Kapitel 13

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Ylva balancierte auf einer der oberen Stufen der langen Leiter und versuchte ein in Leder gebundenes Buch zu erreichen. Evelyn schaute besorgt zu ihr hinauf und umklammerte die Leiter etwas fester. „Bist du dir sicher, dass das Buch da oben ist und nicht irgendwo in den unteren Fächern? Vielleicht haben wir es ja übersehen.", meinte sie und beäugte die morschen Sprossen misstrauisch. Von oben erklang Ylvas Stimme. „Ja, ich bin mir sicher. Es ist das Buch, an das ich verdammt nochmal nicht rankomme. Aber vielleicht wenn ich mich etwas weiter strecke..." Sie ließ den Blick über die Regalbretter streifen und entdeckte tatsächlich noch eine freie Fläche vor einigen Büchern. Ohne lange zu zögern setzte sie einen Fuß darauf und streckte sich noch etwas weiter dem Buch entgegen. Evelyn beobachtete dies mit besorgter Miene. „Sei bloß vorsichtig da oben. Mir ist das nicht ganz geheuer. Das ist ziemlich hoch."

Ylva lachte auf und warf ihre langen Haare über die Schulter. „Dir ist selbst die Höhe eines Hockers nicht geheuer Eve.", meinte sie und langte weiter nach dem Buch. Endlich streiften ihre Finger den Buchrücken und krallten sich in den Einband. Doch durch diese Aktion begann die Leiter zu schwanken. Evelyn umklammerte sie so stark, dass ihre Handflächen schmerzten. Ylva hatte Schwierigkeiten auf der Sprosse das Gleichgewicht zu halten und griff reflexartig nach der Sprosse über sich. Dabei versetzte sie das Buch so in Schwung, dass dieses aus dem Regal und zu Boden fiel. Evelyn hob schützend eine Hand über den Kopf und schloss die Augen. Das Buch zischte an ihrem Gesicht vorbei und landete wenige Zentimeter von ihr entfernt. Genervt schaute sie zu Ylva hoch, die begann die Leiter wieder herunter zu klettern. „Pass doch auf!"

„Tut mir leid." Ylva sprang von der letzten Stufe und fügte schnippisch hinzu: „Ich kann doch nicht beeinflussen wohin das Ding fällt, oder?" Evelyn bückte sich und hob das Buch auf. Es lag schwer und unerwartet weich in ihrer Hand. „Hoffentlich hat sich die Mühe gelohnt.", murmelte sie und gähnte. „Bis jetzt haben wir noch nichts gefunden." Ylva nahm ihr das Buch aus der Hand. „Ich bin auch müde, aber wir müssen was über diese Magie herausfinden. Dann wissen wir mit was wir es zu tun haben. Hier drin werden wir bestimmt etwas finden." Evelyn stieß einen tiefen Seufzer aus. „Das hast du bei den letzten hundert Büchern auch gesagt. Ylva ging zu einem runden Tisch hinüber und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Auf dem Tisch stapelten sich bereits dutzende von Büchern. Mit einem Knall ließ sie das Buch auf die Tischplatte fallen und schlug es auf. Auf ihre Lippen schlich sich ein kleines Lächeln. „Aber jetzt habe ich aber wirklich das richtige Buch wiedergefunden. Das habe ich die ganze Zeit gesucht. Schau dir das mal an!" Evelyn trottete zum Tisch und warf einen Blick auf die aufgeschlagene erste Seite. „Magiearten?" Ylva verdrehte die Augen. „Ist dein Gehirn schon eingeschlafen? Das ist doch genau das was wir suchen." Ylva zog das Buch wieder zu sich und ließ sich auf einen der hölzernen Stühle fallen, auf dem sie es sich, soweit das überhaupt möglich war, gemütlich machte. „Wir hatten das doch schon Eve. Wenn wir gegen die Magie angehen wollen, müssen wir wissen um welche Art es sich handelt.

„Mir kommt das immer noch etwas komisch vor.", verkündete Evelyn ihre immer noch bestehenden Zweifel. Ylva lehnte sich etwas vor und stützte die Ellenbogen auf der Tischplatte ab. „Hast du schon vergessen, dass du mir bei dieser Theorie recht gegeben hast?" Evelyn seufzte. „Ist ja gut. Aber..." Ylva hob eine Hand. „Nichts aber!" Sie hob das Buch hoch. „Wir beschäftigen uns jetzt mit den verschiedenen Arten von Magie. Monara hat gesagt, dass Iris die Luft mit nur einer Handbewegung abgeschnürt hat?" Evelyn nickte abwesend. „Hat sie zumindest so gesagt..."

Ylva nickte nachdenklich und blätterte einige Seiten vor. „Dann fällt die gegenständliche Magie raus.", murmelte sie. Evelyn kratzte sich verständnislos am Kopf. „Die bitte was?" Ylva verdrehte die Augen. „Magie, die von verfluchten oder verwunschenen Gegenständen ausgeht." Evelyn traute sich gar nicht zu fragen wo denn da der Unterschied war. Für sie klang das alles wie aus einem Märchen.
„Die Gegenstände müssen immer bei sich getragen werden und bei der Magieanwendung geht die Magie von dem Gegenstand und nicht von der Person, die sie anwenden möchte.", beendete Ylva ihre Ausführungen. Evelyn schwirrte der Kopf. Sie nickte und versuchte so auszusehen, als hätte sie es verstanden.

Queens- When darkness fallsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt