„Willst du uns jetzt erzählen was passiert ist?", fragte Raven und schaute zu Seline hinauf, die darauf bestanden hatte, den restlichen Weg zum Palast auf dem Rücken von Castiell zurückzulegen. Nach anfänglicher Schüchternheit hatte sie angefangen fröhlich mit Raven zu plaudern. Dabei war sie schnell von dem eigentlichen Thema abgekommen, aber alle, außer Raven und Sualc, schien das nicht sonderlich zu verwundern. Anscheinend hatten sie sich an so etwas schon gewöhnt. „Du hast ein sehr schönes Pferd.", hatte Seline gesagt und Castiell glücklich durch die Mähne gestrubbelt. Raven hatte ihr diese Bitte gar nicht abschlagen können. Seline spielte mit einer Strähne von Castiells Mähne. „Ich weiß es auch nicht so richtig,", erklärte sie nun ernst. „Hast du etwas gehört und gesehen?", versuchte Jade ihrer Schwester auf die Sprünge zu helfen. „Ich war in meinem Kunstzimmer.", erinnerte sich Seline und schaute abwesend in die Ferne. „Ich habe an meinem neuen Bild gemalt." Sie sah zu Jade. „Du weißt schon, das mit den vielen Schmetterlingen." Jade nickte. „Ja, das ist sehr schön."
„Auf jeden Fall war dann dort ein heller Strahl am Himmel.", fuhr Seline unbeirrt fort. Feya stutzte. „Hat Monara nicht gesagt, dass sie einen blauen Strahl am Himmel gesehen hat?", fragte sie leise. Ylva sah sie nur verständnislos an. „Bitte was?" Feya schüttelte den Kopf. „Ist egal. Du hast es nicht mitbekommen."
„Und was war dann Seline?", fragte Raven weiter. Seline runzelte die Stirn. „Ich bin nach draußen gerannt und bin dem Lichtstrahl gefolgt. Er ist dort aufgeschlagen." Sie deutete auf eine Lichtung, auf dem sich ein großer Krater aufgetan hatte. „Das hätte doch niemand überlebt...", murmelte Sualc und beäugte die Kuhle misstrauisch.
In dieser Sekunde erreichten sie das große Tor, welches sie in den Innenhof des Palastes führte. „Und dann habt ihr ihn in ein Gästezimmer gebracht.", harkte Feya noch einmal nach, „Ist euch an ihm etwas Ungewöhnliches aufgefallen?"
„Nein, er sieht aus wie ein ganz normaler Mann.", antwortete Seline und ließ sich von Raven von dem Pferderücken heben. „Kommt mit. Ich glaube er schläft noch." Voller Energie lief Seline zur Tür und drehte sich dort noch einmal um. „Kommt schon." Die anderen folgten ihr, wobei Raven und Jade etwas zurückblieben.
„Deine Schwester ist echt süß.", meinte Raven und stupste Jade in die Seite. „Sie erinnert mich an dich." Jade schaute auf ihre Füße. „Danke, dass du so geduldig mit ihr umgehst.", entgegnete sie, „Seline kommt manchmal sehr schnell vom Thema ab und ist allgemein recht eigensinnig mit ihren Gedanken und Interessen. Andere halten das für komisch." Raven zuckte mit den Schultern. „Na und? Es sind die kleinen Macken, die uns zu jenen machen, die wir sind." Jade schaute ihre Freundin lächelnd an. „Weißt du eigentlich, dass du eine absolut tolle Person bist Raven?" Raven errötete leicht und schaute wieder nach vorn, wo sie gerade auf eine hohe Doppeltür aus schwarzen Holz zusteuerten. Zwei Wachen standen davor, jeweils einen langen Speer in den Händen. Seline blieb vor der Tür stehen und schlenkerte mit den Armen. „Ich möchte nicht mit rein. Der ist mir irgendwie unheimlich." Jade nickte verstehend und gab ihrer Schwester einen sanften Kuss. „Ist in Ordnung. Gehst du bitte zu Nephil und Dalia?" Seline nickte und war kurz darauf hinter einer Ecke verschwunden. „Und was machen wir jetzt?", fragte Sualc unsicher in die Runde. Ylva verdrehte die Augen. „Wie wäre es mit reingehen?"
Feya schüttelte den Kopf. „Wir können da doch jetzt nicht alle rein. Sualc und ich warten hier."„Gib zu, ihr habt nur Angst.", spottete Ylva und verschränkte die Arme. „Ich gehe auf jeden Fall mit rein."
„Gut, dann gehen Raven, Ylva und ich und ihr bleibt hier.", antwortete Jade angespannt und drückte die Klinke herunter. Gemeinsam betraten sie den Raum. An der Wand stand ein breites Bett, auf dem ein Mann lag. Sein Kopf war leicht zur Seite gedreht und seine Hände waren zusammengefaltet auf seiner Brust platzziert worden. Er trug einen grauen Anzug und ein blaues Hemd. Ylva trat etwas näher an das Bett heran. „Ich weiß ja nicht, aber für mich sieht er ziemlich tot aus." Raven schüttelte den Kopf und griff nach dem Handgelenk des Mannes. „Sein Puls ist schwach, aber vorhanden und atmen tut er auch noch." Jade legte die Stirn in Falten. „Er sieht ganz normal aus. Aber er kann es nicht sein. Er ist aus dem Himmel gefallen, einfach so aufgetaucht. Das passiert doch nicht ohne Grund."
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Queens- When darkness falls
Fantasy*abgeschlossen* Früher wurden die sechs Reiche von Eria von sechs Königen regiert. Dann brach ein Krieg aus und die Könige fielen in der Schlacht zwischen Licht und Dunkelheit gegen Iris, die versuchte die Macht über Eria an sich zu reißen, indem si...