Die Gesellschaft

24 3 1
                                    


Weil ich Angst hab' zu ersticken,
Weil ich fürchte zu ertrinken,
Weil der Druck in meiner Brust nicht nachlässt
Und ich immer noch nicht klarer seh'.

Weil ich fürchte zu erblinden,
Weil ich Angst hab' zu verschwinden,
Weil die Ketten um meinem Körper immer enger, immer schwerer schein'n,
Und doch ich immer wieder aufsteh'.

Weil Mama mir die Hand nicht reicht,
Weil Papa meinen Worten nicht glaubt,
Weil Gesellschaft mich für falsch erklärt,
Und ich es selbst auch nicht besser weiß.

Weil der Boden anfängt zu bröckeln,
-mich nicht mehr halten kann-
Weil der Wind aufhört zu wehen,
-mir die Luft nicht reicht-
Weil die Sonne immer stärker scheint,
-die Hitze mich verbrennt-
Weil Blitz und Donner nicht mehr toben,
-mir das Chaos langsam fehlt-

Weil Mutter Natur sich verändert und ich eifersüchtig bin auf ihr Talent zu kontrollieren, zu entscheiden und integrieren, frösteln und zu eisern und Gehorsam zu erlangen

und ich all das nicht machen kann.

Weder Gehör zu bekommen, noch Befehle auszusprechen, weil ich mir denke "wir sind doch alle Menschen" aber leider gibt es Gut und Schlecht und weniger Gut und weniger Schlecht und ich leider keine Macht darüber habe was die Menschen denken, wie sie handeln, sich verhalten, wie sie and're Menschen wahrnehmen, sich grüßen oder streiten, welche Menschen sterben und welche verletzt werden - psychisch oder physisch - mit 'ner Axt oder 'nem Blick, was sie schreiben - oder schreien - was tragen - oder sagen - was sie wollen und was sie dafür tun,

denn ich bin nur ein Mensch.

Und Menschen sollten nicht darüber entscheiden, was and're Menschen tun oder tragen, wen sie küssen, wen sie fragen, was sie schreiben oder zeichnen oder malen oder komponieren oder stricken oder philosophieren - 
alles nicht meine Entscheidung, nicht in meiner oder jemandes oder deiner Gewalt zu kontrollieren, also sollten Menschen sich nicht das Recht aus dem Nichts nehmen zu entscheiden, wer bestraft und wer verurteilt wird, getötet und als vogelfrei betitelt, denn Mensch ist Mensch und nicht Gott oder Allah oder die Galaxie oder Zeit und Raum -
nein, nur Mensch aus Fleisch und Blut, 
ein Mensch, wie ich, so du,
nicht weniger, nicht mehr,
Mensch ist Mensch.

Also sag mir doch nochmal, wer behauptet ein Weißer wäre mehr wert als ein Schwarzer,
eine Homosexuelle weniger als eine Heterosexuelle,
eine einäugige Person weniger hübsch als 'ne zweiäugige,
ein Amerikaner mehr wert als ein Afrikaner -

ich sag euch wer den Scheiß behauptet,
wer mich und tausend, vielleicht - nein, definitiv - noch mehr, and're  Menschen - Kinder und Erwachsene - dazu bringt sich zu verachten, innere Werte zu schlachten, alles auf's Äußere zu legen und sich anzupassen, von Erwartungen erdrückt zu werden, von Beleidigungen getötet zu werden,

ihr kennt sie alle, diese Schlampe, die behauptet, sie hätte das Recht dazu sowas ganz normalen Menschen anzutun, sowas schrecklich barbarisches, sowas unnatürlich tragisches, sowas fürchterlich dramatisches - einfach nur zerstörendes.

Wollt ihr ihren Namen hören?
Wie sie von uns genannt wird?
Womit wir all die Brutalität und Gewalt der Menschen rechtfertigen?

Es ist die Gesellschaft.
In der wir alle leben, in der wir alle gefangen sind und der wir nicht entkommen können.

Also antworte ich auf die Frage, warum ich nicht so bin, wie ich gerne sein möchte und warum ich nicht das tu', was ich gerne tun würde und warum ich nicht das sage, was ich gerne sagen - vielleicht sogar mal schreien wollen würde - 
warum ich mich einschränken, einsperren und einschüchtern lasse,
von der Gesellschaft, der Allgegenwärtigkeit, die 100 Prozent meines Umfelds ausmacht?

Weil ich Angst hab' zu ersticken,
Weil ich fürchte zu ertrinken,
Weil ich keine Lust mehr drauf habe,
alleine zu kämpfen.

mind chaosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt