21. Dein verdammtes Lächeln

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Der Schlag haute mich selbst mehr um als Nagisa. Während der nur leise aufkeuchte, fiel ich zurück auf den Boden und spuckte und würgte Blut aus.

Ich habe vorhin gesagt, dass ich den Anblick von rotem Menschenblut liebe. Ich muss mich korrigieren. Es gibt nichts abartigeres.

Zu meinem Glück rächte sich Nagisa nicht für meinen Schlag. Stattdessen ließ er mich mürrisch vor seinen Füßen krepieren. ,,Lass mich doch ausreden . . . Willst du nicht wissen, was Kayano über diese Kugeln erzählt hat?"

Nervig, wie unglaublich lang ich brauchte, um seine Worte in meinem Kopf zu übersetzen. Mit schmalen Augen schaute ich zu ihm auf.

,,Also", begann er. ,,Mal angenommen, ich würde dir mit einem Messer in den Bauch stechen. Ein normaler Mensch würde ohne ärztliche Hilfe wahrscheinlich verbluten oder durch eine Funktionsstörung der Organe sterben. Weil du hier aber zur Hälfte ein Dämon bist, kann dich so eine Wunde nicht umbringen. Genau nach dem Prinzip beschützt deine Menschenform, auf die die Kugel keinen Effekt hat, den Dämonen in dir. Ansonsten wärst du jetzt tot."

Er strich mir die Haare aus den Augen. ,,Verstehst du, was ich damit meine? Ich habe noch ein Beispiel: dein Vater hat mir erzählt, dass ein Dämon wegen dem Licht aus der Kugel direkt zu Staub zerfallen ist. Weißt du wieso?"

Er wartete meine Antwort nicht ab. ,,Er ist in seiner richtigen Gestalt hergekommen. Wäre er zu einem Menschen geworden, hätte er überlebt. Deshalb gehe ich jetzt zurück in die Unterwelt, und die Kugeln nehme ich mit."

Er lächelte mich neugierig an. ,,Rate, warum."
In seinen Augen funkelte heiße Mordlust und zum ersten Mal seit Wochen zeigte er mir seine richtige Gestalt - die Gestalt einer Schlange.

Mein Kopf tat weh, als ich nachdachte. Wenn die Kugel Dämonen auf einfachste Weise töten konnte, und Nagisa damit in die Unterwelt ging, hieß das, dass er da unten ein Ziel hatte. Einen Dämonen, der nicht ich war, sonst hätte er mich längst umgebracht.

Es gab nur einen, der mir da einfiel.

,,M-Mein D-ad", brachte ich heraus. ,,Du-"
Mein Körper unterbrach mich. Als hätte man mir einen Schlag mit einer Bratpfanne verpasst, wurde mein Kopf schwer wie Blei.

Ich keuchte angestrengt. Verlor ich wieder das Bewusstsein?

,,Ja", sagte Nagisa ernst. ,,Ich werde ihn töten. Das Portal schließt sich in der Tagen. Du bleibst hier oben, Karma, du darfst mir nicht folgen. Sonst töte ich dich auch."

Vielleicht lag es an dem Licht, aber ich verstand immer noch nichts. Warum wollte er ihn töten? Wie lange plante er das schon?

Dieser distanzierte Blick stand ihm nicht. Nagisa sah wie ein Fremder aus. Er holte ein paar Kugeln aus der offenstehenden Schublade und stopfte sie in seinen Rucksack.

Dann blieb er stehen und hob mein Kinn wieder hoch. Sein Daumen schob mir die verrutschte Brille auf die Nase.

,,Brillen sehen echt schön an dir aus, Karma. Eigentlich . . . sieht alles schön an dir aus." Er räusperte sich verlegen. ,,Ich geh dann jetzt. Mach's gut, du wirst schon zurechtkommen, das weiß ich. Vielleicht besuch ich dich mal."

Ich packte seinen Kragen, bevor er sich aufrichten konnte.
,,Ich muss mich beeilen", sagte er und schob meine zitternde Hand weg.
,,Nein", zischte ich und meine Kraft verabschiedete sich erneut.

Ich werde ohnmächtig . . .

Trotzdem versuchte ich ihn festzuhalten. Nagisa spürte, wie ich schwächer wurde. Sobald die Spannung in meinem Rücken nachließ und ich es nicht einmal mehr schaffte, aufrecht in der Knieposition zu bleiben, fing er mich an den Schultern auf.

Durch die Hölle mit dir - KarmagisaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt