Kapitel 18

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Es war ein recht beeindruckender, ziemlich großer Saal, in dem der Empfang zu Ehren von Prinzessin Diamant stattfand. Goldene, riesige Lüster hingen von den überladenen Decken herab und fast...ja fast fühlte es sich für Mamoru an, als hätte er sich schon oft in einem solchen feierlichen Rahmen wie selbstverständlich bewegt. Aber weniger in Smokings, sondern eher in... Uniformen... Rüstungen... und auch nicht in einer Botschaft. Nein. Ein Palast wäre wohl das passende Umfeld für jemanden wie ihn gewesen.

Hatte das merkwürdige Mädchen ihn nicht vorhin als einen Prinzen tituliert? Wäre das denn so abwegig? Seit seinem Autounfall bei dem seine Eltern starben, waren ja sämtliche Erinnerungen an ein Leben mit ihnen gelöscht. Vielleicht war er ja tatsächlich adelig.

Mamoru musste sich ob dieser doch recht weit her geholten Theorie kurz schütteln. Nein, das war jetzt überhaupt nicht der Zeitpunkt, sich mit seiner Vergangenheit auseinander zu setzen. Er war ja schließlich immer noch auf einer Mission und musste unbedingt herausfinden, wie er am besten an den Kronschatz des Königreichs der Juwelen an diesem Abend herankommen könnte.

Aber...da gab es auch noch etwas ganz anderes oder besser gesagt, jemanden, über den Mamoru unbedingt mehr in Erfahrung bringen wollte. Er hatte kurzzeitig auf dem Gang vor dem Saal seine Traumprinzessin aus den Augen verloren und hatte dann beschlossen, sich erst einmal zum Festbankett zu begeben.

Nun stand er da und sah den anderen Gästen zu, wie sie verborgen hinter ihren Masken tanzten, lachten, tranken und sich prächtig amüsierten. Obwohl es sein erster Ball war, hatte er das untrügliche Gefühl, dass er genau wusste, wie man sich in einer solchen Umgebung richtig verhält.

Dieses seltsame Gefühl, eine solche Situation schon einmal erlebt zu haben, war nicht das einzige Déjà-vu an diesem Abend. Als er sich umsah, fand er schnell bekannte Gesichter, denn es schien wohl kein Zwang zu sein, bei diesem Maskenball seine Augen zu verdecken.

„Kenji? Was macht Usagis Vater hier?"

Mamoru war anfänglich recht verwirrt, die reale Ausgabe seines Traumschwiegervaters in spe hier anzutreffen. Er merkte aber schnell, dass Kenji offensichtlich aus beruflichen Gründen am Empfang teilnahm. Er trug keine Maske, sondern war damit emsig beschäftigt, Fotos von den Anwesenden dieses aussergewöhnlichen Ereignisses zu machen. Außerdem hatte er sein schwarzes Note-Book samt Stift gezückt und schrieb sich hier und da ein paar Notizen auf.

Auch wenn er ihm in Wirklichkeit noch nie über den Weg gelaufen war, fühlte sich Mamoru doch sehr erleichtert, in diesem Moment eine Maske zu tragen, als sich Kenji zu ihm herum drehte und ihn aufmerksam musterte.

Als er seinen Blick durch den Raum weiter schweifen ließ, fiel ihm ein Tanzpaar ins Auge. Er identifizierte das Mädchen im grünen, knielangen Kleid als Naru, Usagis beste Freundin aus der Schule. Bei einer seiner ersten Begegnungen mit dem ungeschickten Blondschopf hatte er sie flüchtig kennen gelernt. Sie kam in das Game Crown Center mindestens so oft wie ihre Freundin mit der interessantesten und einzigartigsten Frisur, die er jemals in seinem Leben gesehen hatte.

Mit einem Mal bekam er jedoch das starke Gefühl, dass er Naru deutlich öfter gesehen haben musste, als er es bislang angenommen hatte. Wahrscheinlich ein paar kurze Begegnungen während seiner Migräneanfälle, obwohl das für ihn keinerlei Sinn ergab.

Ihre Augen waren nicht bedeckt, und sie sah den großen schlanken Mann, mit dem sie tanzte, ziemlich verträumt an. Komischerweise vermittelte auch er den Eindruck, dass Mamoru ihn hätte kennen müssen, auch wenn seine Augen aufgrund einer Maske für ihn nicht sichtbar waren. Diese braunen, langen, lockigen Haare...wo war er ihm nur schon mal begegnet?

‚Es ist echt sowas von merkwürdig; Usagis Familie und Freunde sind heute Abend hier versammelt, aber keine Spur von meiner Freundin mit der weichen Birne? Ich wäre wirklich nicht überrascht, wenn sie sich hier auch irgendwo herumtriebe.'

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