4. Kapitel

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"Und wie willst du da rein kommen?", flüstert May ihrer Freundin zu die gerade ihre Sporttasche über den Gartenzaun der Lehrerin wirft. Während May eine schwarze Leggings, ihre schwarzen Vans und einen schwarzen Hoodie ihres großen Bruders trägt, ist Maggie in eine schwarze Nike Hose und einen schwarze Kaputzenjacke gekleidet. An ihren Füßen ihre schwarzen Laufschuhe.
"Wir klettern über den Zaun, das Tor zu öffnen könnte Geräusche machen und das könnten die Nachbarn hören", flüstert die Ältere zurück, "Dann suchen wir ein offenes Fenster oder einen Ersatzschlüssel."
"Du bist verrückt!", fauch May die doch etwas Angst hat, "Was wenn uns jemand erwischt? Alles nur weil deine Mom mit jemandem befreundet ist der dir nicht passt..."
"Sie passt mir nicht nur nicht, sie stört mich! Ihr verfluchtes Lächeln... Wie wenn sie etwas vor hätte..."
"Oder sie gefällt dir einfach und das stört dich", setzt die kleinere Brünette an.
"Ich hab einfach angst, dass sie Mom in irgendeinen Mist reinzieht...", Mag seufzt.
"Ich versteh dich einfach nicht... Auf der einen Seite hasst du Mary weil sie dich nicht so behandelt wie eine Mutter ihr Kind behandeln sollte und auf der anderen Seite machst du sowas um sie zu schützen..."
"Sie ist mit mir genau so überfordert wie ich es bin... Einerseits wegen meiner Chromosomensache, andererseits weil ich nicht ganz einfach bin und wir beide angst haben, dass die Leukämie zurück kommt und ich plötzlich wieder and Bett gefesselt bin...", Magdalena lächelt leicht und drückt kurz die Hand ihrer besten Freundin, "Sie hat ihr Leben schon mehrmals für mich aufgegeben... um für mich da zu sein... Jetzt bin ich an der Reihe!"

"Ich hab ihn", Maggie schließt den kleinen Hühnerstall wieder nachdem sie den Schlüssel aus der Lagerkammer genommen hat.
May hebt den Daumen nach oben und kurz darauf stehen die beiden Mädchen im Hausflur und öffnen das Badfenster durch welches sie im Notfall fliehen konnten.
Nichts im Haus weist deutlich darauf hin, dass Daniele ein eingefleischter Hippie ist. Alles scheint gemütlich und etwas altmodisch eingerichtet zu sein, das ein oder Andere vielleicht einen kleinen alternativen Touch aber alles in einem nicht hippie.
"Ich geh mich oben umsehen, ruf mich an und stell mich auf laut, ich stell dich auch auf laut, dann können wir uns warnen", erklärt Maggie und May baut nickend eine Telefonverbindung zu ihrer Partnerin in Crime auf, "Bis dann."
Maggie steigt die Treppe nach oben und sieht sich im oberen Flur um.
Erneut weißt nichts darauf hin, dass hier ein Hippie lebt.
Vier Türen.
Neugierig öffnet sie die erste Tür und steht in einem kleinen Badezimmer.
Leise öffnet sie den Badschrank und schließt ihn wieder als ihr nichts auffälliges ins Auge sticht.
Der zweite Raum stellt sich als Abstellkammer heraus; Oder wohl als aktuelle Abstellkammer in der noch nicht ausgeräumte Kisten lagern. Wer hat nach drei Monaten noch immer nicht alles ausgeräumt?
Kopfschüttelnd schleicht die Brünette den Flur herunter und hört May durchs Handy leise fluchen.
"Was ist?"
"Ich hab mich gestoßen", gibt diese grummelnd als Antwort zurück.
Schmunzelnd drückt Maggie die nächste Türklinke nach unten und blickt in das große Schlafzimmer der Lehrerin.
"Fuck! Maggie! Sie ist wieder da! Schnell! Sie parkt gerade! Wir müssen durchs Bad raus wenn sie rein kommt!", zischt May und die Nervosität ist ihr anzuhören.
"Geh ohne mich, ich komm gleih nach, vertrau mir!"
Keine Widerrede der Freundin nur leises Rascheln als diese das Haus durchs Fenster in den Garten verlässt.
Im Hintergrund ist eine zufallende Autotür und Schritte auf dem Kies zu hören, dann eine sich öffnende Haustür.
Maggie schluckt und schleicht leise ins Schlafzimmer. Sieht sich um.
Ein großes Bett mit weißer Bettwäsche, einige Familienbilder an der Wand, ein großer Schrank den sie leise öffnet. Alles Hippie oder zumindest etwas alternativ. Sie braucht definitiv ein Wort das diese Frau besser beschreibt.
Leise schließt sie die Schranktür wieder und öffnet die Schublade des Nachtkästchens.
Ein Buch... Eine Packung Schmerztabletten und ein Tütchen... Warum war ihr das nicht vorher klar gewesen, dass diese Frau kifft?
Kopfschüttelnd nimmt sie das Buch aus dem Schränkchen und ihr Blick fällt auf ein weiteres Bild. Ein Bild von zwei Frauen die grinsend in die Kamera gucken. Eine davon ist eindeutig Maccallan aber wer ist die Andere?
Als sie das Buch zurücklegen will lässt sie ihren Blick über den Klapptext schweifen und kurzerhand trifft sie die Entscheidung das Buch einfach mitzunehmen.
Daniele wird sich einfach nur für verpeilt halten wenn sie es nicht mehr findet.
Ein Grummeln, Schritte auf der Holztreppe.
Fuck!
Schnell schließt das Mädchen die Schublade wieder und tapst leise zum Fenster das sie schnell öffnet. Bei ihrem Blick nach draußen wird ihr schnell klar, dass es wohl bei einem Cottage nicht so einfach ist aus dem ersten Stock zu fliehen.
Magdalena lässt ihren Blick nach unten zur Wiese gleiten und holt einmal tief Luft.

Eine warme Hand legt sich auf ihre Schulter und drückt leicht zu. Panisch reißt die Schülerin die Augen auf und hält die Luft an. Sie wurde erwischt.
"Sag mir bitte nicht, dass du da gerade rausspringen wolltest", Julians amüsierte Stimme lässt Maggie erleichtert aufatmen und sie dreht sich schnell zu ihm um. "Verdammt ich dachte du wärst SIE!", zischt Maggie.
"Was machst du hier überhaupt und klaust du gerade das Lieblingsbuch meiner Schwester?", sein Grinsen wird noch breiter, "Du stehst auf sie!"
"Wenn du mich hier raus bringst, dann erzähl ich es dir irgendwann, versprochena!", die Baseballspielerin verdreht genervt die Augen und er nickt.
"Ich mach mich sowieso gleich auf den Heimweg, ich wollte nur meinen Pulli holen den ich Dani geliehen hatte... Hast du ein Glück, dass deine Statur so auffällig ist, sonst hätte ich dich nicht erkannt und dich womöglich erschlagen... Dani ist auf dem Weg ins Bad, du versteckst dich hier und ich stell dir die Leiter an die Hauswand, dann fliehst du einfach so, abgemacht?", lächelnd nimmt er die Hand von ihrer Schulter und ist sich plötzlich garnicht mehr so sicher was hier gerade abging und warum er seine neue beste Freundin im Zimmer seiner Schwester aufgefunden hat.
"Du bist mein Held!"
Lächelnd greift Julian nach seinem Pulli der über der Heizung hängt und verlässt das Zimmer wieder und nach einem 'Schlaf gut, Dani' hört sie die Tür zufallen.
Angespannt bleibt Maggie am Fenster stehen und lauscht dem Wasser das im Bad zu fließen beginnt.
Minuten vergehen in denen Maggs nervös auf ihre rettende Leiter wartet.
Dann öffnet sich die Zimmertür erneut und die Brünette verdreht genervt die Augen.
"Julian ich warte auf die Leiter und du bist immer noch nicht draußen?", genervt dreht sie sich um und blickt in IHR Gesicht.

Verwirrt blickt Daniele in das Gesicht des jüngeren Mädchens und versucht herauszufinden was genau hier los ist.
Ein junges Mädchen, das sie bereits aus dem College kennt, das mit ihrem Bruder befreundet zu sein scheint, steht hier vor ihrem offenen Schlafzimmerfenster, komplett in schwarz gekleidet, ein Hand und IHR Lieblingsbuch in der Hand.
Und noch dazu wirkt es so, als wollte ihr Bruder ihr helfen das Haus heimlich wieder zu verlassen.
"Ihr Cottage sieht aus als hätten Sie es in England mitgehen lassen", überspielt das Mädchen plötzlich das unangenehme Schweigen und lässt ihre Augen über den Körper ihrer Gegenüber schweifen.
Über den Körper, der nur in ein Handtuch gehüllt ist und vom warmen Duschneben noch leicht feucht ist. Die nassen Locken die der Älteren bis über die Brüste hängen und die nackten Füße auf dem Holzboden. Die kleine Denkfalte zwischen den Brauen. Die gletscherblauen Augen und das leichte Schmunzeln das sie in merkwürdigen Situationen immer auf den Lippen trägt:"Ich muss zugeben, Maggie, dass es etwas aufwändig wäre ein Cottage von England hier her zu transportieren. Und das noch unauffällig. Ein Cottage kann man nicht mal eben schnell in die Jackentasche stecken."

Vene, vidi, viciWo Geschichten leben. Entdecke jetzt