Kapitel 23

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Evelyn und Ylva stolperten etwas unbeholfen aus dem Felsen. „Das ging schneller als erwartet.", murmelte Ylva und schaute sich um. Sie standen in einem weiteren, von Fackeln beleuchteten Gang, von dem einige Wege abzweigten. Evelyn umfasste den Dolch fester. „Und wo müssen wir jetzt hin?" Wie haben keine Ahnung wo Monara sein könnte." Traurig schaute sie zu Ylva. „Vielleicht ist es auch schon zu spät." Ylva schüttelte entschieden den Kopf. „Sag so etwas nicht. Wir werden sie retten."
Plötzlich griff Evelyn nach ihrer Hand, zog sie in eine tiefe Felsnische und presste einen Finger auf die Lippen. Ihr Blick gab Ylva zu verstehen, dass sie sich leise verhalten sollte. Im nächsten Moment verstand sie auch warum. Ein Dunkelwesen lief gebückt aus einem der Gänge dicht neben ihnen. Aus seiner Kehle drang ein raues Knurren. Der Kuro blieb dicht neben ihrem Versteck stehen und stellte sich auf die Hinterbeine. Misstrauisch reckte er seinen schmierigen Kopf in die Luft. In seinen Augen spiegelten sich die Flammen der Fackeln. Evelyn und Ylva hielten beinahe gleichzeitig die Luft an. Hatte er sie bemerkt? Das Dunkelwesen ließ sich wieder auf alle viere fallen und trottete den Gang entlang. Als es um eine Ecke gebogen war, atmeten die Freundinnen erleichtert auf. „Das war knapp.", sagte Ylva leise und löste sich aus dem Schatten ihres Verstecks. Evelyn griff nach ihrem Arm und hielt sie fest. „Wo dieser Kuro herkommt sind bestimmt noch mehr. Wir sind hier sozusagen in ihrem Hauptquartier. Wir schaffen es nie unbemerkt zu Iris. Ach, das ist doch zwecklos. Es wäre ein Wunder, wenn wir dieses Ritual rechtzeitig verhindern können."
„Ein Wunder wäre in der Tat nicht schlecht, aber darauf können wir uns jetzt nicht verlassen. Wir sind auf uns allein gestellt und je länger wir hier stehen, desto schlechter stehen die Chancen, dass wir verhindern können was da passiert. Verdammt, dieser Engel hätte uns auch noch ein paar mehr Informationen geben können.", antwortete Ylva und deutete in den schwach beleuchteten Gang. „Ich schlage vor wir folgen diesem Gang. Das ist der Größte von allen. Irgendwo muss der doch hinführen." Evelyn nickte. „Na schön."

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Monara stand still in der Mitte eines Pentagramms, welches Iris dicht neben das von Asmodeus gemalt hatte. Iris hatte ein altes Buch aufgeschlagen und überflog die Seiten. „Ich kann es nicht glauben.", murmelte sie und schaute zu Monara. Diese schaute sie aus leeren Augen fragend an. „Was denn?"
„Ich kann nicht glauben, dass dein Vater dich einfach so verkauft hat. Sieh dich doch an, du tust genau das was ich von dir will und denkst auch noch, du würdest es auch freien Stücken tun."
„Aber ich tue das doch, weil ich das will."
Iris winkte ab. „Aber natürlich mein Liebling. Ich scherze nur. Ich bin sehr stolz auf dich, dass du das für uns tun willst."
Asmodeus verschränkte die Arme. „Weißt du was ich nicht glauben kann Iris? Dass ich hier noch immer feststecke, obwohl du nun alles hast was du für das Ritual brauchst. Fang endlich an."
„Gleich, gleich. Bitte Asmodeus, lassen Sie mich diesen Moment auskosten. Es ist eine Genugtuung zu sehen wie ein Plan aufgeht." Mit diesen Worten holte sie das Amulett hervor, welches sie sich um den Hals gehängt hatte, und malte mit dem Zeigefinger kleine Kreise auf die Oberfläche des grünen Steines. „Monara mein Schatz, würdest du beginnen?" Monara lächelte und nickte. Sie hob ihr Messer und fuhr mit der scharfen Klinge ihren Unterarm entlang. Sofort quoll Blut aus der Wunde und tropfte auf das weiße Pentagramm. Monara schaute lächelnd auf das dunkelrote Blut und reichte das blutverschmierte Messer an Asmodeus weiter. Dieser schnitt sich mit einer schnellen Bewegung ebenfalls in den Arm. Sein Blut war pechschwarz. Mit einem schaurigen Grinsen streckte er die Hand aus und packte Monaras Arm. Sein Blut sickerte in Monaras Wunde und färbte ihres zu einem dunklen Braun.

Evelyn wollte hinter dem Felsen hervorspringen, doch Ylva zog sie zurück, sodass sie unsanft gegen den harten Stein knallte. „Was soll das? Ich muss zu ihr! Sie wird verbluten.", zischte Evelyn beinahe lautlos und spähte zu der Mitte der großen Höhle. Ylva fuhr sich durch die Haare. „Wir können da nicht einfach hin! Siehst du die ganzen Dunkelwesen hier? Die würden uns zerfetzen, bevor wir überhaupt in die Nähe kommen."
Evelyn sah sie hilflos an. „Und was machen wir jetzt? Wir können hier doch nicht nur hier rumsitzen!" Ylva wollte etwas erwidern, doch Evelyn ignorierte sie und lief geduckt zu einem weiteren Felsen, den Dolch fest in der Hand. Ylva schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Das ist doch nicht dein Ernst.", murmelte sie und folgte ihr. Ständig schaute sie sich um und beobachtete die Dunkelwesen, die wie eine bedrohliche Mauer um die Pentagramme herumsaßen.
Evelyn hatte inzwischen eine kleine Anhöhe erreicht, die etwas über die Pentagramme ragte, und robbte sich immer weiter vor. Ylva versuchte Evelyns Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und sie zum Umdrehen zu bewegen. Nervös schaute sie wieder zu dem Geschehen in der Mitte der Höhle. Der Boden innerhalb der Pentagramme war blutgetränkt. Besorgt schaute Ylva zu Monara, die mit einem ausdruckslosen Blick auf die blutende Wunde starrte. Iris blätterte eine weitere Seite vor. „Das sieht doch gut aus. Ich denke wir können anfangen." Dann schaute sie auf. Ein Grinsen breitete sich auf ihren Lippen aus. „Nein, können wir noch nicht. Unsere Zuschauer haben ihre Plätze noch nicht eingenommen."
Ylvas Herz setzte einen Schlag aus. Die Kuros drehten ihre Köpfe ruckartig in ihre Richtung und fletschten die Zähne. Ylva umklammerte ihr Schwert fester und richtete sich auf. Sie sah zu Evelyn, die wie versteinert auf dem Vorsprung kauerte und ihr einen hilfesuchenden Blick zuwarf.
Iris richtete einen Finger auf Evelyn. Ein dunkelblauer Strahl schoss aus ihrer Fingerspitze und schlang sich um Evelyns Körper. „Nun kommt schon, die Show beginnt gleich. Nur nicht so schüchtern."

Queens- When darkness fallsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt