Mailo hat sich wieder etwas entspannt und beginnt sogar unter der Dusche zu pfeiffen. Er hofft, dass er in diesem Urlaub doch noch einen netten Freund findet. Dann wird dieser Junge bestimmt wieder verschwinden.
Die Schritte tapsen weiter durch das Zimmer. Bis sie im Bad ankommen. Schon ist eine Hand durch den Duschvorhang auf dem Weg zu Mailo. Als er die auf seinem Rücken spürt, fängt Mailo an wie am Spieß zu schreien: "Wer bist du? Was willst du von mir?"
"Hör auf zu schreien. Ich bin's doch nur, Junis!", hört er dann die Stimme seines Bruders. Erleichtert geht Mailo in die Knie.
Als Junis keine Antwort hört, fragt er: "Wer soll denn sonst hier her kommen? Oder hast du doch endlich mal einen klargemacht?"
"Ich ... ich hatte gedacht, du wärst bei diesem Maxim", stottert Mailo und steht auf.
Junis schiebt den Duschvorhang zur Seite und lächelt seinen Bruder aufmunternd an: "Heyy, ich habe mich vorhin total doof verhalten. Wenn du in Not bist, bin ich klar da! Außerdem ist Maxim irgendwie Scheiße."
Mailo nickt dankbar. Obwohl sie sich schon öfter nackt gesehen haben, ist ihm diese Situation, jetzt so ganz nackt vor seinem Bruder zu stehen, unangenehm. Er hält seine Hände vor seine intimsten Stellen.
"Du stellst dich immer an", schüttelt Junis den Kopf. "Dabei brauchst du dich echt nicht zu verstecken. Glaub mir, den Anblick fänden viele Jungs geil. Du musst es nur zulassen." Dann reicht er seinem Bruder ein Handtuch und geht in den Schlafraum.
Gut abgetrocknet und mit einer frischen Boxer an folgt Mailo ihm. Junis schaut ihn intensiv an: "Was ist denn nur los mit dir? Willst du nicht hier im Urlaub auch einfach nur fun haben?"
Mailo zögert, antwortet dann: "Ich habe jetzt schon zum dritten Mal Visionen von diesem Jungen gehabt. Ich weiß nicht, was das zu bedeuten hat."
"Das hat zu bedeuten, dass du dir einen Freund wünschst", sagt Junis altklug. "Wie sieht dieser Junge überhaupt aus?"
"Ähm ....", stottert Mailo. "Er ist etwa so alt wie wir, also ein Jugendlicher und kein kleiner Junge. Und ... ähm...er ist wirklich süß. Er hat ozeanblaue Augen, in denen ich mich verlieren könnte. Braune, wuschelige Haare, ein schmales, leicht gebräuntes Gesicht mit einer schönen Nase. Und volle Lippen." Mailo wird rot, weil er merkt, dass seine Beschreibung einer Schwärmerei gleicht.
"Hört sich nicht nach einem Quasimodo an, der dich killen will", grinst Junis. "Weißt du was: morgen Abend gehen wir zusammen auf Tour. Und dann besorg ich dir genau so einen Traumprinz und der andere verschwindet dann im Meer oder wohin auch immer, okay?"
Mailo nickt: "Okay, danke Junis. Ich bin zwar ein paar Minuten älter als du, habe aber immer das Gefühl, du wärst mein großer Bruder."
"Passt schon", lächelt Junis und nimmt Mailo freundschaftlich in den Arm. "Ist es okay, wenn ich noch etwas runtergehe?", fragt Junis.
Mailo nickt: "Klar, ich komme schon zurecht." Als sein Bruder das Zimmer verlassen hat, nimmt er seinen Block und fängt an zu zeichnen. Ozeanblaue Augen landen als erstes auf dem Papier. Ohne weiter nachzudenken, zeichnet Mailo den Jungen aus dem Meer. Als die Zeichnung fertig ist, erschreckt er: Genauso sieht der aus. Er rollt die Zeichnung zusammen und packt sie in die Schublade. "Morgen bist du vergessen", murmelt er und kuschelt sich unter das leichte Laken.
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Die Zwillinge des Meeres
Teen FictionUnterschiedlicher können Zwillinge nicht sein wie der verträumte Mailo und der draufgängerische Junis. Klar, dass jeder der beiden 17jährigen unterschiedliche Vorstellungen von ihrem Urlaub am Meer haben. Während Mailo von Visionen gequält wird, beg...