Zitternd geht Mailo zur Balkontür. Vorsichtig lugt er um die Ecke. Tatsächlich ist er wieder da. Der Junge aus dem Meer. Nun hat er auch einen Namen.
Mailo schluckt. "Julius?", fragt er vorsichtig. Der Angesprochene nickt.
"Heyyy, ich weiß wer du bist", sagt Mailo und schaut in diese ozeanblauen Augen. "Warum kannst du hier sein, wenn du der Zwilling aus dem Meer bist?", traut Mailo sich zu fragen.
Er erwartet eigentlich keine Antwort.
Julius starrt ihn an. Dann senkt er seinen Kopf: "Weil ich hier in diesem Zimmer mit Julien war. Hilf mir, Mailo. Ich will auch wieder aus dem Meer zurück. Ich will nicht ertrinken. Ich will zu dir."
Mailo reibt sich Augen und Ohren. Ist das wirklich wahr, was er da sieht und hört? Bisher ist Julius doch immer sofort verschwunden und hat nur einen Satz gesagt. Aber nun wirkt er völlig real.
Mailo zittert am ganzen Körper. Er spürt, wie er Gänsehaut bekommt und sein Herz hämmert.
"Wo- woher weißt du meinen Namen?", stottert er.
"Du weißt meinen doch auch", lächelt Julius. "Bitte glaube daran, dass es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die man nicht erklären kann. Dann kannst du mir helfen. Bitte Mailo. Du findest den richtigen Weg und Zeitpunkt, um mich aus dem Meer zu dir zu holen."
"Aber. Aber wie denn?", fragt Mailo. Er geht einen Schritt auf Julius zu. Doch dann ist der nicht mehr zu sehen.
Total verwirrt läuft Mailo den Balkon entlang und sucht Spuren. Er ist sich sicher, dass er sich das nicht eingebildet hat. Er denkt an Julien. Der hat ihm geglaubt, dass er Julius gesehen hat.
Er fühlt sich so hilflos, dass er sich auf den nackten Balkonboden kniet und wimmert.
Als Junis zurückkommt, hört er das hilflose Wimmern. Eigentlich ist er noch total sauer auf Mailo. Als er seinen Zwillingsbruder aber auf den Boden kauern sieht, bricht er die Funkstille.
"Mailo, was.... was ist passiert?", fragt er besorgt.
"Es ... gibt... zwei", antwortet Mailo mit brüchiger Stimme
"Hä? Zwei? Wovon redest du da?", fragt Junis.
"Julien hat einen Zwillingsbruder. Das ist der, den ich immer sehe. Bitte Junis, du musst mir glauben", fleht Mailo.
Junis Gedanken drehen sich im Kreis. Er holt seinen Zwillingsbruder erstmal ins Zimmer. Dann sitzen sie nebeneinander auf dem Bett.
Mailo erzählt, was er erlebt hat. Er lässt aber aus, dass Julien und er sich näher gekommen sind und es beinahe zu einem Kuss kam.
Junis seufzt: " Das klingt alles komisch, Mailo. Es würde aber erklären, warum Julien zwischendurch so merkwürdig ist und immer weg musste. Ich vermisse ihn. Weißt du wo er ist?"
"N-nein", stammelt Mailo. "Verzeihst du mir, dass ich es dir kaputt gemacht habe?" Dabei schaut er seinen Bruder mit großen Augen an.
Junis wuschelt ihm als Antwort die Haare. "Ich bin ja froh, dass Julien nicht dein Traumprinz ist. Wäre schon Scheiße, wenn wir beide auf den gleichen Typen stehen würden. Also gut. Es ist vergessen. Lass uns überlegen, wie wir beide unseren Schwarm bekommen können."
Mailo nickt glücklich. Als Junis ihn zur Versöhnung umarmt, dreht er sein Gesicht weg. Das schlechte Gewissen plagt ihm. Nicht nur,dass es fast zum Kuss mit Julien gekommen wäre, sondern weil neben Julius auch Julien noch immer in seinen Gedanken ist.
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Die Zwillinge des Meeres
Teen FictionUnterschiedlicher können Zwillinge nicht sein wie der verträumte Mailo und der draufgängerische Junis. Klar, dass jeder der beiden 17jährigen unterschiedliche Vorstellungen von ihrem Urlaub am Meer haben. Während Mailo von Visionen gequält wird, beg...