Kapitel 2 - Geheimnisse

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Ihr kriegt direkt noch ein Kapitel, da es am Beginn ja auch immer etwas dauert bis es richtig anläuft... Aus diesem Grund auch keiner der üblichen Verdächtigen dabei... Trotzdem ist es ein sehr notwendiges Kapitel.
Liebste Grüße 😊

"Was ist das für eine Karre?", fragte Sophie und Leon guckte sie aus müden Augen an. Es war 16 Uhr und er war gerade erst aufgestanden.

"Nenn das doch nicht Karre.", murrte er. Sie verdrehte die Augen.

"Es ist super hässlich.", sagte sie und stellte ihre Kaffeetasse auf den Tisch. Nicht nur, dass dieses Auto aussah als gehörte es einem Pornostar aus den 80ern (fehlte nur noch der Leopardenbezug), es parkte auch noch in ihrer Garage! Leon guckte sie ungläubig an.

"Weißt du, was so ein Auto kostet?", fragte er sie mit großen Augen.

"Mir egal, was es kostet. Nur weil es teuer ist, ist es noch lange nicht schön. Mit Geld kann man sich halt keinen Geschmack kaufen.", sie seufzte resigniert auf, als Leon ein Tütchen Gras aus der Hose zog. Die letzten Monate war das immer eine der ersten Dinge, die er nach dem Aufstehen tat.

"Und ich würde gerne wissen, woher du das Geld für so ein Auto hast. Ich meine, ich bezahle, seitdem du arbeitslos bist, die Miete alleine...und du kommst mit so einem Auto an?", sie zuckte mit den Schultern. Leon stöhnte genervt auf. Er griff in seine Hosentasche und warf ein Bündel Geld auf den Tisch. Sophie starrte ihn sprachlos an.

"Was zu Hölle, Leon? Woher hast du das?", sie nahm das Geld in die Hand und wedelte damit in der Luft. Sie wollte nicht wie seine Mutter klingen, aber irgendwas stimmte doch hier nicht.

"Von meinem neuen Job.", meinte Leon entspannt und zündete sich den Joint an.

"Was für einen neuen Job denn?", Sophie war mittlerweile komplett verwirrt.

"Musikbranche. Mehr musst du nicht wissen.", brummte er. Sie riss die Augen auf. Mehr musst du nicht wissen? Hatte dieser Satz schon bei einer Frau auf dieser Welt funktioniert? Sie starrte ihn einen Moment an und überlegte. Dann entschied sie sich es erstmal gut sein zu lassen. Sie und Leon sahen sich seit seinem neuen "Job" deutlich weniger und sie wollte nicht nur diskutieren, wenn sie mal Zeit miteinander hatten.

"Hast du heute Abend frei?", fragte sie und Leon schien einen Moment nachzudenken.

"Ja, könnte ich einrichten.", meinte er schließlich. Sophie kratzte sich am Kopf. Was für ein Job sollte das sein, wenn er es einfach mal so einrichten konnte? Sie verkniff sich einen Kommentar und nickte.

"Wollen wir chillen und ich koche was?", fragte sie als Friedensangebot. Leon grinste breit.

"Darf ich mir was aussuchen?", seine Augen blitzten auf. Die Beiden waren direkt nach ihrer Schulzeit zusammengezogen, damals noch in eine viel kleinere und bescheidenere Wohnung. Seitdem hatte Sophie immer gekocht, wenn es keine Fertigprodukte geben sollte. Sie hatte das in den letzten 9 Jahren gut gelernt.

"Ja, sicher.", sie öffnete den Kühlschrank und blickte hinein. Sie musste eh einkaufen gehen.

Leon schien einen Moment zu überlegen, bis er sich für Curry und Reis entschied.

Zwei Stunden später kam Sophie vom Einkaufen wieder. Sie öffnete die Wohnungstür und blieb schlagartig stehen, als sie Leon telefonieren hörte.

"Jo, habs gestern abgeholt. Morgen hab ich es wieder vertickt. Heute hab ich schon was anderes vor.", seine Stimme ließ ihr Blut gefrieren. Mit wem sprach er da?

"Nee, du kannst das nicht hier bei mir abholen, Gazo. Wie oft soll ich euch noch sagen, ich will nicht, dass irgendjemand zu mir kommt?", sie hörte an seiner Stimme, dass er wütend wurde.

"Ich habe nichts zu verstecken.", es krachte laut und Sophie wachte aus ihrer Trance aus. Sie atmete tief durch. Sie wollte gerne erfahren, was mit Leon los war, aber sie wusste, dass er ihr das niemals sagen würde. Sie ließ die Tür laut ins Schloss fallen.

Sie hörte Leon leise fluchen, dann verabschiedete er sich hastig. Er kam aus dem Wohnzimmer geeilt und nahm ihr beide Türen ab.

"Das ging aber schnell.", stellte er fest und warf ihr einen prüfenden Blick zu. Sie lächelte ihn breit an. Hoffentlich sah er nicht, wie gelogen dieses Lächeln war.

"War wenig los.", sie folgte ihm in die Küche und räumte die Einkäufe aus. Leon half ihr, dann entschied er sich duschen zu gehen. Sophie wartete, bis sie das Wasser laufen hörte, dann schlich sie sich in sein Zimmer.

Fragend schaute sie sich einen Moment um, dann griff sie nach seiner Jacke. Leon war manchmal sehr einfach gestrickt: er verstaut alles, was darein passte, in seiner Innentasche. So auch jetzt. Sophie schluckte hart, als sie ein Päckchen aus der Tasche zog. Es war voll mit weißem Pulver. Sie brauchte kein Labor, um zu wissen, was es war. Er trug wohl kein abgepacktes Mehl mit sich rum.

Sie ließ das Tütchen zurück in die Tasche gleiten, dann legte sie die Jacke zurück und verließ das Zimmer. In was war er da wohl reingeraten? Und wie konnte sie ihm helfen?

Kieztränen (Bonez MC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt