9. Gewitter

2.1K 140 73
                                    

Ich tat genau das, was mir Nagisa aufgetragen hatte.

Ich gab mich als Okudas Freund aus; schenkte ihr mehr Aufmerksamkeit als den anderen, lächelte öfter als es normal für mich war und wir unterhielten uns viel.

Es war überraschend erträglich. Man konnte gut mit ihr reden. Das einzige Problem war . . . der Plan funktionierte zu gut. Sie begann, rot zu werden, wenn ich in ihrer Nähe war und ihre Augen huschten vor Nervosität im Raum herum.

Ich sah es. Alle sahen es.

,,Sie steht ja voll auf dich!", flüsterte mir Sugino in der Pause zu. ,,Das passt perfekt, Mann. Okuda und du, Kanzaki und ich. Wenn alles gut läuft, können wir auf ein Doppel-Date gehen! Du magst sie doch auch, oder?"

Äußerlich zuckte ich nur mit den Schultern und rang mir ein Grinsen ab. Aber innerlich drehte ich durch. Von allen Seiten mit Okuda verkuppelt zu werden war verdammt anstrengend.

Es war nicht meine Absicht gewesen, sie in mich zu verknallen . . .

Das ist Nagisas Schuld.

Sobald ich mit ihm alleine war, brach ich zusammen. ,,Ich kann nicht mehr."
Nagisa sah auf. ,,Was?"
,,Die Sache mit Okuda. Ich muss sie foltern. Ich will mich nicht als ihr Freund ausgeben."

,,Karma, du machst das jetzt seit zwei Tagen."
,,Ja, und jetzt steht die auf mich."
,,Was?! Wir hatten ausgemacht, dass du ihr nur freundschaftlich näher kommen sollst!"

,,Das bin ich", zischte ich. ,,Ich habe genau das getan, was du gesagt hast, und jetzt denkt jeder, dass ich auf sie stehe!"
,,Dann hast du es falsch gemacht!"

,,Ernsthaft?", knurrte ich. ,,Gib mir nicht die Schuld. Wenn es so leicht wäre, wieso machst du es nicht an meiner Stelle?"
,,Das-"

,,Ich bin ein Dämon, Nagisa. Menschen hassen mich, wenn ich gemein zu ihnen bin und sie lieben mich, wenn ich sie gut behandle. Mein Aussehen ist alles. Ich bin nicht geeignet für so eine Aufgabe, vor allem nicht bei so einer schüchternen Person wie Okuda. Wieso verstehst du das nicht?"

Nagisa blieb genervt stehen. ,,Wir können sie nicht einfach foltern. Ich muss ihre Schwachpunkte kennen und alles über diese Kugeln wissen. Vorher können wir nicht nach Hause."

,,Wieso? Wenn wir sie töten sind die Kugeln egal. Wir bringen jeden um, der davon weiß und sie benutzt."
Er zögerte. ,,Das geht nicht."
,,Wieso?!"

,,Dein Vater weiß davon. Er hat mich beauftragt, mehr über die Kugeln zu erfahren. Ich darf sie nicht töten, bis ich alles weiß."

Ich blieb stehen.

Was?

,,Du wusstest von diesen Kugeln?"
,,Ja."
,,Und du hast nichts gesagt?"
Mein drohender Unterton ließ ihn schlucken.

,,Er hat nur was von einer Waffe gesagt. Ich wusste nicht, wie sie aussieht oder was sie macht. Er hat mir verboten, dir was zu sagen . . ."
,,Wieso?"
,,Ich weiß nicht."

Mein Vater war ein Arschloch, er ließ mich gerne im Dunkeln tapsen. Aber mir so eine wichtige Information vorzuenthalten war bei diesem Auftrag dumm.

,,Ich habe meine Meinung geändert", knurrte ich. ,,Ich bleibe an Okuda dran. Wenn ich mit ihr schlafe, wird sie mir von schon alles verraten. Und ich entscheide, was ich mit den Informationen mache."

Nicht ausrasten, das war eine Lüge. Ich wollte Nagisa verärgern. Ihm einen Grund geben, mit mir zu kämpfen. So konnte ich mich am besten abregen.

Wie erhofft riss er die Augen auf. ,,Das wagst du nicht."
,,Ohh?" Ich grinste spöttisch. ,,Sagst du das jetzt wegen dem Auftrag? Oder bist du eifersüchtig? Hatte Rio recht?"

Durch die Hölle mit dir - KarmagisaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt