12. Lügen

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Dat ass ( ̄m ̄〃)

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Erst nach einiger Zeit erreichte ich die Stelle, an der sich unsere Gruppe getrennt hatte. Dort nahm ich den gleichen Weg, in dem Nagisa und Kayano verschwunden waren und schlenderte kurz ziellos durch die düsteren Straßen, bis ich sie vor einem Gebäude fand.

Sie schienen in ein tiefes Gespräch verwickelt zu sein und sahen ernst aus. Leider war ich zu weit entfernt, um was zu verstehen, aber ich glaubte tatsächlich, Nagisas Mordlust bis hierher wahrnehmen zu können.

Was zum-? Was hat er vor?

Ich wäre näher gekommen, aber es hätte mich verraten. Deshalb konnte ich mich nur hinter einer kleinen Mauer verstecken und sie aus der Distanz beobachten.

Sie redeten lang. Irgendwann legte Nagisa seine Arme um Kayano, zog sie an sich und flüsterte ihr was ins Ohr. Ich sah sein Gesicht nicht, er stand mit dem Rücken zu mir. Ich sah nur Kayanos Lächeln, als sie ihn zurück umarmte.

Ein Stechen ging durch meine Brust. Ich wollte Nagisa von hinten greifen und von der Hexe wegziehen. Ich wollte sie umbringen.

Sobald Kayano die Tür schloss, setzte ich mich auf die Mauer und wartete. Nagisas Schritte machten nicht mal ein Geräusch, als er mir näher kam.

,,Oh, hier bist du", sagte er, sobald er mich sah. ,,Ich dachte, du wärst schon nach Hause gegangen?"
Ich zuckte mit den Schultern.
Er legte den Kopf schief. ,,Wie, kein Spruch?"

Sein Lächeln vermilderte sich, als ich weiter schwieg. ,,Hey, warum bist du so angespannt? Alles in Ordnung?"
Er kam auf mich zu und legte die Hand auf meine Schulter. Mein Bauch kribbelte verräterisch.

Man, was soll das?

Gereizt packte ich sein Handgelenk. ,,Finger weg."
Nagisa sah kurz überrascht aus. Dann nickte er und befreite sich aus meinem Griff. ,,Tut mir leid."

Ich wartete. Darauf, dass er mir erklärte, was er mit Kayano besprochen hatte. Und vielleicht auch, warum sie sich umarmt hatten.

Aber er schwieg.

,,Habt ihr was miteinander?", rutschte es mir raus.
Nagisa sah verlegen zu dem Haus. ,,Kayano und ich? N-Nein . . ."
,,Was war das gerade dann?"

,,Du hast uns beobachtet", stellte er fest.
,,Weich nicht meiner Frage aus."
,,Ich habe sie getröstet. Ihr geht's gerade nicht gut. Sie hat mir erzählt, dass ihre Schwester vor einiger Zeit gestorben ist."

,,Sie ist unser Zielobjekt, Nagisa", sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen. ,,Was interessieren dich ihre Gefühle?"
,,Es hilft, ihr emotional näher zu kommen-"
,,Du magst sie."
,,Nein!"

Er schüttelte heftig den Kopf. ,,Nicht auf diese Weise. Ich habe kein Interesse an ihr, versprochen! Du musst mir nicht sagen, dass ich vorsichtig sein muss. Also, ja, ich kann sie gut leiden, aber das hält mich nicht davon ab sie zu töten. Ich mache das alles nur für den Auftrag."

,,Und worüber habt ihr so lange geredet?"
,,Ich hab sie getröstet."
,,Nein, was hast du ihr gesagt?"
,,Halt, dass es mir leid tut, für sie und ihre Eltern, und so. Wieso?"

Sein Blick. Sonst guckte er nicht so.

. . .

Lügner.

,,Ich bin müde", knurrte ich. Es hatte einfach keinen Sinn. ,,Ich gehe ins Bett."

Ohne darauf zu achten, ob er mir folgte oder noch in der Dunkelheit herumstand, stützte ich mich von der Mauer ab und ging nach Hause.

Er verheimlicht mir was.

Durch die Hölle mit dir - KarmagisaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt