19. Idiot, Idiot, Idiot

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Heute war Mittwoch. Am Montag hatte ich mich in Okudas Zimmer umgesehen, gestern in Kayanos.

Was nun?

Da ich bei Brokkoli nichts gefunden hatte, musste sie ein anderes Versteck für ihren Kram haben. Aber selbst wenn, viel ändern würde es nicht. Wir mussten so oder so langsam die Initiative ergreifen.

Vielleicht sollte ich offen mit ihnen reden. Als Dämon. Normalerweise enthüllte ich keinem meine wahre Gestalt, aber mich interessierte, wie die Hexen reagieren würden. Es wäre-

Warme Hände packten meine Schultern und ich zuckte zusammen. Musste er sich so anschleichen?

Seufzend schaltete ich mein Handy aus und lehnte mich im Stuhl zurück. ,,Ich habe nachgedacht."
,,Aha?", war Nagisas Antwort.
,,Also- mmh, mach weiter."

Ich schloss die Augen und genoss die Massage an meinen Schulterblättern.

,,Naja, ich hab das Bedürfnis etwas Dummes zu tun. Und was Bewirkendes. Deshalb habe ich entschieden, es heute zu Ende zu bringen. Ich schreib in die Gruppe, dass sie herkommen sollen, für Nachhilfe oder sowas, die sind ja alle Nieten in Mathe."

Kurz war es still. ,,Bist du sicher?"
,,Mhm. Wann sonst? Es fühlt sich so an, als wären wir die ganze Zeit davongelaufen. Als würden wir uns drücken."
,,Stimmt, irgendwie . . ."

Ich spürte, wie sich der Schreibtischstuhl drehte. Als ich die Augen öffnete, kletterte Nagisa auf meinen Schoß. Seine Lippen küssten meine Wange und mir kam ein angenehmer Geruch entgegen.

,,Du bist so warm", bemerkte er.
Ich keuchte, als er an meinem Hals saugte. Reflexartig schoben sich meine Hände unter das Oberteil und berührten seinen nackten Rücken.

,,Nagisa", wisperte ich. ,,Nicht jetzt, ja? Ich habe Lust, aber . . . der Auftrag ist gerade wichtiger."

Stumm zog er sich zurück. Anders als sonst waren seine Haare offen und er trug eng anliegende Kleidung, die sich an seinen Körper schmiegte wie sein Anzug. Ich würde alles dafür tun, seinen Mund trocken küssen zu können.

Wieso muss der Moment so unpassend sein?!

,,Wenn wir den Auftrag heute zu Ende bringen, tun wir alles, worauf du Lust hast, okay?", raunte ich in sein Ohr.
Eine Gänsehaut überzog seinen Nacken und er versteifte sich.
,,Ja", hauchte er dann. ,,B-Bleibt denn auch Zeit dafür?"

,,Klar. Die Verbindung zum Portal schließt sich erst am Ende des Monats. Theoretisch können wir also bis Sonntag hier bleiben, wenn du noch nicht zurück willst. Und wir nicht von der Polizei gejagt werden. Das ist lästig."

Niedergeschlagen legte er seine Hand an meine Wange. ,,Karma."
,,Mhm?"
,,Bleiben wir zusammen? Da unten? Was passiert, wenn wir einfach in der Menschenwelt bleiben und sich das Portal versiegelt?"

Er will nicht zurück.

Mein Kopf wurde in seine Halsbeuge gedrückt und ich atmete tief ein und erwiderte die Umarmung.

,,Schlag es dir besser gleich aus dem Kopf, Nagi. Er wird uns finden, egal, wo wir uns verstecken. Wegzulaufen ist Selbstmord. Das einfachste ist es, nicht aufzufallen, bis wir . . . mehr Möglichkeiten haben."

Seine Hand, die meine Frisur durchwuschelte, hielt inne. ,,Du denkst also das gleiche wie ich. Du willst flüchten."

,,Ja." Ich sah ernst zu ihm hoch. ,,Hast du mal gesehen, was er mir angetan hat? Ich bin es satt, Schoßhündchen zu spielen. Das hier ist das letzte Mal, dass ich einen Auftrag beende."

Durch die Hölle mit dir - KarmagisaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt