In Gefahr

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Sehnsuchtsvoll blicken die Zwillinge auf das Meer.

"Ich würde Julien echt gerne kennenlernen, wo der doch der erste ist, der dir so richtig den Kopf verdreht hat", bricht Mailo die Stille.

Junis seufzt: "Das hat er wirklich. Bestimmt wirst du ihn noch kennenlernen. Aber jetzt suchen wir erstmal einen heißen Typen für dich bevor du Gespenstern nachläufst."

"Ich dachte du glaubst mir", sagt Mailo enttäuscht.

"Ähm... schon", lügt Junis. "Aber hättest du nicht lieber jemanden, der immer da ist?"

"So wie dein Julien?", stichelt Mailo.

"Okay, wir sind quitt", lenkt Junis ein.

Es läuft ein dunkelblonder Junge vorbei.

"Schau mal den. Der ist doch total süß. Wäre der nichts für dich?", fragt Junis.

"Ich weiß nicht", hebt Mailo die Schultern.

"Doch, der würde zu dir passen", meint Junis. "Ich spreche ihn für dich an."

"Nee, lass mal, das ist mir peinlich. Lass uns lieber zum Felsen gehen", schlägt Mailo vor.

"Okayyy", lenkt Junis ein. Er hofft, dass Julien vielleicht wieder dort sein würde. 

Schweigend gehen sie nebeneinander her. Jeder in Gedanken an seinen Traumtypen. Als sie am Felsen ankommen, ist die Enttäuschung groß. Denn es ist menschenleer. Seufzend setzen sie sich in den Sand.

"Das war wohl nix", sagt Junis sehnsuchtsvoll.

"Neee", meint Mailo nur.

Die Zwillinge beobachten, wie die Wellen hin und hergehen.

"Und hier hast du ihn zum ersten Mal gesehen?", fragt Junis

"Jaaaaa", nickt Mailo.

Wieder schweigen.

"Ich muss mal", meint Junis. "Da hinten kann ich wohl gehen. Bis gleich."

"Okayy", nickt Mailo und schaut versonnen auf das weite Meer. Kaum ist Junis verschwunden, sieht Mailo wieder den Jungen, wie er im Wasser mit den Wellen kämpft.

"Hilf mir", hört Mailo ihn flehen.

"Sag mir, wer du bist", bittet Mailo.

"Komm her. Dann sag ich es dir", antwortet der Braunhaarige im Wasser. "Und wir werden für immer zusammen sein!"

Mailo zögert. Ganz langsam steht er auf und tapst in Richtung Wasser. Wie in Trance setzt er einen Schritt im warmen Sand vor den nächsten. Er gelangt zum Meer, wo das Wasser seine Füße umspielt. Er schaut immer wieder in die ozeanblauen Augen.

Junis zieht sich gerade die Speedo wieder hoch, da steht Julien neben ihm. "Wie ... wie hast du mich gefunden?", stottert Junis. "Ich habe mir zum... ähm... pissen ... einen extra abgelegenen Ort gesucht."

Julien lächelt sanft: "Du bist irgendwie echt süß, wenn du so verlegen bist. Ich mag das echt lieber als wenn du so großspurig bist."

Junis strahlt ihn an. Julien lässt sein Herz bei jeder Begegnung höher schlagen. Im Sonnenlicht sieht er aus wie ein Engel mit ozeanblauen Augen. Seine braunen Haare wehen leicht im Wind. Das Herzklopfen bei Junis wird immer stärker.

"Aber warum verschwindest du immer wieder, Julien?", fragt er schließlich.

"Heyy, ja, es tut mir voll leid, dass ich vorhin weg musste. Wollen wir jetzt ein wenig gehen?", antwortet Julien liebevoll. Junis merkt, wie ihm der Gedanke gefällt.

"Ich muss erst meinem Bruder Bescheid sagen", schluckt Junis ganz aufgeregt.

"Heyy, kannst du das nicht später machen? Ich habe doch noch deine Belohnung. Du warst ja als erster im Wasser, was übrigens übelst sexy aussah", flüstert Julien und gibt Junis unerwartet einen zarten Kuss auf den Mund. Das Herz von Junis schlägt ganz laut.

"Komm zu mir", hört Mailo die Worte aus dem Meer. Wie ferngesteuert folgt er dem Ruf und geht immer tiefer ins Wasser. Er bemerkt gar nicht, dass es ihm schon bis zum Hals geht. Er will jetzt einfach nur zu seinem Traumtypen.

Ganz vorsichtig liegen die Lippen von Junis und Julien aufeinander. Obwohl Junis schon so viel Erfahrung hat, ist dieses Gefühl neu für ihn. Er schließt seine Augen und versinkt in dem Kuss mit Julien. Dieses wunderschöne Gefühl will er ausgiebig genießen. Er vergisst alles um sich herum, sogar seinen Bruder, der nun schon bis unter die Nase mit geschlossenen Augen im Wasser steht und den Rufen aus dem Meer willenlos folgt.

Die Zwillinge des Meeres Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt