Kapitel 12

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Anni hielt sich lachend den Bauch, als ich ihr von meiner Begegnung am Abend erzählte.

„Du hast nicht ernsthaft...", ein weiterer Lachanfall unterbrach ihren Satz.

„...im Schnee gelegen...", sie schüttelte den Kopf und versuchte ihren Atem wieder zu beruhigen.

„Jaja sehr witzig. Ich konnte nicht schlafen.", ich nahm meine Tasse und trank einen Schluck von meinem Kaffee.

„Und da fällt dir nichts Besseres ein, als dich neben das Scott-Denkmal in den Schnee zu legen und einen Schneeengel zu machen?", wieder begann sie zu lachen, während sie aufstand und ihr Tablet hinter sich auf den Tresen stellte.

„Offenbar nicht, nein. Also eigentlich wollte ich nur eine Runde spazieren und den Kopf frei bekommen. Das war eher so eine spontan Idee... mit dem Schneeengel....", ich zuckte unschuldig mit den Schultern.
„Hat ja keiner damit gerechnet, dass plötzlich ein gutaussehender Fremder vor mir stehen würde.", versuchte ich die letzte Nacht zu rechtfertigen.

„Der zweit an dem Tag, wohlgemerkt.", diese Anspielung beruhte definitiv auf Jason. Ich legte meinen Kopf schief und sah sie mit hochgezogenen Augenbrauche an.

„Gib zu, dass nur dir sowas passieren kann. Und dass es wirklich lustig ist.", sie stellte auch mein Tablett auf den Tresen hinter sich und wir machten uns auf den Weg in unsere Zimmer. Schließlich hatte ich in ihr Lachen mit eingesetzt, da diese Situation skurril und lustig zugleich war. Und dass mich Nathan nicht für übergeschnappt gehalten hat, grenzte an ein Wunder.

In unseren Zimmer packten wir unsere Sachen zusammen, verstauten alles im Auto und checkten aus.

„Du musst ihn auf jeden Fall anrufen.", sagte Anni als wir den Parkplatz des Hotels verließen.

„Ich weiß nicht. Er wohnt hier in Edinburgh. Selbst wenn ich ihn am Ende wirklich mag, auf eine Fernbeziehung habe ich keine Lust. Und sind wir mal ehrlich mein Leben ist gerade ziemlich kompliziert. Ich glaube nicht, dass da zurzeit ein Mann Platz hat.", versuchte ich Anni zu erklären. Natürlich fand ich Nathan sympathisch und sein Humor machte ihn nur noch attraktiver. Wieso musste das gerade jetzt passieren?!

„Clara, du weißt nie was die Zukunft bringt. Und ja, das mit deinen Eltern verändert gerade viel in deinem Leben, aber du solltest der Liebe mal eine Chance geben.", ich fühlte mich ertappt. Auch wenn ich noch nie mit Anni darüber gesprochen hatte, wieso ich mich auf keine feste Beziehung einließ, kannte sie mich mittlerweile einfach zu gut.

Ich war nicht bereit, noch einmal jemanden zu verlieren, den ich liebte. Und mein Herz brechen lassen, wollte ich mir erst recht nicht.

„Und außerdem, was wäre, wenn er der Richtige ist? Dann bereust du es irgendwann, wenn du dich nicht meldest.", sie zuckte mit den Schultern und warf mir einen abwartenden Blick zu. Anni war eine grenzenlose Romantikerin. Ich war da eher pragmatisch veranlagt.

„Also ich meine, du kannst auch Jason nehmen.", begann sie zu witzeln.
„Stimmt. Wir sollten ihn wirklich anrufen und ihm die ganze Sache erklären. Wir sind es ihm schuldig.", auf ihre Anspielung ging ich nicht ein.
„ Ja das sollten wir. Oder besser du.", sie zwinkerte mir zu und konzentrierte sich dann wieder auf den Straßenverkehr. Belustigt schnaubte ich und schüttelte den Kopf.
„Sobald wir zu Hause sind, ruf ich Jason an."

Die Stunden vergingen. Irgendwann tauschten Anni und ich Plätze und sobald sie sich auf dem Beifahrersitz niedergelassen hatte, schlief sie auch schon ein.
Nach ca. 2 Stunden fuhr ich an einer Tankstelle ran. Anni schlief tief und fest und bekam nichts mit.
Gerade war ich fertig mit tanken, da erklang ein piepen in meiner Jackentasche.

Hab ich die Chance auf ein Abendessen mit dir? N.

Ich musste Lächeln. Auch wenn er mir sehr sympathisch war, hätte ich nicht gedacht, dass er sich so schnell meldet.
Ich überlegte kurz, wollte ich das wirklich? Doch so sehr ich mir versuchte einzureden, dass ich es nicht wollte, so sehr wollte ich es eigentlich wirklich.
Schnell tippte ich eine Antwort in mein Telefon.

Die Chance besteht, ja. Nur befinden wir uns in ein paar Stunden nicht mehr im selben Land. ;) C.

Ich bezahlte die Tankrechnung und benutzte noch kurz die Toilette.
Gerade als ich die Autotür wieder öffnen wollte, klingelte mein Telefon erneut. Diesmal ein Anruf.
Jason.

„Hey Jason.", sagte ich als ich abhob.
„Clara. Du wolltest anrufen. Ihr schuldet mir noch eine Erklärung.", er klang nicht verärgert, doch in seiner Stimme lag Sorge.
„Ich weiß, tut mir leid. Wir sind noch auf dem Weg nach Hause. Kann ich mich später melden?", fragte ich vorsichtig. Ich wusste, ich konnte dem Gespräch nicht ewig aus dem Weg gehen.
„Ok. Versprich es mir bitte.", bat er.
„Versprochen. Bis später, ja."
„Bis dann. Pass auf dich auf.", dann legte er auf.
Sofort piepte mein Telefon wieder.

Aber die Insel ist dieselbe. ;) also? N.

Im Schatten meiner Erinnerung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt