Kapitel 21 - Beichte

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Sophie war müde. Sie hatte die Nacht nach dem Dienst schlecht geschlafen und war am nächsten Tag mit einem schlechten Gefühl aufgewacht. Sie hatte Angst, dass sie sich in John verliebte - das durfte sie nicht. Er meinte es mit ihr sicherlich nicht ernst, sondern sie hatte einfach nur kurzfristig sein Interesse geweckt. Irgendwann würde er es sich wieder anders überlegen und sie würde mit gebrochenem Herzen zurückbleiben. Und ihre Freundschaft mit Leon wäre bald auch vorbei, wenn es so weiter ging.

Sophie blieb vor Leon's Zimmer stehen. Er war da, sie wusste das. Zögerlich klopfte sie.

"Ja?", Leon klang ebenfalls verschlafen. Sophie trat in sein Zimmer. Leon lag auf dem Bett. Die Decke lag nur notdürftig auf seinem Körper. Sein Oberkörper war nackt. Er hatte anscheinend in letzter Zeit viel trainiert und war deutlich muskulöser geworden.

" Geht's dir gut?", fragte Sophie und schaute ihn fragend an. Er nickte leicht.

"Was möchtest du?", Leon setzte sich leicht auf und blickte sie fragend an. Sophie seufzte.

"Reden?", sie zuckte mit den Schultern. Leon nickte zögerlich. Sophie ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl fallen.

"Und? Bist du jetzt mit John zusammen?", Leon schnaubte verächtlich und Sophie atmete tief ein. Das fing ja gut an.

"Nein, natürlich nicht.", murmelte sie und schüttelte den Kopf. Leon zog eine Augenbraue hoch.

"Also nur Sex? Nimm es mir nicht übel, aber das ist eigentlich nicht so dein Ding?", Leon verschränkte die Arme vor der Brust. Sophie fragte sich, ob sie ihn bitten konnte, sich etwas anzuziehen, entschied sich aber dagegen.

"Ist es auch nicht. Ich beende das, Leon. Ich möchte nicht, dass unsere Freundschaft deswegen kaputt geht.", Sophie blickte auf ihre Hände. Sie fühlte sich unwohl.

"Ach?", Leon richtete sich auf und setzte sich auf die Bettkante. Er stützte seine Unterarme auf den Knien ab und beugte sich zu Sophie vor.

"Das ändert aber nicht...Leon, ich... Du und ich, das ist nur Freundschaft.", Sophie stotterte leicht. Sie hatte sich die Worte gut zurecht gelegt, aber von Angesicht zu Angesicht fiel es ihr viel schwerer als erwartet. Leons Blick verdunkelte sich.

"Hast du Gefühle für John?", er schien wütend und Sophie fragte sich, seit wann er so schnell so aufbrausend war. Früher war er nicht so gewesen. Lag es vielleicht an den Drogen, die sie bei ihm gefunden hatte?

"Nein...Vielleicht ein bisschen, aber ich bin nicht doof, Leon. Ich weiß, dass ich ihm nichts bedeute und es nur Spaß war. Es tut mir leid, wenn ich dich damit verletzt habe.", sie fuhr sich durch die Haare. Leon verzog den Mund.

"Also sägst du ihn ab?", fragte er zufrieden. Sophie nickte. Wenn sie so ihre Freundschaft und ihr Herz retten konnte, dann schien es ihr richtig.

Ein Klingeln an der Haustür ließ sie erschrocken auffahren. Leon sprang auf.

"Warte auf ein Paket.", stellte er fest. Sophie nickte und ging zur Haustür. Leon folgte ihr - es schien ihn nicht zu stören, dass er nichts außer der Boxershorts trug. Sophie öffnete die Tür und wartete die Schritte im Hausflur ab.

"John.", verwirrt blickte sie den großen Mann vor sich an. Er grinste, dann fiel sein Blick auf Leon. Sein Gesicht verdunkelte sich und Sophie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

"John, wie schön. Wir haben gerade über dich geredet.", Leons Stimme klang sarkastisch. Es war ganz offensichtlich, dass er sich nicht über John freute.

"Ach ja?", John zog eine Augenbraue hoch und musterte ihn. Sophie seufzte. Sie bekam das Gefühl, dass das hier nicht gut enden würde. Sie zuckte zusammen, als sie Leons Arm um ihre Taille spürte. Er zog sie an seinen Oberkörper. Johns Augen verengten sich.

"Ja, Sophie hat mir gerade erzählt, dass sie das mit dir beenden will. Nicht wahr, Sophie?", Leon senkte seinen Kopf und der Griff um ihre Taille wurde fester. Schockiert blickte sie zu John.

"Ich.. -", sie wollte etwas erwidern, aber John's Blick brachte sie zum Schweigen. Er sah wütend aus, aber auch ein bisschen... verletzt? Wortlos drehte er sich um, dann verschwand er die Treppen hinunter. Sophie starrte ihm einen Moment sprachlos hinterher, dann befreite sie sich wütend aus Leons Umarmung.

"Spinnst du?", fauchte sie ihn an. Sie schlüpfte schnell in ihre Schuhe und griff nach ihrem Schlüssel.

"Was machst du?", fragte Leon sie. Er beobachtete sie.

"Wonach sieht es denn aus?", sie stieß ihn zur Seite und verließ die Wohnung. Sie konnte ihre Wut kaum zurückhalten.

"Du wolltest es doch beenden...", rief Leon ihr hinterher. Sauer drehte sie sich noch einmal um.

"ICH wollte es beenden, richtig. Aber doch nicht so. Du bist so ein Idiot.", brüllte sie ihn an, dann lief sie hinter John her. Als sie auf die Straße trat, blickte sie sich um. Sie sah John gerade noch um die Ecke biegen, dann rannte sie hinterher.

"JOHN!", sie rief ihn laut, als sie fast bei ihm angekommen war. Er blieb stehen, aber drehte sich nicht um. Sophie keuchte leicht, als sie bei ihm ankam. Sie stellte sich direkt vor ihn. Seine Augen musterten sie ausdruckslos.

"John, bitte...", Sophie hielt ihre Hand hoch, um ihm zu zeigen, dass er einen Moment warten sollte. Sie atmete ein paar Mal tief durch.

"John, ich... Es tut mir leid. Das war so nicht geplant...ich..-", noch immer atmete sie schwer, aber John unterbrach sie.

"Nicht so geplant, hm? Aber gelogen hat er nicht, was?", seine Stimme klang tief und leicht belegt. Sophie blickte ihn stumm an, dann nickte sie leicht.

"Fickt er dich jetzt?", John's Stimme war ein bisschen lauter geworden. Er klang wütend.

"Was? NEIN!", Sophie schüttelte wild den Kopf, aber John lachte emotionslos auf.

"Sah aber ganz so aus.", brummte er, dann setzte er sich wieder in Bewegung. Sophie lief erneut hinter ihm her.

"Weil er das wollte. Aber das tut er nicht. Wie kannst du sowas glauben? Für mich ist das nur Freundschaft... Oder es war nur Freundschaft. Das gerade ging gar nicht.", Sophie redete auf John ein. Der blieb erneut stehen und schaute zu ihr hinab, dann runzelte er die Stirn.

" Wenn das stimmt, wieso willst du das dann hier beenden? ", fragte er leise. Sein Blick war ein bisschen weicher geworden. Sophie biss sich auf die Unterlippe. Wie sollte sie diese Frage beantworten? Sie blickte in John's Augen. Hatte sie ihn schon einmal so ernst gesehen? Selbst bei ihrer ersten Begegnung hatte er amüsiert gewirkt und da hatte er immerhin eine Stichverletzung gehabt.

"John, ich will es ja gar nicht beenden, aber ich muss es.", meinte sie schließlich und wich seinem Blick aus. John griff nach ihrem Kinn und zwang sie dazu, ihn erneut anzusehen.

"Wieso?"

"Das kann ich dir nicht sagen.", Sophie schüttelte leicht den Kopf. John ließ ihr Kinn los.

"Dann verstehe ich nicht, wieso du hinter mir her gerannt bist.", stellte er fest. Er guckte sie einen Moment schweigend an, dann ging er erneut los. Sophie blickte ihm hinterher. Sie spürte, wie sich ihr Herz schmerzhaft zusammenzog.

"Ich...ich glaube, ich bin dabei mich in dich zu verlieben.", rief sie ihm hinterher. Sie hielt die Luft an, als sie sah, wie John schlagartig stehen blieb.

Kieztränen (Bonez MC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt