Bist Du es schon wieder?

Kapitel 2

"Mein Name ist Usagi...Usagi Tsukino."

Auf ihren Wangen zeichnete sich eine leichte, verdächtige Röte ab, während sie damit beschäftigt war, zwei kleine Ecken ihres Englischtests abzureißen. Aus ihrer dunklen Schultasche zog sie einen rosa Kugelschreiber, notierte eine zehnstellige Nummer und gab mit leicht zittrigen Fingern den Stift mitsamt den Papierfetzen an Mamoru weiter.

"Usagi? Das ist ein wunderschöner Name und er passt wirklich sehr gut zu Dir finde ich. Mein Name ist übrigens Mamoru...Mamoru Chiba. Sehr nett, Dich kennenzulernen...Usagi."

Er schrieb ebenfalls seine Telefonnummer auf das leere Stück Papier, nahm den Schnipsel und reichte ihn Usagi zurück. Dabei tangierte er zwar kaum merklich ihre zarten Finger, aber schon allein diese leichte Berührung reichte vollkommen aus, um ihm einen gewaltigen Energiestoß zu versetzen.

Wie magisch von ihr angezogen, sah er ihr nun tief in die Augen, beugte sich zu ihr herunter und flüsterte in ihr Ohr

"Gut gemacht, Sailor Moon. Herzlichen Glückwunsch. Ich werde Dich nicht vergessen!"

'Was? Was geht hier vor sich? Wo bin ich?'

Mamoru wachte in seinem Bett auf. Völlig verwirrt, desorientiert und vollkommen verloren in seinem Kopf.

"War das nur ein Traum?"

sprach er zu sich selbst, während er seine Hände auf die Stirn legte und nur recht ungläubig auf seine Bettdecke starren konnte. Alles fühlte sich eben doch so real an...als hätte er es tatsächlich erlebt. Hatte er wirklich gerade von dem Mädchen geträumt, mit dem er gestern eine kurze, flüchtige...hitzige Begegnung hatte?

Mamoru wandte seinen Blick dem Wecker auf seinem Nachttisch zu. Da die Sonne kurz davor war aufzugehen und er noch genügend Zeit hatte, ehe er zur Universität musste, beschloss er, das frühe Morgenleben seines Bezirks bei einer kurzen Jogging-Runde zu erkunden.

Sein Stadtviertel war vom Morgen kaum wachgeküsst, als er durch die noch ruhenden Straßen rannte und verzweifelt versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Es war ziemlich ungewöhnlich für ihn, dass er solch eine Art von Traum hatte. Ab und an hatte er durchaus Träume. Die meisten von ihnen beinhalteten diese mysteriöse Such-Thematik. Mamoru war sich diesbezüglich sehr bewusst, dass sie von dem Trauma herrühren mussten, das er damals vom Autounfall davon getragen hatte. Sie waren immer noch präsent und würden wahrscheinlich nie wirklich ganz verschwinden, aber im Laufe der Jahre hatte er es geschafft, sehr gut mit ihnen zu leben.

Dieser Traum von heute Nacht war jedoch so ganz anders als alles was er jemals in seinem Leben geträumt hatte. Und WARUM war ihm ausgerechnet dieses Mädchen in seinem Traum erschienen? Es wirkte alles so realistisch...sie war wirklich süß und nett zu ihm...er konnte sogar ihre Telefonnummer entziffern!

Mamoru behielt sein hohes Lauf-Tempo bei, bis er wieder an seinem Apartmentkomplex angelangt war. Er ging eilig durch die Haustür und duschte ausgiebig, vor allem sehr kalt...also ziemlich kalt um genau zu sein. Vielleicht würde ihm das helfen, seine Gedanken wieder in Reih und Glied zu bekommen.

Knapp 60 Liter nahe dem Gefrierpunkt kaltem Wasser später, hatte er diesen mehr als seltsamen Traum erfolgreich verdrängt und nahezu aus seinem Gedächtnis gelöscht. Endlich konnte er sich den bevorstehenden Herausforderungen der Universität heute stellen. Medizin war wirklich ein nervenaufreibendes Langzeitstudium und würde sehr viel seiner Zeit in Anspruch nehmen. Das war Mamoru aber vollkommen bewusst und eigentlich freute er sich über diesen neuen, sinnvollen Lebensinhalt.

Ein paar Tage später war Mamoru in seiner jetzt üblichen Alltags-Routine angekommen. Dazu gehörten natürlich die Universität, intensive Lernstunden in seinem Lieblingspark, regelmäßige Kaffeepausen,in denen er sich mit Motoki treffen konnte, hier und da eine Sporteinheit sowie ausgiebig Zeit zu Hause, um sich zu entspannen, zu lesen und zu schlafen. Nichts wirklich Aufregendes. Nur eben ein normales, einfaches Leben...so wie es Millionen anderer Menschen auch führten. Und das Beste an der ganzen Sache war, dass er keinerlei weitere Träume mehr hatte.