ACHTUNDZWANZIG

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All he needed was a wheel in his hand and four on the road.
Jack Kerouac
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Zwei Augen starren mich grimmig an.

Zwei blaue Augen.

Es sind meine Augen.

Frustriert seufze ich laut. Ich sitze seit circa 15 Minuten auf meinem Bett - unter mir mein viel zu großer Koffer - und starre in den Spiegel. Wütend.

Ich wende meinen Blick ab und checke mein Handy. 22:12 Uhr.

Ich habe mich geirrt: Sind doch schon 20 Minuten.

Die Zeit vergeht einfach und ich habe nicht das Bedürfnis mich zu bewegen... Bestimmt ist es die Mischung aus Wut und Müdigkeit. Aber Bella meinte ja, es wäre eine gute Idee so spät Abends zu fahre. Da kommt man gut durch und steht nicht im Stau... JA KLAR...

Das Vibrieren meines Handys reißt mich aus meinen Gedanken.

Gleich da.

Schreibst Du schon wieder beim Fahren?!

.

Bevor ich mich über ihre Antwort wundern kann, höre ich auch schon den Motor eines Wagens vorfahren und kurz darauf wird eine Autotür zugeschlagen.

Ich hopse von meinem Koffer hinunter und versuche das Teil Richtung Tür zu bewegen. Bella klingelt schon ungeduldig an meiner Tür.

"Kommeee!",
rufe ich laut.

Mit einem Ruck öffne ich die Tür und blicke einer breit grinsenden Bella ins Gesicht.

"Ahh! Wir fahren in den UUUURLAUB!",
trällert sie.

Selbst mit meiner miesepetrigen Laune kann ich mir ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen.

Gemeinsam tragen wir den Koffer herunter und stellen ihn vors Auto. Genau in diesem Moment öffnet sich die Fahrertür und Tanner steigt heraus.

"Hey Kate!",
lächelt er mich freundlich an.

"Hey Tanner!",
gähne ich vor mich hin, während er den Kofferraum öffnet und meinen Koffer einhändig reinquetscht.

Bella und ich laufen jeweils zur entgegengesetzten Autotür und steigen ein.

"Bella? Willst du nicht vorne bei Tanner sitz...",
will ich gerade fragen, als mir das Übel auf dem Beifahrersitz auffällt.

Sie blickt mich entschuldigend an:
"Alle anderen Autos waren voll..."

Ich verdrehe genervt die Augen. Jacob dreht sich um und sieht mich nachdenklich an. Ich schenke ihm meinen besten Todesblick, was gar nicht so einfach ist, wenn er mir so in die Augen guckt. Ich will diese 12 Stunden Autofahrt einfach nur hinter mich bringen...

Tanner lenkt den Wagen gekonnt durch die Gassen, bis wir an der Autobahn ankommen. Das rauschen des Motors lässt mich schon bald in einen tiefen Schlaf abdriften.

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Ich zucke zusammen als eine Autotür zugeschlagen wird. Erschrocken öffne ich die Augen und sehe, dass nur noch Tanner im Auto sitzt.

Als er mich bemerkt, dreht er sich zu mir um.

"Na, Schlafmütze? Die Anderen sind gerade auf der Toilette, Du kannst auch gehen.",
erklärt Tanner mir.

Ich schüttele verschlafen den Kopf:
"Alles gut."

"Okay. Ich wollte mir gerade einen Kaffee holen. Magst du mit?"

Ich nicke und krümel mich aus dem Wagen. Eigentlich ist es echt angenehm, sich mal die Füße vertreten zu können... Ein Blick auf mein Handy sagt mir, dass wir schon seit 3 Stunden unterwegs sind.

Ganz der Gentlemen, hält mir Tanner die Tür zur Raststätte auf. Die Schlange ist nicht lang. Vor uns sind nur 3 Leute.

Ich blicke mich ein wenig um. Die Tische sind aus einem alten, dunklen Holz gemacht. Zwei Lampen, die wenig Licht schenken, erleuchten den Raum, wobei eine davon flackert.

"Weißt Du, Kate...",
beginnt Tanner plötzlich,
"Jacob ist nicht so ein schlechter Kerl wie du denkst..."

Ich schaue ihn verständnislos an:
"Hat er dich gezwungen mit mir zu reden? Oder was wird das jetzt hier?!"

"Nein. Hat er nicht. Er weiß es gar nicht. Ich rede mit dir, weil er mein bester Freund ist. Es geht ihm zur Zeit echt beschissen..."

"Das ist nicht mein Problem.",
sage ich kühl, wobei ich mir innerlich schon ein bisschen Sorgen mache...

Tanner macht eine lange Pause. Es sieht so aus, als suche er nach den passenden Worten.

"Einen Kaffee bitte, schwarz.",
sage ich der Kassierin, die mich fragend anschaut.

"Zwei!",
fügt Tanner hinzu und bezahlt, wobei ich mich sofort bedanke.

Wir stellen uns ein wenig an den Rand, um nicht im Weg zu stehen, und warten auf Bella und... Jacob...

"Kate... Er liebt dich wirklich!",
beginnt er wieder und ich verdrehe genervt die Augen.

"Leute die man liebt, lügt man nicht an. Und außerdem verliebt man sich nur in Menschen die man wirklich kennt. Und scheinbar kannten wir uns beide noch nicht."

"Vielleicht hatte er ja einen guten Grund?",
sagt Tanner wissend.

"Einen guten Grund zu lügen? Echt jetzt?",
frage ich ihn sarkastisch.

"Er redet pausenlos von dir. Ich habe ihn so noch nie erlebt. Du bist ihm wirklich wichtig."

Ich antworte nicht und nippe von meinem viel zu heißem Kaffee, in der Hoffnung, Tanner erlöst mich von diesem Gespräch.

Fehlanzeige.

"Du solltest dir wirklich mal seine Seite der Story anhören. Er hat eine zweite Chance verdient!",
fährt er fort und nimmt nun ebenfalls einen Schluck.

"Sag mir nicht, was ich zu tun oder lassen habe!",
stelle ich schnippisch klar, da dieses Thema echt einen Nerv trifft.

"Mache ich nicht. Ich sage nur, dass du mal drüber nachdenken sollst. So wie es aussieht, bedeutet er dir nämlich immer noch viel..."

Wieso sagend das immer alle?! Bevor ich Tanner fragen kann, was er damit meint, kommen Jacob und Bella auch schon auf uns zu.

"Jake?",
Tanner hält demonstrativ seinen Autoschlüssel hoch und wirft Jacob einen fragenden Blick zurück.

Dieser nickt und hält seine Hand hoch, in welcher kurz darauf der Autoschlüssel landet, den Tanner geworfen hat.

"Nur für ein bis zwei Stunden...",
ergänzt Tanner.

"Geht klar.",
antwortet Jacob nur knapp.

Und kurz darauf sitzen wir auch schon wieder im Auto.

Habe ich jemals erwähnt, dass Kaffee nichts bei mir bringt? Nein? Naja... Dann rate mal, wer bereits nach 10 Minuten wieder voll weg ist.

Richtig!

Ich.

Zumindest so lange, bis ich plötzlich wieder durch eine leise Stimme wach werde...

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xoxo
~K.H.

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