Kapitel 28 - Männerherzen

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"Diggah, was stimmt denn mit dir nicht?", Marten warf John einen kurzen Seitenblick zu. Der schaute verständnislos zurück.

"Was meinst du?", fragte er und ließ das Handy in die Tasche gleiten, nur um es direkt wieder rauszuholen. Er war nervös.

"Du hast ihr gerade gesagt, dass du sie liebst. Zum ersten Mal... Am Telefon?", Marten wusste nicht genau, ob er lachen sollte, aber Jonas brach auf der Rückbank in schallendes Gelächter aus.

"Ja, man. Ich weiß nichts über Frauen, aber..", Jonas kam nicht weiter, denn John unterbrach ihn harsch.

"Genau, du weißt gar nichts über Frauen.", brummte er genervt. Seit wann mischten die Beiden sich eigentlich ständig in seine Angelegenheiten ein?

"Chill mal. Er hat doch Recht.", stellte Marten fest und John brummte erneut.

"Hat sie es denn erwidert?", fragte Marten. Er bekam keine Antwort, also konnte er sich die Antwort denken.

"Sie war vielleicht nur überfordert. Ich meine, die ganze Situation und dann das...am Telefon.", Marten wusste nicht genau, ob er die Situation retten wollte oder sich über seinen Cousin lustig machen sollte.

"Was denken die Hurensöhne sich eigentlich dabei? Ihre Arbeitsstelle zu nennen? Die spinnen doch, ich will gar nicht wissen, ob irgendwelche Deppen jetzt ins Krankenhaus fahren, weil sie meine Freundin sehen wollen. Es gibt so kranke Menschen, ohne Witz jetzt.", John schlug auf das Armaturenbrett und Marten zischte auf.

"Mein Auto kann auch nichts dafür, man.", knurrte er. Er drückte etwas stärker auf das Gaspedal. Er wollte John so schnell es ging bei Sophie abliefern, ehe er noch ausrastete.

Eine Weile schwiegen sie. John tippte auf seinem Handy rum und las immer wieder Artikel. Je mehr er las, umso saurer wurde er. Wie konnten sie behaupten, sie wäre nicht sexy genug? Offenbar hatte keiner sie in einem hautengen Kleid gesehen - sie war verdammt sexy, nur nicht so nuttig, wir die Frauen mit denen er sich vorher vergnügt hatte. Er hoffte so sehr, dass sie sich das nicht zu Herzen nahm. Sie war viel emotionaler und zartbesaiteter als er. Er konnte sich gar nicht vorstellen, wie sie sich fühlen musste. Oder konnte er es doch? Immerhin hatte er gesagt, dass er sie liebte und sie hatte absolut nichts gesagt. Nur gehustet und dann war sie von irgendjemanden gerufen worden. Sie hatte schneller aufgelegt, als er es sich hatte vorstellen können. Er fühlte sich von ihr irgendwie abgewiesen, dennoch wollte er sie um jeden Preis beschützen. Das war wohl wirklich Liebe.

"Glaubt ihr, sie liebt mich?", fragte er schließlich. Er sah, wie Marten kurz zu Jonas in den Rückspiegel schaute. Sie kommunizierten auf diese Weise offenbar miteinander. John stöhnte innerlich auf. Es war eine dumme Idee von ihm mit ihnen über Gefühle reden zu wollen. Das machten sie eigentlich nicht.

"Ja.", sagte Jonas schließlich.

"Aber?", fragte John. Es klang nach einem Aber.

"Aber du wirst sie überfordert haben in dieser Situation. Und so lange kennt ihr euch noch nicht. Jeder hat da sein Tempo.", bemerkte Jonas schlicht. Auch er sprach eigentlich nie über Gefühle, aber John wusste, dass Jonas auch schon geliebt hatte. Und das Jonas auch schon verletzt worden war.

"Sie mag dich, Johnny. Dich und nicht dein Geld oder deinen Erfolg. Das ist ihr egal.", bemerkte Marten. John nickte leicht, dann seufzte er. Er hing erneut seinen Gedanken hinterher, als sein Handy klingelte. Erschrocken ließ er es in den Fußraum fallen und fluchte vor sich hin.

" Ja?", brüllte er beinahe in das Handy, als er das Gespräch annahm. Er hatte nicht auf den Namen geachtet.

"Alter, diggah, ich weiß, du hast schlechte Laune, aber was kann ich denn dafür?", er hörte Rafs Stimme. John brummte kurz.

"Sorry. Gibts was neues?", fragte er und schaltete das Gespräch auf laut.

"Hm, ja. Die Unterlassungsklage ist im Eilverfahren durch. Alle nehmen ihre Arbeitsstelle und ihren Nachnamen raus. Gegen den Artikel als solches können wir leider nichts machen und die Fotos auch nicht.", Raf klang vorsichtig. Er wusste nicht genau, ob John mit diesen Nachrichten zufrieden war.

"Danke, man. Das ist echt besser als nichts.", stellte dieser erleichtert fest. Er hatte schon damit gerechnet, dass man Sophie nicht ganz aus der Sache rausnehmen konnte, aber immerhin konnte er sie so etwas beschützen. Oder Raf beschützte sie. Es nervte ihn, dass er nicht selber mehr machen konnte. Er hatte schon die ganze Zeit überlegt, ob er live gehen sollte und seine Fans über die Wahrheit aufklären sollte und sie bitten sollte, Sophie in Ruhe zu lassen. Im Normalfall konnte er sich auf seine Fans verlassen, sie hörten eigentlich immer auf ihn, aber vielleicht wollte Sophie dies nicht. Er wusste es nicht.

"John?", Marten stupste ihn an. John blickte auf.

"Wir sind da. Sieh zu, dass du rauskommst. Du hast mich heute genug genervt.", Marten lachte und Jonas stimmte ein.

"Danke, man.", John nickte kurz und ließ die Worte unkommentiert. So schnell er konnte stieg er aus dem Auto aus.

Kieztränen (Bonez MC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt