Kapitel 22

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Kein Traum.

Nichts.

Weder von seiner Prinzessin, noch ein Traum von Usagi.

Einfach nichts.

Als wäre das Träumen in seiner Welt neuerdings verboten worden, war Mamoru zu einem Menschen ohne jegliche Träume geworden.

Frustration war nur ein Gefühl, gefolgt von Wut und der damit verbundenen Unfähigkeit, jemandem die Schuld für diese schreckliche Lücke in seinen unruhigen Nächten zu geben. Die Tatsache, dass Mamoru zwei verschiedene Identitäten besaß, nämlich nachts ein maskierter Superheld im Smoking und tagsüber Mamoru Chiba zu sein, hätte ihn für eine gewisse Zeit mental recht gut beschäftigen können...das war ja schließlich kein Pappenstil. Wer bitteschön konnte schon zwei Persönlichkeiten sein Eigen nennen...aber eigentlich war er nur tief enttäuscht, dass alle seiner Träume aufgehört hatten.

‚Vielleicht liegt es ja daran, dass ich den Auftrag erhalten habe, den Heiligen Silberkristall zu finden und mich jetzt auf einer Art Mission befinde?'

Diese Erklärung hätte plausibel sein sollen, und Mamorus Verstand war tatsächlich mit den Fragen um diesen wundersamen Stein ziemlich beschäftigt, aber eigentlich sah er keine Möglichkeit, wie er ihn bekommen könnte. Alles, was er über den Kristall wusste, stammte aus den seltsamen, bislang wiederkehrenden Träumen mit der Prinzessin. Und diese Traumsequenzen hatte ja genauso aufgehört wie seine ganzen Träume von Usagi und ihm, sonst hätte er ja vielleicht noch ein paar Details von der mysteriösen Prinzessin erfahren können. Zum Beispiel, wie groß der Kristall ist, wer ihn derzeit haben könnte und WARUM er ihn überhaupt ihr beschaffen sollte!

Außerdem war da jetzt noch ein ganz neuer, nicht zu vernachlässigender Aspekt in seinem Leben hinzu gekommen...oder besser gesagt, jemand war wie schon Usagi zuvor auf eine recht einzigartige Weise in sein Leben getreten und auf dem besten Wege, es noch mehr durcheinander zu bringen.

Sailor Moon.

Bildete er mit ihr so eine Art Kampfduo? Und warum fühlte er sich seit jener Nacht so verdammt angezogen von dieser schönen Kriegerin? Das waren jetzt...wieviele Frauen in seinem Leben, für die Mamoru Gefühle hegte?

Aaaaaarrrrgggghhh!!!!

Eine Woche war vergangen, seit er die Verbindung zwischen ihm und seinem Alter Ego herstellen konnte, aber seitdem hatte es keinen weiteren dieser Superhelden-Rufe mehr nach ihm gegeben.

Doch dann hatten die Traumsequenzen mit der Prinzessin, die ihn wie eh und je verzweifelt um den Heiligen Silberkristall bat, wie aus dem Nichts wieder begonnen. Allerdings gab es auch hier eine „Neuerung".

Die Melodie von seinem Sternen-Medallion hatte ihn in diesen Traum mit der Prinzessin begleitet. Während die melancholische Musik erklang, stand Mamoru abermals in voller Superhelden-Montur im dichten Nebel vor dem riesigen Palast und schaute hinauf zu dieser so vertrauten Gestalt, deren Gesicht nach wie vor in Schatten gehüllt war. Sie flehte Mamoru von ihrer erhabenen Position wie schon so oft zuvor an und wiederholte immer und immer ihre Botschaft

„Bitte...such schnell den Heiligen Silberkristall!"

„Aber sag mir, was ist der Heilige Silberkristall? Und wer bist Du? Ich kenne Dich nicht!"

Mamoru wollte doch nur Antworten auf seine Fragen. Aber wieder bekam er nur ihr niemals endendes Anliegen als Rückmeldung

„Bitte such ihn...such den Heiligen Silberkristall! Es wird sich alles aufklären, wenn Du ihn gefunden hast."

Der vertraute Luftzug durch seine offen stehenden Balkontüren riss ihn aus diesem frustrierenden Traum, ehe er noch eine weitere Frage an sie richten konnte. Keuchend saß er nun in seinem Bett, während ihm die Schweißperlen langsam sein Gesicht hinab liefen.

Bist Du es schon wieder?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt