die ihre Stimme ganz hervorragend am Telefon verstellen konnte.
Sollte sie mich entdecken, würde meine falsche Krankmeldung drastische Folgen haben. Meine Eltern waren zwar praktisch das ganze Jahr über auf Geschäftsreise, doch natürlich wollten sie mir zu einem vernünftigen Abschluss verhelfen, weswegen sie mich auf die nobelste Privatschule geschickt hatten. Eins stand fest, über einen Anruf von Miss Welch würden sie sich nicht freuen!
„Wo geht sie hin?", wimmerte ich, meine Nasenspitze nur knapp von der dreckigen Tischplatte entfernt. „Sie geht glaube ich am Café vorbei. Es sind ja auch alle Tische besetzt. Halte durch, Babe!"
Ich zwang mich ruhig zu atmen. Amina hatte die Situation unter Kontrolle und die Rektorin rechtzeitig erkannt. Kurz darauf die Entwarnung. „Sie ist im Buchladen verschwunden. Wir sollten hier schleunigst verschwinden, bevor die alte Ziege wieder rauskommt und uns hier entdeckt", bestimmte meine beste Freundin. Wie benommen nickte ich und folgte ihr, ganz blass im Gesicht, nachdem sie ein paar Geldscheine auf dem Tisch liegen gelassen hatte, plus ein überdurchschnittlich hohes Trinkgeld, welches sie mit den Worten „Dann kann er sich etwas kaufen, zum Beispiel Jeans. Das machen doch gewöhnliche Leute, oder nicht?", quittierte.
Nachdem wir die Ausläufe der Fifth Avenue passiert hatten, fühlte ich mich deutlich besser. Das schlechte Gewissen jedoch blieb.
„Vielleicht gehe ich morgen wieder in die Schule."
Entgeisterung spiegelte sich in Aminas Gesicht. „Das wäre glatter Selbstmord", erwiderte sie schonungslos.
„Ich weiss, aber das mit Miss Welch war grade echt knapp."
„Berufsrisiko", meinte sie nur schulterzuckend.
„Man soll sein Glück nicht herausfordern!"
„Man soll auch Begegnungen mit Psychopathen meiden", konterte sie und ich biss mir auf die Lippe. Schließlich wusste ich genau wen sie damit meinte.„Ich glaube eine Auseinandersetzung mit Ben ist immernoch besser als eine mit Miss Welch."
„Wie du meinst. Aber ich habe dich gewarnt! Glaub mir, du wärest viel besser dran, würdest du deine Zeit und Energie verstärkt in Instagram investieren, als sie in der Highschool zu vergeuden. Denk doch nur an all die erfolgreichen Leute. Die haben schließlich alle keinen Abschluss!"
„Bist du dir da so sicher?", fragte ich zweifelnd, doch Amina blieb standhaft. „Meine Mum hat die Schule sehr früh geschmissen und ist stinkreich", erklärte sie. „Meine Eltern waren zu ihrer Zeit Einserschüler und sind noch reicher", konterte ich.
„Aber als Influencer hast du aktuell die besten Chancen durchzustarten. Die Welt braucht neue Idole!", bemerkte sie.
„Das würden meine Eltern niemals erlauben", gab ich matt zurück, doch meine Freundin lachte nur. „Das macht das Ganze doch noch reizvoller, nicht wahr?"Jetzt lachten wir beide. Nicht nur, weil die Idee völlig abstrakt zu sein schien, sondern auch, weil es der Schlüssel zur Lösung all unserer Probleme war.
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#grl_pwr, oder wie man ohne Wlan überlebt
Teen FictionZwei Qualitäten zeichnen Autumns Eltern aus: sie sind reich und immer unterwegs. Ihre Tochter bleibt daher sorglos und verwöhnt mit einer Kreditkarte in New York und lebt in den Tag hinein. Als sie die Schule abbrechen will um sich auf ihr eigenes B...