Kapitel 12

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• Jamie •

Die letzten Stunden haben mich abgelenkt, ja. Doch ist es einfach nicht mehr dass selbe, jetzt wo die beiden endlich eingeschlafen sind und es in der ganzen Wohnung wieder so totenstill geworden ist.

Ich könnte einfach nur heulen, dabei habe ich doch Schluss gemacht. Es ist besser so, James. Verdammte scheiße, es ist doch alles gut jetzt. Also hör auf wehzutun, blödes Herz.

Hör einfach auf, dann ist alles gut.

Ich schließe die Badezimmertür hinter mir, rutsche einfach nur die Tür herunter und auf den Boden, wo ich meine Beine an meine Brust heranziehe und einfach still weine.

Ich kann nicht mehr. Würde am liebsten nurnoch sterben, so beschissen weh tut es gerade. Es zieht in meiner Brust, meine Kehle scheint sich von selbst zuzuschnüren.

Ich will schreien, doch es funktioniert nicht. Oh, fuck! Wieso muss liebe weh tun? Kann es nicht so einfach zu ende gehen, wie tausende Freundschaften täglich?

Mein Handy ist schon lange ausgeschaltet, um die ständigen Nachrichten von Reece nicht mehr lesen zu müssen.

Aber am liebsten würde ich es einfach vom Dach werfen, um endlich diesen ganzen Scheiß zu vergessen.

Aber schnell schüttel ich meinen Kopf, um mir eine handvoll Wasser ins Gesicht zu spritzen und damit die Tränen wegzuwaschen.

Ich ziehe mich schnell im Schlafzimmer um. Eine einfache, kurze Laufhose und ein Sportshirt. Im Flur folgen noch meine Laufschuhe.

Bevor ich los laufe klopfe ich bei meiner Nachbarin, eine junge Studentin, die mir auch etwas verpeilt die Tür öffnet und mich anlächelt, als sie mich erkennt.

„Hey...kannst du zwischendurch mal ein Auge auf Riley und seinen Freund werfen? Ich...ähm...muss mal kurz raus", stammel ich ziemlich fertig mit der Welt.

„Klar, wenn du eine Kaffeemaschine und Schokolade besitzt immer", grinst sie daraufhin ruhig wie immer, wenn ich sie darum bitte ein Auge auf Riley zu werfen.

„Immer. Danke", lächel ich noch und gebe ihr meine Hausschlüssel und beobachte noch wie sie mit einem Stapel von Büchern zurückkehrt und damit in meiner Wohnung verschwindet.

Und ich laufe los. Gefühlte Ewigkeiten einfach durch die Nacht, der Verkehr um mich herum scheint niemals still zu stehen und es beruhigt mich unfassbar sehr, nicht einer unter wenigen zu sein.

Ich gehe unter der Masse unter und niemand beachtet mich, während ich einfach laufe und einmal wirklich komplett den Kopf frei bekomme.

Es erleichtert mich, hier laufen zu können, ohne angesprochen zu werden, von irgendeinem Schüler oder einem Bekannten aus dem Rudel.

Und so vergeht auch seine Zeit, zumindest laufe ich eine Weile, bis mir irgendwann die Waden brennen und mehrere Schweißperlen meine Stirn hinab laufen.

Erst dann drehe ich mein Tempo herunter, jogge nurnoch ganz locker und entspannt zurück.

Die Treppen laufe ich dann nurnoch im extrem langsamen Schrittempo hoch, um dann an die Wohnungstür zu klopfen.

Doch entgegen meiner Erwartungen öffnet nicht Ava mir die Wohnungstür, sondern Reece, der brutal nach meinem Arm packt und mich schon fast auf die Couch wirft, statt schubst.

„Was soll dieser Scheiß, hm?" Wütend hält er mir sein Handy, unseren Chat, vor die Nase. Dabei die Nachricht von mir, in der ich Schluss mache.

„Lesen solltest du ja noch können", patze ich genervt zurück und ignoriere die Tatsache, dass ich am Liebsten heulen würde und mein Arm unheimlich sehr schmerzt.

„Weshalb denkst du, dass ich so jemanden wie Jackson will? Oder überhaupt jemanden, der auch nur annähernd so ist wie er?", verlangt er laut zu wissen.

„Weil du es doch selbst gesagt hast. Du hast gesagt, dass ich so anders bin als Jackson. Ein Freak, sensibel und kompliziert. Nur gut für Sex, mehr nicht, zurückkommen werde, weil jeder beschissene Omega so ist wie ich", schluchze ich leise.

„Wann soll ich dass denn gesagt haben, hm?", flüstert er gefährlich ruhig. „Antworte mir gefälligst!", ruft er wütend aus und presst mich aggressiv in die Couch zurück, was mich erschrocken aufwinseln lässt.

„Vielleicht, als du im Boxclub warst und mit diesem Penner geredet hast? Omegas kommen immer zurück, besonders wenn man sie gefickt hat. Erinnerst du dich? So wie Jackson immer?", schluchze ich aufgebracht.

„Du hast mir nach spioniert?", wirft er mir wütend vor und sein Griff verfestigt sich derart stark, dass ich Angst habe, meine Handgelenke zerspringen gleich.

„Nein, ich war vor dir da. Ich trainiere seit drei Jahren mit meinem Dad dort und als ich gehen wollte habe ich euch reden hören. Und jetzt verschwinde endlich. Verzieh dich jetzt von hier oder ich ruf' meinen Dad an", verlange ich aufgebracht.

„Du hast dein Handy nicht dabei. Du lässt es zuhause, wenn du laufen gehst.", bemerkt er genervt von meinem schwachen Versuch davon ihn endlich loszuwerden.

„Dann schrei ich eben, bis die Nachbarn mich hören und die Polizei rufen.", flüstere ich leise. Und Reece geht einfach, ohne noch etwas zu sagen.

Meine Hausschlüssel liegen auf der Kommode, genau wie eine Notiz von Ava.

Dein Freund ist da, darum geh' ich jetzt wieder rüber. War alles ruhig, also immer wieder gern.

- Ava

Wütend zerknülle ich den Zettel einfach und verschwinde in meinem Schlafzimmer, wo ich mich einfach bis auf die Boxershorts ausziehe und unter die Decke kuschel.

„Papi, ist alles okay bei dir?", höre ich eine sanfte Kinderstimme irgendwann aber flüstern und mein Blick richtet sich verschwommen zur Tür, wo ich Riley im Pyjama stehen sehe.

„Klar, Großer, warum denn nicht?" „Ich hab' dich vorhin reden hören und Reece auch. Er war wütend, richtig?", flüstert er leise und klettert zu mir unter die Decke.

Aus großen, neugierigen Augen blickt er zu mir rüber und zwischen uns liegt sein kleiner Teddybär.

„Ja. Sogar sehr wütend", seufze ich leise und spüre, wie seine kleine Hand mir eine Träne von der Wange wischt.

„Ist schon okay, Papi. Ich brauche keinen zweiten Dad oder eine Mum. Du reichst doch schon aus. Auch wenn du manchmal weinst und viel mit Granny streitest.", wispert er leise.

Und ich nicke schwach und erneut habe ich damit zu kämpfen, nicht zu heulen.

„Weil niemand den besten Papi der Welt ersetzen kann, egal wie lieb er zu mir ist und egal wie lange er mich fernsehen lässt."

„Und dich wird auch niemals jemand ersetzen können, mein süßer Schatz", hauche ich leise in seine Richtung und lege meine Arme sanft um seinen kleinen Körper, bis er irgendwann seine Augen schließt und gemeinsam mit mir zusammen einschläft.

Beloved teacher [mxm|Werwolf]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt