Kapitel 33

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• Jamie •

Als ich meine Augen aufschlage, zucke ich zusammen. Mein Kopf dröhnt, mein Körper ist schwer wie Blei und meine Umgebung scheint sich zu drehen.

Was ist gestern passiert? War ich feiern und habe das Ziel überschossen? Ich fühle mich verkatert und mir ist kotzübel.

Ich schaffe es nur mühselig, mich aufzusetzen. Ein großer Fehler, wie ich bemerke. Mir wird augenblicklich schlecht und ich schaffe es gerade so noch rechtzeitig ins Bad, um dort das gestrige Abendessen auszukotzen.

"Ist okay", höre ich Reece sagen, fühle dann wie sich seine warme Hand an meinen Rücken legt und sanft darüber streicht.

Zitternd lasse ich mich in seine Arme fallen und spüre, wie er mich dicht an seine Brust zieht. Er wischt mir mit einem Handtuch über meinen Mund, wiegt mich beruhigend in seinen Armen, als es mich wie ein Schlag alles trifft.

Die Erinnerungen auf mich einschlagen wie Blitze. Ich fühle mich miserabel, als mich Reece nach einer Weile hochhebt und in das Bett zurück trägt.

"Soll ich einen Eimer holen?", fragt er mich besorgt, was ich aber verneine. Ich spüre, wie er sanft durch meine Haare streicht.

"Schlaf noch ein wenig. Es wird dir helfen", flüstert er ruhig. Ich antworte darauf gar nicht mehr, sondern schließe einfach nur meine Augen vor lauter Erschöpfung.

Als ich erneut aufwache fühle ich mich besser. Ich bin nicht mehr so benebelt und habe Avery auf meiner Brust liegen, die wahrscheinlich Hunger hat, da sie fleißig am Saugen ist.

"Reece!", ruft Riley laut, welcher neben mir sitzt und sich mit einem Comic beschäftigt hatte. Kurz darauf höre ich meinen Freund auch nach oben kommen.

Er lächelt mich erleichtert an, als er erkennt, dass ich aufgewacht bin. Er wirft Riley einen kurzen Blick zu, welcher mir einen Kuss auf die Wange drückt und dann vom Bett hoppst, um sich aus dem Staub zu machen.

Ich beobachte dies, während ich sachte über Avery's kleinen Rücken streiche. Sie klammert sich so fest an mich, dass es weh tut und auch die Tatsache, dass sie noch jung und schwächlich ist macht es nicht besser.

"Der Rudelarzt, so ein Arsch, hat dich gestern Abend betäubt. Du warst kurzzeitig wach, als du allergisch auf das Zeug reagiert hast, darum der Tropf.", flüsterte Reece leise, was mich verwirrt zu meiner Hand blicken lässt.

Eine Kanüle befindet sich in meinem Handrücken. "Es schadet Avery nicht. Aber in den letzten Stunden, als du geschlafen hast, hat dein Körper noch zu viele Antikörper produziert. Sie hat seit gestern nichts mehr gegessen, darum hängt sie jetzt so an dir."

Ich bleibe einfach nur still. Auch, als Reece sich auf das Bett setzt und anfängt unserer Tochter den Rücken ein wenig zu streicheln.

"Fühlst du dich schon besser?", fragt er sanft nach. Leicht nicke ich und küsse sanft die kleine Stirn von Avery.

Ich versuche sie etwas mehr zu akzeptieren...so wie es mein Psychologe mir geraten hat.

"Sie glüht regelrecht", flüstere ich leise, besorgt klingend und beobachtete, wie Reece seine Hand an ihre Stirn legte und nickte.

Genau so, wie er es wenig später bei mir tat. "Du auch. Ich ruf' am besten deinen Dad an, oder?", fragt er ruhig nach. Wohl wissend, dass ich diesen Rudelarzt umbringen würde, wenn er mir jetzt zu nahe käme.

Zwanzig Minuten später betrat Dad zusammen mit Reece das Zimmer. Avery war satt, schlief nun, doch auch sie zitterte stark. Ihre Lippen färbten sich lila, genauso wie meine.

Mir tat alles weh, es war wie heute früh. Mir war schwindelig, übel und ich fühlte mich schlapp.

Reece nahm mir Avery ab, während Dad erst einmal mich untersuchte. Je mehr er meine Lunge abhörte, mir dann sogar Blut abnahm und dieses von Lucas in die Arztpraxis einer Omega bringen ließ, desto tiefer wurde die Sorgenfalte auf seiner Stirn.

Das selbe tat er auch bei Avery, die durch die Nadel aufwachte und zu schreien begann. Reece beruhigte sie schnell. Doch schien sie ebenso Schmerzen zu haben.

"Mir ist kalt", flüstere ich leise, als mein Dad kurzzeitig das Zimmer verlässt. Zwei Stunden lang ist er schon hier, wartet auf die Ergebnisse aus der Praxis.

Reece nickt augenblicklich und geht mit Avery im Arm zum Kleiderschrank, aus welchem er einen seiner wärmsten Pullover holt.

"Danke", bringe ich leise hervor und vergrabe meine Nase in dem, nach Reece riechenden Stoff, was dieser mit einem leichten Lächeln kommentiert.

"Kannst du Avery wärmer anziehen? Ihre Hände und Fuße sind kalt", wispere ich leise und auch Reece tastet diese kurz ab und verschwindet dann mit ihr in ihrem Zimmer.

Ich höre unten die Haustür aufgehen und spüre, dass Lucas gekommen ist. Er fror, da es draußen wild stürmt. Aber er spricht mit Dad, welcher kurz darauf nach oben kommt und Reece abfängt, bevor dieser zu mir zurückkehren konnte.

Lucas kommt ins Zimmer und hat eine Decke im Arm, die er wohl von Reece in die Hand gedrückt bekam.

"Bist du okay? Du siehst auch nicht wirklich gut aus", stelle ich besorgt fest und klopfe auf die andere Betthälfte.

Lucas setzt sich zögerlich. Er ist blass, hat ebenso lilane Lippen und tiefe, dunkle Augenringe. Seine Haare sind wirr durcheinander und er zittert stark.

"Es ist ein Vergiftungszauber. Dich hat's am schlimmsten getroffen. Riley geht's gut, seine Alphakräfte kämpfen stärker dagegen an, als meine und Avery's. Dad geht's auch gut. Er hat den Alphaposten übernommen, Chris musste seine Alphakraft abgeben, sonst wäre er ebenso krank."

Ich schluckte schwer, zog Lucas in meine Arme, was er wohl auch gebraucht hat. Er ist erst siebzehn, sollte sowas nicht durchmachen müssen und dabei irgendwie kaum beachtet werden.

"Komm' unter die Decke." Ich hob diese an, woraufhin Lucas sich komplett zu mir legte. Er schlief vor Erschöpfung ein, noch bevor Reece zurückkommt.

"Ihr habt alle drei Kontakt zu dem Magier gehabt. Anders konnte sich der Vergiftungszauber nicht in euren Körpern verteilt haben.", erzählte mein Vater ernst, als er hinter Reece das Zimmer betrat.

"Der Rat der Unterwelt wird in den frühen Abendstunden hier eintreffen. Sie bringen einen ihrer mächtigsten Magier mit. Sie können die Vergiftung nicht heilen, aber die Symptome verbessern."

Ich schweige, nehme Reece unsere Tochter aus dem Arm. "Hat Riley schon gefrühstückt?", frage ich bald nach. Reece nickt.

"Er ist unten und liest. Er soll sich ausruhen, sein Körper wird immer schwächer, je weiter er gegen die Vergiftung ankämpft."

Ich schlucke, will ihn bei mir haben, was Reece bemerkt. Er verlasst den Raum und kommt dann wenig später mit Riley auf dem Arm zurück.

Er hat Fieber, zittert ebenso. Doch hat es ihn noch nicht zu sehr erwischt. Riley fühlt sich wohl zwischen Lucas und mir, kuschelt mit Avery, die neben ihm liegt.

Mein Dad geht runter, kocht Kaffee und wartet. Reece bleibt bei uns und wartet, bis wir etwas brauchen. Aber so kommt es nicht.

Als Riley und Avery eingeschlafen sind überfällt auch mich ein Anfall der Müdigkeit. Ich schlafe ein.

Beloved teacher [mxm|Werwolf]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt