Kapitel 31

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Evelyn und Ylva verließen gerade Evelyns Zimmer und wären beinahe mit Raven und Jade zusammengestoßen. „Solltet ihr nicht in Hjörnis sein?", fragte Evelyn entsetzt und schaute zwischen Raven und Jade hin und her. „Ist irgendwas passiert?"
Raven schüttelte den Kopf. „Nein, nein, da ist alles gut. Übrigens schicker Haarschnitt Evelyn."
„Danke. Aber jetzt mal ernsthaft? Was macht ihr hier? Ihr solltet auf Hjörnis aufpassen."
„Jade hatte ein ungutes Gefühl.", antwortete Raven. Jade nickte. „Ja, ich glaube nicht, dass der nächste Angriff in Hjörnis sein wird..."
„Dein Gefühl täuscht sich nicht.", sagte eine Stimme hinter ihnen. Die Freundinnen drehten sich um und entdeckten Raphael, der schwer atmend den Kragen seines Anzugs richtete. Sein Bick fiel auf Evelyn. „Steht dir."
Evelyn stieß genervt die Luft aus. „Meine Haare sind egal. Was ist passiert?"
Raphael schien aus einer Starre zu erwachen. „Oh ja, stimmt." Ohne weitere Ausführungen legte er Evelyn und Ylva seine Zeigefinger auf die Stirn und verschwand mit ihnen. Raven und Jade sahen sich nur verdutzt an. Sie beide beschlich das gleiche ungute Gefühl. Nur wenige Sekunden später tauchte Raphael erneut vor ihnen auf und verschwand auch mit ihnen.

Sie tauchten in Sorin auf. Jade fasste sich an den Kopf. „Ich hasse das." Ravens Schrei lenkte wieder ihre vollständige Aufmerksamkeit auf sich. Bevor der Kuro seine Krallen in ihre Brust bohren konnte, fiel er zu Boden und löste sich in einer Pfütze aus schwarzer Schmiere auf. Hinter der Pfütze stand Ylva, die ihr Schwert an ihrem Ärmel abwischte. Ihre sonst schneeweißen Haare klebten dunkel und durchnässt vom Regen an ihrem Gesicht. „Gern geschehen."
Evelyn sah sich hektisch um. Sie sah Feya und Sualc auf sich zu rennen. „Warum sind so viele Dunkelwesen hier? Haben die Wachen nichts gemeldet?", rief sie ihnen entgegen. Feya schüttelte nur den Kopf. Sie war von oben bis unten mit Sekret beschmiert und völlig außer Atem.
„Geht schlecht, ich denke, sie wurden alle zerfleischt.", meldete sich Raphael zu Wort, griff in die Innentasche seines Jacketts und holte den Dolch heraus, den er Ylva in die Hand drückte. Sualc schaute den Engel entsetzt an. „Bitte was?" Er bekam jedoch keine Antwort, denn Raphael hatte sich schon wieder in Luft aufgelöst. Ylva schaute verdutzt auf den Dolch. „Was sollte das denn?", murmelte sie und schob den Dolch in ihren Gürtel. Sualc zuckte mit den Schultern, als wäre die Frage an ihn gerichtet gewesen. „Die Frage ist eher, was machen wir jetzt?"
„Ducken!"
Ein Pfeil zischte über ihre Köpfe hinweg und bohrte sich in die Kehle eines Dunkelwesens, welches sich aus den Bäumen auf sie stürzen wollte. Nun ergossen sich die klebrigen Überreste über die Köpfe der Freunde. Jade ließ ihren Bogen sinken.
„Wir müssen den Lebensstein beschützen und die Dunkelwesen töten."
Raven drehte ihre Wurfmesser in den Händen und ließ eines auf einen Kuro zu sausen. Schmatzend bohrte es sich in die ledrige Haut. Wenig später fiel es schwarz beschmiert zu Boden. Die Kreatur löste sich auf. „Also ein ganz normaler Tag.", murmelte sie und hob das Messer auf. „Dann wollen wir mal."

****

Evelyn schaute sich um, das Schwert fest in der Hand. Sie stand Rücken an Rücken mit Ylva, die krampfhaft versuchte durch den Regen etwas zu erkennen. „Warum muss das so regnen? Als ob das alles hier nicht schon schwierig genug wäre."
Mit einem Ruck ließ sie ihr Schwert durch die Luft sausen und schnitt einem Kuro die Kehle durch. Evelyn wollte etwas sagen, doch dann hielt sie inne. Aus dem Augenwinkel konnte sie eine Frau erkennen, die sie mit verschränkten Armen beobachtete. In der Dunkelheit konnte man sie leicht übersehen. Evelyn wusste jedoch sofort um wen es sich handelte.
Ylva rüttelte an ihrem Arm. „Evelyn! Wach wieder aus deiner Starre auf! Wir haben noch genug Dunkelwesen, die wir töten müssen. Es ist jetzt wirklich nicht die Zeit für Abwesenheit."
„Monara..."
Ylva wischte sich eine nasse Strähne aus dem Gesicht. „Was? Evelyn!"
Doch Evelyn hörte sie nicht. Ihr Blick war starr auf Monara gerichtet. Diese lächelte sie ruhig an, drehte sich dann um und verschwand im Wald. Evelyns Schwert fiel ihr aus der Hand und fiel ins nasse Gras. Ohne nachzudenken lief sie Monara hinterher. Ylva schlug die Hände über dem Kopf zusammen. „Das darf doch nicht wahr sein! Evelyn!"
Ylva wollte ihr nachlaufen, doch ein weiteres Dunkelwesen stellte sich ihr in den Weg. Sie konnte den faulen Gestank wahrnehmen, der von der Kreatur aufstieg. Der Kuro fletschte die Zähne und stürzte sich auf Ylva. Er stieß sie zu Boden und bohrte seine Krallen in Ylvas Arm. Blut spritze aus der Wunde. Sie schrie auf und stieß das Wesen von sich. Der Kuro schlidderte einige Meter von ihr weg und hinterließ eine lange Spur im Gras. Erneut wollte er sich auf sie stürzen, doch diesmal war Ylva schneller. Sie holte mit dem Schwert aus und stach es dem Kuro in die Brust. Sie sah wie die Kreatur langsam zu pulsieren begann und zog das Schwert wieder aus dem Körper. In diesem Moment fiel der Kuro auch schon in sich zusammen.

Queens- When darkness fallsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt