SECHSUNDZWANZIG

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"She didn't know whether she was running away from something or running to something, but she admitted that deep in her heart she wanted to go home."
Beatrice Sparks 

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Die Tage vergehen und ich versinke in meiner Arbeit - mal wieder. Es gibt mehr als genug zu tun und die Abwechslung kommt mir gelegen.

Jake hat mehrmals probiert sich zu melden. Die erste Woche hat er fast zehnmal am Tag angerufen. Aber ich möchte nicht mit ihm reden. Ich weiß, dass er sich einfach nur erklären möchte und ich mir seine Seite auch anhören sollte. Aber gerade möchte ich ihn einfach nicht sehen oder hören.

Mal wieder habe ich einem Typen vertraut, den ich nicht wirklich kenne. Und mal wieder - wer hätte es gedacht - ist es in die Hose gegangen. Irgendwie bin ich unfassbar wütend auf Jake aber auch auf mich selbst. Ich komme mir so dumm vor obwohl die ganze Sache schon wieder fast 2 Monate her ist...

Ich schalte den Motor aus und werfe einen Blick auf die Uhr, die hell auf dem Display erleuchtet. 21:54 Uhr... Ich sitze im Auto vor meiner Haustür. Heute bin ich wenigstens mal vor 12 Zuhause... Ich atme ein letztes Mal tief durch und nehme meine Sachen um hoch zu gehen.

Ein paar Minuten später liege ich auch schon auf meiner Couch. Harvey Specters Stimme dringt durch die Fernseherlautsprecher zu mir. Suits ist genau die Art von Serie, die ich nach so einem Tag brauche.

Es raschelt jedes Mal, wenn meine Hand in der Chipstüte versinkt und kurz darauf mit einer Handvoll Snacks herauskommt. Und natürlich fallen mir auf meiner bequemen Couch die Augen zu.

Nur kurz ausruhen...

Ganz kurz...

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DRRRRRRRRRRR!

Ich schrecke hoch. War das...

DRRRRRRRRRRRRRRRRRR! DRRR! DRRR!

...meine Klingel? Ich setze mich auf und reibe mir die Augen. Wie spät ist es? Mein Handy verrät mir, dass es 3:15 Uhr ist. Außerdem blinken glatte 68 verpasste Anrufe auf. Ich entsperre das Handy und stelle entsetzt fest, dass alle 68 Anrufe von Jake sind...

DRRRRRRR!

Ach ja... Da war ja was. Ich verdrehe die Augen und stehe schwerfällig auf um zu Tür zu gehen. Natürlich werfe ich sicherheitshalber einen Blick durch den Türspion...

Ohhh Nein! Ganz. Sicher. Nicht. 

Ich drehe mich um und will diesmal zu meinem geliebten Bett gehen, als ich seine Stimme höre:
"Kitty! Bitte! Ich weiß, dass du da bist. Mach auf!"

Ich halte inne. 

Hm... Sollte ich...? Neeee! 
Ich setze meinen Weg fort.

"Kate! Es geht um Bella!"

Ich horche auf. Jetzt hat er mein Interesse geweckt. Verschlafen und genervt schmeiße ich meinen Kopf in den Nacken und schlurfe zur Tür.

"Was willst du?",
raune ich durch die Tür.

"Bella ist im Krankenhaus und ich bringe dich da jetzt hin.",
antwortet er ernst.

"Warte..."
ich schließe völlig schockiert die Tür auf,
"Was?"

"Komm!",
sagt er und packt mich am Arm um mich auch schon aus der Wohnung zu zerren.

"LASS MICH LOS!",
meckere ich stur und laufe ihm danach beleidigt hinterher.

Am Auto quäle ich mir ein leises "Danke..." von den Lippen, als er mir wie immer die Tür aufhält. So ein schmieriger Schmeichler.

Eigentlich will ich überhaupt nicht reden, aber immerhin geht es hier um meine beste Freundin. Und da ich definitiv mehr Infos als "Sie ist im Krankenhaus" brauche, muss ich wohl gezwungenermaßen über meinen Schatten springen.

"Und... Wieso ist sie jetzt im Krankenhaus...?",
frage ich grimmig murmelnd.

Jake ignoriert meinen Ton und antwortet:
"Sie ist wohl auf dem Weg nach Hause in der Bahn umgekippt. Mehr weiß ich auch nicht. Sie haben mich nur angerufen und dann habe ich gleich versucht dich und Lana zu erreichen. Lana dürfte auch schon im Krankenhaus angekommen sein..."

"Und wieso haben sie DICH angerufen?!",
frage ich und betone das "DICH" dabei extra abfällig.

"Sie haben einfach die Person angerufen, die sie als letztes kontaktiert hat."

"Und das warst du?!",
frage ich ungläubig.

Jake grinst mich ironisch an:
"Ja. Ja, das war ich. Anscheinend wollte sie mich dringend sprechen, da ich ungefähr 10 verpasste Anrufe von ihr hatte..."

Ich weiche seinem Blick aus und blicke schweigend nach vorn, doch er lässt nicht locker.

"Ich weiß ja auch nicht, Kitty. Hast DU vielleicht eine Ahnung was sie mir so dringend zu sagen hatte...?"

Ich schenke ihm einen vernichtenden Blick, gefolgt von einem langen Schweigen. Bella verteidigt mich immer. Auch noch 2 Monate später. Jake kann froh sein, dass sie nicht weiß wo er wohnt, sonst hätte es im Blutbad geendet.

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Als wir endlich vor Bellas Raum stehen, kommt gerade Lana heraus. Wir umarmen uns und ich will sofort wissen wie es Bella geht.

"Sie ist wieder wach.",
erklärt mir Lana,
"Du kannst ruhig reingehen."

Ich stürze fast schon in dem Raum. Mich überkommt eine Welle der Erleichterung, als ich Bella mit einem erschöpften Lächeln im Bett vorfinde.

"Kate! Was machst du denn hier?",
sagt sie fröhlich.

"Soll das ein Witz sein?! Meine beste Freundin liegt im Krankenhaus. Ist doch klar, dass ich sofort vorbeikomme."

"Echt? So ein Zufall. Auf welcher Station liegt sie denn?"

Ich schaue sie böse an und wir brechen in Gelächter aus.

"Was ist passiert? Was haben die Ärzte gesagt? Jake meinte nur, du bist umgekippt."

"Jake?!",
fragt sie verwundert.

"Ja...",
ich verdrehe die Augen,
"Er wurde von den Hilfskräften angerufen und hat mich daraufhin hierher gebracht... Er war wohl der letzte, den du angerufen hast..."

"Ja. Und er kann sich glücklich schätzen, dass er nicht ran gegangen ist. Seit meinem zweiten Anruf drückt er mich immer weg..."

Ich muss grinsen.

"Die Ärzte haben noch nichts gesagt... Ich melde mich bei Dir sobald die Ergebnisse da sind."

"Okay...",
ich trete zu ihrem Bett und drücke fest ihre Hand.

Bella lächelt mich aufrichtig an.

"Genug über mich! Kommst Du denn eigentlich klar?"

Ich nicke gedankenverloren als Jake genau in diesem Moment den Kopf hereinsteckt.

"Kann ich herein kommen?",
sagt er und blickt mich fragend an.

Ich schaue zu Bella als sie antwortet:
"Du hast meine Anrufe ignoriert!"

Na super... Damit hat sie ihm die Eintrittskarte gegeben... 

"Ich... äh... Werde mal nach Lana schauen...",
sage ich schnell und verschwinde, wobei ich Jakes Blick auf mir spüre...

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Hey there!
Danke fürs Lesen und ein extra plus Danke an alle, die immer so fleißig Kommentieren. :)
Das motiviert wirklich total. <3
~K.H.





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