Panik

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Während Junis beim Kartenspiel richtig gut drauf ist, wird Mailos Laune zunehmend schlechter. Als er das Spiel verliert, wirft er die Karten auf dem Tisch und sagt bockig: "Ich gehe nach oben." Enttäuscht sieht ihn seine Familie an, als er aufsteht.

Im Hotelzimmer angekommen, wirft er sich auf das Bett und weint ganz bitterlich. Da fliegt die Tür zu dem kleinen Balkon auf und ein kalter Luftzug tritt in den Raum. Mailo schreckt hoch. Ängstlich steht er auf. Auf Zehenspitzen schleicht er zum Balkon. Da kauert der braunhaarige Jugendliche aus dem Meer in der Ecke und schaut ihn bittend an: "Hilf mir... dann kann ich dir auch helfen." Mailo atmet tief durch und schluckt. Bestimmt ist das wieder nicht real. Er schließt seine Augen und öffnet sie wieder. Doch der Junge ist noch immer da: "Rette mich".

"Wer ...wer bist du?", fragt Mailo und versucht behutsam näher zu kommen. Der Jugendliche lächelt ihn unsicher an. Mailo schaut ihm tief in die ozeanblauen Augen. Er fühlt sich total zu ihm hingezogen, würde ihn am liebsten in den Arm nehmen.

"Warte, ich komme", flüstert Mailo sanft. Doch bevor seine Hand ihn berühren kann, weicht der Junge aus in Richtung der Balkonbrüstung. Die liegt genau über der Hotelterrasse, sodass Junis seinen Bruder wie weggetreten dort stehen sieht. "Fuck", ruft Junis. Er lässt alles stehen und liegen und läuft sofort zu Mailo hoch.

Er öffnet die Zimmertür und eilt zur Balkontür. Doch die ist verriegelt und klemmt. Panisch klopft Junis an die Glasscheibe und ruft: "Mailo, mach auf, bitte mach keine Dummheit." Vehement schlägt Junis gegen die Glastür, sodass die Scheibe zu zerspringen droht. Dann springt die Tür auf und Mailo sackt zu Boden.

Sofort nimmt Junis seinen Bruder in den Arm, der am ganzen Körper zittert. "Warum wolltest du das tun?", fragt Junis sorgenvoll.

"Ich wollte gar nichts tun. Er war hier. Hier auf dem Balkon", sagt Mailo mit leeren Blick.

"Mailo", sagt Junis vorsichtig. "Wir konnten von unten auf den Balkon sehen. Da .. da war niemand."

"Doch er war da und hat mich um Hilfe gebeten. Warum glaubst du mir nicht?", fragt Mailo verzweifelt mit Tränen in den Augen.

"Schon gut", antwortet Junis beruhigend. "Leg dich erstmal hin."

Junis zieht seinen Zwillingsbruder vom Balkon und legt ihn auf das Bett.

Mailo starrt minutenlang an die Decke. Dann fragt er plötzlich: "Bist du verliebt, Junis?"

"Heyy, ist es das? Du bist traurig, dass ich verliebt bin ... und du nicht?"

"Vielleicht bin ich ja auch verliebt?"

"Ach sag an. In wen denn? Hast du jemanden auf euren Ausflug kennengelernt?"

"Nee, in ihn."

"In wen?"

"Na in den Jungen aus dem Meer"

"Du willst mich wohl....", setzt Junis an, schluckt das 'verarschen' aber runter. Stattdessen sagt er: "Aber du weißt ja gar nicht wer er ist, oder?"

"Ich habe aber ein Bild von ihm!"

"Ehrlich? Zeig her!"

"Na ja, es ist kein Foto. Ich habe ihn gezeichnet. Aber genauso sieht er aus."

"Ich weiß, dass du gut zeichnen kannst. Lass mal sehen. Vielleicht hilft das was."

Mailo nickt und fasst in die Schublade. Nervös sucht er den Block mit der Zeichnung. Doch der ist nicht mehr da.

"Er hat den Block mitgenommen. Vorhin war er noch da. Er will nicht, dass wir ihn finden", sagt Mailo mit zitttiger Stimme. Skeptisch sieht Junis ihn an.

Die Zwillinge des Meeres Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt