Doch an Schlaf ist bei Mailo nicht zu denken. Er wälzt sich hin und her und hat unruhige Träume. Er sieht immer wieder den Jungen von seinem Zeichenblock schwimmen und ins Meer gehen. Dann träumt er, dass er dem Jungen ins Meer folgt, um ihn zu retten. Als Dank bekommt er einen zärtlichen Kuss. Bei dieser Traumsequenz zuckt sein Körper. Mailo wacht auf und ist traurig, dass es nur ein Traum war. Aber ein ziemlich feuchter. Er schaut neben sich und seufzt. Junis ist nicht da. Wahrscheinlich ist er doch noch zu Maxim gegangen. Wieder fühlt sich Mailo allein gelassen.
Erst am Morgen erscheint Junis gutgelaunt zum Frühstück. Als ihre Eltern zum Buffet gehen, fragt Mailo ein wenig bissig: "Und war es schön gestern Nacht?"
"Nix ernstes", lacht Junis.
"Also wie immer", stänkert Mailo. Als ihre Eltern zurückkommen, sitzen die Zwillinge ganz brav am Tisch.
"Jungs, wir machen heute einen Ausflug zum Nachbarort. Da gibt es ganz tolle Landschaften und viele Tiere. Wollt ihr nicht mitkommen?", fragt ihr Vater. Während Mailo begeistert nickt, antwortet Junis: "Also ich nicht, will lieber jetski fahren."
"Wie unterschiedlich ihr doch seid, wo euch nur ein paar Minuten trennen", stellt die Mutter der Zwillinge mal wieder fest.
Mailo und seine Eltern packen ihre Sachen für den Tagesausflug. Junis freut sich, dass er nun das Zimmer ganz für sich hat. Jetzt muss nur noch jemand her, den er mitnehmen kann.
Gutgelaunt macht er sich auf den Weg zum Strand und schält sich sofort aus seinen Klamotten. Seine enge Speedo betont seine gute Ausstattung und seinen top trainierten Körper. Neugierig schaut er sich um, wer denn sein heutiger Begleiter sein könnte. Da stößt er mit einem Jungen zusammen, der gerade aus dem Wasser kommt.
"Kannst du nicht aufpassen?", flucht Junis und schaut hoch. Wow in was für tolle Augen er da sieht. Dazu dieses umwerfende Lächeln wie aus einer Zahnpastawerbung. "Oh, sorry, ich war ganz in Gedanken", sagt sein Gegenüber.
Diese Stimme! Junis spürt, dass seine Knie butterweich werden. In seinen ganzen Körper werden Endorphine freigesetzt. "Schon gut", lächelt er den fremden Jungen an. "Du kannst das mit einem Eis wieder gutmachen."
Interessiert schaut der fremde Junge ihn an, sagt dann aber: "Vielleicht später. Man sieht sich." Schon macht er kehrt.
"Heyy, warte doch. Wir können auch was anderes machen. Jetski oder so. Sag mir wenigstens, wo ich dich finde und wie du heißt", ruft Junis ihm nach.
Der Junge dreht sich noch einmal um: "Schau mal auf den norwegischen Kalender", grinst er. Dann winkt er ihm nochmal zu.
"Was für ein süßer Typ. Der Oberhammer", schwärmt Junis vor sich her und grübelt, was der Junge wohl damit gemeint haben könnte. Heute ist der erste Juli. Gut dass er sein Smartphone mit hat. Schnell googelt er. Juli heißt auf norwegisch ebenfalls Juli. Und eins heißt en. Das findet er heraus. "Julien", flüstert er. "Er heißt Julien", jubelt er und malt den Namen in den Sand. Der i-Punkt wird natürlich zu einem großen Herz. Zwei kleine Mädchen laufen vorbei und kichern. Doch das ist Junis egal. Er will Julien unbedingt wiedersehen. Junis und Julien- das passt einfach perfekt. Davon ist er überzeugt.
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Die Zwillinge des Meeres
Teen FictionUnterschiedlicher können Zwillinge nicht sein wie der verträumte Mailo und der draufgängerische Junis. Klar, dass jeder der beiden 17jährigen unterschiedliche Vorstellungen von ihrem Urlaub am Meer haben. Während Mailo von Visionen gequält wird, beg...